# taz.de -- Deutsche Airline kauft ITA: Lufthansa fliegt auf Italien
       
       > Lange hat der Übernahmekampf gedauert, doch jetzt übernimmt die deutsche
       > Lufthansa schrittweise die angeschlagene Airline ITA.
       
 (IMG) Bild: Klar zur Landung: Lufthansa übernimmt ITA Airways
       
       Rom taz | Die Übernahme der italienischen [1][Fluglinie ITA durch die
       Lufthansa] ist in trockenen Tüchern. Am Donnerstagnachmittag besiegelten
       LH-Chef Carsten Spohr und der italienische Finanzminister Giancarlo
       Giorgetti in Rom den Deal.
       
       Vereinbart ist, dass die LH in einem ersten Schritt 41 Prozent an ITA
       übernimmt und dafür 325 Millionen Euro auf den Tisch legt. Zugleich wird
       der italienische Staat, bisher alleiniger Eigner der aus der Asche von
       Alitalia entstandenen Airline, noch einmal 250 Millionen Euro Kapital
       einschießen. Es handelt sich hier um die letzte Tranche der von der
       EU-Kommission genehmigten Staatshilfen.
       
       Doch die LH hat keineswegs vor, bloß Partner in der ITA zu werden. Im Jahr
       2026, spätestens 2027, ist die Übernahme des verbleibenden Kapitalanteils
       von 59 Prozent geplant, zu einem Preis von voraussichtlich 450 Millionen
       Euro. Damit würde ITA komplett zur Lufthansa-Tochtergesellschaft.
       
       In den kommenden Jahren soll die Flotte von bisher 71 auf 94 Flugzeuge
       aufgestockt werden. Auch das Personal soll von 4.300 auf 5.500 Beschäftigte
       anwachsen, wie das italienische Wirtschaftsministerium in seinem Communiqué
       mitteilte. Zum Vergleich: Die Lufthansa Group verfügt aktuell über 710
       Maschinen – also das Zehnfache der ITA – und beschäftigt etwa 117.000
       Personen.
       
       ## 13 Milliarden Euro Verluste
       
       Die italienische Regierung hofft, so endlich eine dauerhafte Lösung für die
       Airline gefunden zu haben. Die traditionsreiche Alitalia hatte seit dem
       Jahr 2000 [2][Verluste von insgesamt etwa 13 Milliarden Euro] eingeflogen,
       die mit öffentlichen Geldern ausgeglichen wurden.
       
       Schließlich wickelte die Regierung Alitalia im Jahr 2021 in einem
       Konkursverfahren ab und ließ die ITA an ihre Stelle treten, eine neue
       Fluglinie, die von Altschulden nicht belastet war, die sich deutlich
       schlanker präsentierte und in der die Personalkosten dank deutlich
       ungünstigerer Arbeitsverträge wesentlich niedriger lagen.
       
       Doch auch die neue Airline flog im Jahr 2022 rund 500 Millionen Euro
       Verluste ein, und es war klar, dass sie mangels kritischer Masse allein
       nicht überlebensfähig war. ITA Airways werde mit dem LH-Einstieg auch in
       Zukunft ein „führender Player“ sowie weiterhin „Italiens
       Referenz-Fluglinie“ sein und damit „Italien voller Stolz weltweit
       repräsentieren“, teilte das Finanzministerium am Donnerstag in euphorischen
       Tönen mit, während Carsten Spohr erklärte, für den italienischen Staat, die
       ITA und die LH Group ergebe sich eine „Win-win-Situation“.
       
       Ganz anders sieht Giuseppe Conte, Chef der oppositionellen
       Fünf-Sterne-Bewegung, den Deal; ihm zufolge findet hier bloß ein
       „Ausverkauf“ statt. Sicher ist jedenfalls, dass Finanzminister Giorgetti
       sich zwar über den weltweit repräsentierten „italienischen Stolz“ freuen
       mag und dass die Maschinen der ITA auch in Zukunft bemalt in den Farben der
       italienischen Trikolore fliegen werden, dass am Ende aber „Italien“ bloß
       dort draufsteht, wo faktisch die Lufthansa drin ist. Jetzt aber sind erst
       einmal der italienische Rechnungshof und die EU-Kommission, die die
       wettbewerbsrechtlichen Aspekte prüfen wird, am Zug, ehe die Übernahme
       definitiv abgeschlossen werden kann.
       
       26 May 2023
       
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