# taz.de -- Baseball in den USA: Drei Ligen sind weniger als eine Liga
       
       > George Altman war ein begnadeter Baseballer. Er zeigte es in der MLB, in
       > Japan und in den Negro Leagues. Vermutlich ist er deswegen nicht so
       > bekannt.
       
 (IMG) Bild: Das ist Geschichte, die noch fortlebt: „Negro Leagues Baseball Museum“ in Kansas City, Missouri
       
       Eine sportliche Leistung dürfte dann größer und beeindruckender sein, wenn
       man sich vor Augen führt, wie sie zustande kam. [1][George Altman], der
       jüngst starb, wurde in Goldsboro, USA, geboren. Das ist nicht nur eine
       Kleinstadt in [2][North Carolina], sondern war 1933, Altmans Geburtsjahr,
       auch noch rassistisch segregiert. Schon das war für einen Schwarzen Jungen
       eine beschissene Voraussetzung, ins Leben zu starten. Seine Mutter starb,
       als er vier war. Sein Vater brachte die Kinder alleine durch, und dass sein
       Sohn George immer auf der Straße war, um Baseball und Basketball zu
       spielen, verstand er nicht und unterstützte er nicht.
       
       „Mein Vater hielt Sport immer für Zeitverschwendung“, notierte Altman in
       seiner Autobiografie. „Er konnte sich nicht vorstellen, dass man vom Sport
       leben kann.“ Aber George war gut genug, um ein Stipendium an der, wie sie
       heute heißt, Tennessee State University zu bekommen. Nach dem Abschluss
       1955 wurde er Baseballprofi, und zwar dort, wo man ihn aufnahm, aber nicht
       gut bezahlte: bei den Kansas City Monarchs in den „[3][Negro Leagues]“.
       
       In der [4][Major League Baseball] (MLB) spielten damals zwar schon
       Schwarze. Aber es war halt so, dass sie dort, wie man in den MLB-Klubs
       wirklich dachte: spielen durften. Als sei es eine gewährte Gnade. 1947 war
       der Afroamerikaner [5][Jackie Robinson] bei den Brooklyn Dodgers
       aufgelaufen. Dass Robinsons Verpflichtung in der MLB nicht der eine und
       einzige [6][Durchbruch] im US-Sport war, kann einer wie George Altman
       bezeugen.
       
       Robinson war, als er geholt wurde nicht der größte Star im Schwarzen
       Baseball. Er galt viel mehr als einer, der smart und bescheiden genug
       auftrat, um der weißen Sportöffentlichkeit zumutbar zu sein – und dem
       zugleich zugetraut wurde, die auf ihn wartenden Beleidigungen und
       Demütigungen wegstecken zu können.
       
       Außerdem war das erklärte Ziel der Integration der besten Schwarzen Profis
       in die MLB, die Schwächung der „Negro Leagues“. Der Manager der Brooklyn
       Dodgers, [7][Branch Rickey,] der sich feiern ließ als derjenige, der das
       Ende des Rassismus im US-Sport eingeleitet hatte, sprach den „Negro
       Leagues“ schlicht das Existenzrecht ab. Deren Managern blieb nur, sich über
       den respektlosen Umgang zu beklagen.
       
       Integriert, aber immer noch rumgeschubst 
       
       Und auch Schwarze Profis spürten vom Ende des Rassismus nicht so viel. Von
       weißen Kollegen gab es Anfeindungen und manchmal mussten Spieler wie Jackie
       Robinson im Bus warten, während ihre weißen Teamkollegen in Restaurants
       aßen.
       
       In dieser Zeit wurde George Altman von den [8][Chicago Cubs] verpflichtet,
       ein weißer Spitzenklub. 1959 gab er sein Debüt in der MLB. Er spielte gut,
       überdurchschnittlich gut – im Baseball kann man das ja anhand der
       Spielstatistiken belegen –, und vor allem sorgte er für ein paar
       sporthistorische Momente. 1961 war er der erste, der gegen den Starwerfer
       der LA Dodgers, Sandy Koufax, zwei Homeruns schaffte. So etwas bleibt im
       Gedächtnis.
       
       Aber Altman wurde rumgereicht: von den Chicago Cubs zu den St. Louis
       Cardinals zu den New York Mets. Wenn es einen Spieler abzugeben gab, war
       einer wie Altman immer der erste, an den man dachte. Nach Verletzungen
       sortierten ihn die Cubs, wo er wieder gelandet war, ganz aus.
       
       Doch Altman wollte noch nicht aufhören. Er heuerte in Japan an, bei den
       Lotte Oryons, später bei den Hanshin Tigers – beides Klubs des [9][Nippon
       Professional Baseball], wie die Profiliga heißt. Sieben Jahre, bis 1975 –
       man kann auch sagen: bis zu einem Alter von 42 – beeindruckte er dort.
       
       Aus George Altman, für den das Leben in Goldsboro, North Carolina, nicht
       viele attraktive Optionen vorgesehen hatte, wurde ein Geschäftsmann. Ende
       November 2025 ist er im Alter von 92 Jahren gestorben. Einer der ganz
       berühmten Stars wurde er nicht. Das liegt daran, dass mit der bloßen
       Integration Schwarzer Sportler der Rassismus nicht aus der Welt geschafft
       ist. Aber Altman war der letzte lebende Profi, der noch sowohl in den MLB
       als auch in den „Negro Leagues“ und als kleine Zugabe noch in der Nippon
       League gespielt hat.
       
       26 Dec 2025
       
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