# taz.de -- CDU gewinnt Bundestagswahl: Klarer Sieg – unklare Zukunft
       
       > Die Union hat die Bundestagswahl deutlich gewonnen und will nun schnell
       > eine neue Regierung bilden. Denn die Herausforderungen sind groß.
       
 (IMG) Bild: Endlich an Ziel? Am Wahlabend konnte das mittelmäßige Ergebnis die Laune des künftigen Kanzlers nicht trüben
       
       Als um 18 Uhr in der CDU-Zentrale die erste Prognose auf einem riesigen
       Screen erscheint, herrscht dort für einen kurzen Moment Schockstarre. „CDU
       22,5 Prozent“, sagt der Moderator der ARD. Erst dann zählt er die 6,5
       Prozent dazu, die die CSU in Bayern geholt hat. Jetzt ist klar, was sich
       seit Wochen abzeichnet: Die Union ist der Gewinner dieser vorgezogenen
       Bundestagswahl.
       
       Nach nur gut dreijähriger Unterbrechung wird die CDU wieder ins Kanzleramt
       einziehen – mit Friedrich Merz, 69, dem katholischen Hobbyflieger aus dem
       Sauerland, dem jede Regierungserfahrung fehlt, der aber in der Wirtschaft
       Millionen gemacht hat.
       
       Im Foyer des Konrad-Adenauer-Hauses ist es eng, überall stehen Kameras,
       nicht nur deutsche, auch viele internationale Medien sind gekommen, um
       Bilder vom künftigen Kanzler einzufangen. Als sich der schwarze Balken auf
       dem Screen dann ganz nach oben schiebt, brandet Applaus auf, Mitglieder der
       Jungen Union halten Schilder hoch, „Team Merz“ steht drauf.
       
       Aber schnell sieht man auch nachdenkliche Gesichter. Das mag daran liegen,
       dass die Union deutlich hinter dem Ergebnis bleibt, das sie sich
       zwischenzeitlich erhofft hatte – und wofür sie sogar dieses waghalsige
       Manöver gestartet hatte, im Bundestag einen rein symbolischen [1][Antrag in
       Sachen Migrationspolitik gemeinsam mit der AfD] durchzubringen.
       
       ## Eine persönliche Schmach
       
       Die obere Hälfte der Dreißiger könne man erreichen, hatte Merz
       zwischenzeitlich gesagt, manch anderer wollte sogar eine absolute Mehrheit
       nicht mehr ausschließen. Nun könnte es sein, dass die Union mit Merz an der
       Spitze das zweitschlechteste Ergebnis einfährt, das es für sie je gab. Und
       damit noch deutlich hinter dem niedrigsten Wert bleibt, den sie unter
       Angela Merkel bei einer Bundestagswahl hatte. [2][32,9 Prozent waren es
       2017]. Für Merz wäre das wohl eine persönliche Schmach.
       
       Schon kurz nach 18.30 Uhr, die erste Hochrechnung ist soeben erschienen,
       reklamiert Merz den Sieg für sich. „Wir haben diese Bundestagswahl
       gewonnen“, sagt der CDU-Mann, der gemeinsam mit dem gesamten
       Partei-Präsidium und auch CSU-Chef Markus Söder auf die Bühne gekommen ist.
       Er wisse um die Dimension der Aufgabe, die nun vor ihn liege. Zu möglichen
       Koalitionspartnern sagt Merz nur so viel: Man habe einen harten Wahlkampf
       geführt, „aber jetzt werden wir miteinander reden“. Mit wem, bleibt offen.
       
       Weil Merz eine Zusammenarbeit mit der extrem rechten AfD ausgeschlossen
       hatte, bleibt an diesem Abend lange unklar, ob ein Koalitionspartner für
       eine Mehrheit im Bundestag reichen wird. Oder werden dafür zwei gebraucht?
       Und könnte einer davon doch noch die FDP sein, wenn sie es knapp in den
       Bundestag schafft?
       
       Aber selbst dann wäre man eigentlich bei einer Viererkoalition, schließlich
       muss man die eigensinnige CSU gesondert zählen. Das wäre vermutlich ein
       kompliziertes Bündnis – das den sofortigen und tiefgreifenden
       Politikwechsel, den Merz im Wahlkampf vor jeder Fernsehkamera angekündigt
       hat, empfindlich ausbremsen könnte. Sein zentrales Wahlkampfversprechen
       wäre schnell perdu.
       
       ## Die Zeit rennt
       
       Merz hatte eigentlich gehofft, als klarer Sieger könne sich die Union den
       Koalitionspartner aussuchen. Mit SPD und Grünen verhandeln, die beiden
       gegeneinander ausspielen und die Preise dabei hochtreiben. Doch danach
       sieht es eher nicht aus. Bis Ostern, so hoffte man bei der CDU, solle der
       Koalitionsvertrag stehen. Vorbereitet wird die Regierungsübernahme seit
       Ende des vergangenen Jahres von Generalsekretär Carsten Linnemann und
       Thorsten Frei, dem Parlamentarischen Geschäftsführer der
       Bundestagsfraktion, zwei Merz-Vertrauten, die beide auch für wichtige
       Posten in der Regierung gehandelt werden.
       
       Bis zu den Sommerferien will man erste Projekte auf den Weg bringen. Die
       Menschen sollten schnell merken, dass sich etwas verändere und die Union
       liefere, hat Merz im Wahlkampf regelmäßig betont. [3][15 Punkte hat die
       CDU] dafür in einem Sofortprogramm benannt. Das Heizungsgesetz der Ampel
       etwa will sie abschaffen, die Teillegalisierung von Cannabis auch, der
       Strom soll billiger und Geflüchtete an der Grenze sollen zurückgewiesen
       werden. Ob die künftigen Koalitionspartner das mitmachen?
       
       Den Zeitdruck, den sich die Union angesichts von Wirtschaftslage und
       aufgeheizter Stimmung in der Gesellschaft selbst auferlegt hat, hat der
       neue US-Präsident Donald Trump in den letzten zehn Tagen noch einmal
       erhöht. Seitdem ist klar, dass Europa für seine Sicherheit künftig allein
       sorgen und die Ukraine stärker als bislang unterstützen muss.
       
       Um bei den Verhandlungen darüber überhaupt mitzuspielen, braucht
       Deutschland schnell eine handlungsfähige Regierung. Und die wiederum
       braucht eine Menge Geld für die Verteidigung. Ohne neues Sondervermögen
       oder die Reform der Schuldenbremse wird das nicht gehen. An der Uneinigkeit
       darüber war die Ampel zerbrochen. Kleiner sind die Herausforderungen
       seitdem nicht geworden.
       
       23 Feb 2025
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /-CDU-bildet-Mehrheit-mit-AfD-/!6066084
 (DIR) [2] /Ergebnis-der-Bundestagswahl-2017/!5449920
 (DIR) [3] /CDU-Fuenfpunkteplan-der-CDU/CSU/!6063346
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Sabine am Orde
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Schwerpunkt Bundestagswahl 2025
 (DIR) Friedrich Merz
 (DIR) CDU/CSU
 (DIR) GNS
 (DIR) Schwerpunkt Bundestagswahl 2025
 (DIR) Schwerpunkt Bundestagswahl 2025
 (DIR) Schwerpunkt Bundestagswahl 2025
 (DIR) Schwerpunkt Bundestagswahl 2025
 (DIR) Schwerpunkt Bundestagswahl 2025
 (DIR) Friedrich Merz
 (DIR) Friedrich Merz
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Lockerung der Schuldenbremse: Geld für Verteidigung: Soll der alte Bundestag entscheiden?
       
       Ein neuer Bundestag ist gewählt – doch womöglich könnte der alte noch eine
       wichtige Milliarden-Entscheidung treffen. Das sind die Hintergedanken.
       
 (DIR) CSU nach der Wahl​: Söder und die letzte Patrone​
       
       Markus Söder sieht sich als Sieger der Bundestagswahl – wie könnte es
       anders sein. Aber jubeln will der CSU-Chef nicht.
       
 (DIR) Sieger des rassistischen Wahlkampfes: Rechte Parolen wirken – für die AfD
       
       Die AfD hat sich bei der Bundestagswahl verdoppelt. Dass die anderen
       Parteien an sie verloren haben, liegt auch am Migrationswahlkampf.
       
 (DIR) Wählerwanderung zur Bundestagswahl: AfD mobilisiert viele Nichtwähler:innen
       
       Enttäuschte Ampel-Wähler:innen verschaffen der Union ein starkes
       Wahlergebnis. Die AfD mobilisiert besonders viele Nichtwähler:innen. Die
       Linke gewinnt links.
       
 (DIR) Wahlkampf im Rückblick: Demos, Tiktok und der große Tabubruch
       
       Der Wahlkampf war kurz, kalt und hart. Auch hinter dem Wahl-Team der taz
       liegt eine intensive Zeit. Neun Momente, die uns besonders bewegt haben.
       
 (DIR) Totalausfall von Friedrich Merz: Scharfe Kritik an „Judenfahne“-Äußerungen
       
       Bei seiner letzten Wahlkampfrede bezeichnet Friedrich Merz die israelische
       Flagge als „Judenfahne“ und verdreht Tatsachen. Es hagelt Kritik.
       
 (DIR) CDU-Chef Friedrich Merz: Friedrich der Mittelgroße
       
       Joachim-Friedrich Martin Josef Merz könnte bald Kanzler von Deutschland
       werden. Wissen wir, wer da kommt?