# taz.de -- Bekämpfung des Rechtsextremismus: Das BKA macht ernst
       
       > Das Bundeskriminalamt will gegen Rechtsextreme vorgehen – mit neuen
       > Strukturen und mehr Personal. Für diese Pläne gibt es nicht nur Lob.
       
 (IMG) Bild: Haben die Köpfe zusammengesteckt: BKA-Chef Holger Münch und Innenminister Horst Seehofer
       
       Es soll offenbar ein großer Aufschlag werden. [1][Das Bundeskriminalamt
       (BKA)] plant laut Medienberichten einen deutlichen Ausbau seiner Strukturen
       für die Bekämpfung des Rechtsextremismus, mit 440 neuen Personalstellen
       und einem verschärften Vorgehen gegen Hasspostings. In der Politik findet
       das weitgehend Zustimmung. Manchen indes geht das nicht weit genug – oder
       zu weit.
       
       „Ich begrüße die Pläne ausdrücklich“, erklärte SPD-Innenexperte Uli
       Grötsch. „Kein Neonazi darf sich jemals unbeobachtet fühlen. Jeder muss für
       seine Taten zur Rechenschaft gezogen werden, egal ob es sich um Gewalttaten
       oder um Hasskommentare handelt.“ Der Grüne Konstantin von Notz sagte:
       „[2][Eine strukturelle Neuaufstellung der Sicherheitsbehörden] und eine
       klarere personelle Konzentration auf rechtsextreme Strukturen fordern wir
       seit Langem.“
       
       Das Bundesinnenministerium bestätigte am Montag nur, dass das BKA ein
       Konzeptpapier eingereicht habe. Die Süddeutsche zitiert direkt daraus:
       Demnach sollen im Kampf gegen Rechtsextreme neue Referate und
       Sondereinheiten mit 440 neuen Stellen aufgebaut werden. Zudem soll die
       Gefährlichkeit von gewaltbereite Rechtsextreme mit einem Analysetool,
       „Radar-rechts“, systematisch erfasst werden – bei Islamisten wird dies
       bereits angewandt.
       
       Derzeit gehen die Behörden von 12.500 [3][gewaltbereiten Rechtsextremisten
       aus]. Als Gefährder, denen jederzeit eine schwere Straftat zugetraut wird,
       gelten davon nur rund 40. Für Sebastian Fiedler, Chef des Bundes Deutscher
       Kriminalbeamter (BDK), dürfte diese Zahl nach der Reform und einem
       strukturellen Durchforsten der Szene die Zahl „deutlich höher“ liegen.
       
       ## Neuer Strafbestand für Feindeslisten
       
       Aufgebaut werden soll im BKA auch eine „Zentralstelle zur Bekämpfung von
       Hasskriminalität“. Diese soll Hasspostings im Internet zentral erfassen,
       die VerursacherInnen ermitteln und deren Daten an örtliche Dienststellen
       übermitteln. Heikel: Das BKA will dafür angeblich auch die Verlängerung von
       Speicherfristen für Onlinepostings, also eine Vorratsdatenspeicherung.
       Zudem sollen Plattformen wie Facebook oder YouTube Hetzkommentare nicht
       mehr nur löschen – sondern diese mit den Nutzerdaten auch direkt dem BKA
       zuleiten. Angeregt wird auch ein neuer Straftatbestand für das Erstellen
       von „Feindeslisten“.
       
       Auch der Bundesverfassungsschutz arbeite an einem Reformpapier, bestätigte
       das Innenministerium. Anfang September werde Horst Seehofer (CSU) über
       beide Konzepte entschieden, danach der Bundestag. Die Pläne sind eine
       Reaktion auf den Mord am Kasseler Regierungspräsidenten Walter Lübcke,
       mutmaßlich durch einen Nazi. Seehofer hatte danach mehr Härte gegen
       Rechtsextreme angekündigt.
       
       BDK-Chef Fiedler begrüßte die Pläne als „äußerst sinnvoll und in Teilen
       überfällig“. Wer den Rechtsextremismus ernster bekämpfen will, müsse auch
       an Onlinehasskommentare ran. „Es geht um strafrechtliche Inhalte“, so
       Fiedler. „Und Hassreden sind die Grundlage für viele weitere Probleme.“ Die
       Reform bedeute aber auch Mehrarbeit für die Länderpolizeien. Bisher sei
       aber unklar, wie das funktionieren soll.
       
       „Echte Reformen sind das nicht“, sagte dagegen FDP-Innenexperte Benjamin
       Strasser. Es brauche eine Strukturreform aller Sicherheitsbehörden, auch
       mit Zusammenlegung von Landesbehörden. „Wir brauchen weniger Behörden, die
       sich besser abstimmen und mehr verantwortlich fühlen.“ Der Grüne von Notz
       kritisierte die geplante Vorratsdatenspeicherung: Massenüberwachungen seien
       mit den Grundrechten „unvereinbar“. Entscheidend sei ein „zielgerichtetes“,
       zwischen den Behörden abgestimmtes Vorgehen.
       
       19 Aug 2019
       
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