# taz.de -- Krieg im Osten der DR Kongo: Kongos Rebellen stiften Verwirrung, USA drohen Ruanda
> Die M23-Rebellen wollen sich aus der frisch eroberten Stadt Uvira
> zurückgezogen haben. Aber nach dem vermeintlichen Abzug sind sie offenbar
> noch da.
(IMG) Bild: Das überlebensgroße Denkmal von Kongos Präsident Felix Tshisekedi vor dem Sturz …
Mit Spitzhacken [1][hauen die Kongolesen auf eine Statue von Präsident
Felix Tshisekedi ein], bis sie vom Sockel fällt. Das bemerkenswert
hässliche Zementdenkmal für „Fatshi Beton“, wie sich Kongos Präsident von
seinen Fans gerne nennen lässt, stand bislang in der Mitte eines
Kreisverkehrs in der ostkongolesischen Stadt Uvira an der Grenze zu
Burundi.
Vor rund zehn Tagen [2][rückten die Rebellen der AFC/M23 (Allianz des
Kongo-Flusses/Bewegung des 23. März) in Uvira ein]. Ihre Zerstörung des
Präsidentendenkmals am Samstag verdeutlicht den Staatszerfall im Osten der
Demokratischen Republik Kongo. Die Rebellen richteten am Samstag einen
„Salongo“ ein, ähnlich wie die schwäbische Kehrwoche: die Bevölkerung ist
angehalten, kollektiv Grundstücke und Straßen zu reinigen. Dabei wurde
jetzt offenbar auch die Statue demoliert und deren Überreste weggefegt.
Eigentlich hatte die M23 hatte am vergangenen Mittwoch den Rückzug aus der
700.000-Einwohner-Stadt angekündigt. Denn die Einnahme von Uvira war in den
USA scharf kritisiert worden. Erst am 4. Dezember hatten die Staatschefs
von Ruanda und DR Kongo in Washington unter Schirmherrschaft von Präsident
Donald Trump feierlich [3][einen Friedensvertrag unterzeichnet].
Nun drohten die USA Ruanda, das die M23 militärisch unterstützt, mit
Sanktionen. Sie [4][suspendierten] als Erstes die Teilnahme Ruandas an der
sogenannten „Green Card Lottery“, die Aufenthaltserlaubnisse in den USA
nach dem Zufallsprinzip gewährt – bisher gab es für Ruanda nach ruandischen
Angaben 400 solche „Green Cards“ pro Jahr.
## Auf den Hügeln statt auf den Straßen
Daraufhin erklärten die M23 ihren „freiwilligen“ Rückzug aus Uvira, als
Zeichen des guten Willens. Doch sie setzten Bedingungen: die Stationierung
einer „neutralen“ Truppe, die verhindert, dass Kongos Armee oder die mit
ihr verbündeten „patriotischen“ Milizen (Wazalendo) die Stadt erneut
besetzen.
Ohne das abzuwarten, zogen erste M23-Einheiten am Mittwoch und Donnerstag
tatsächlich ab. Aber wie Einwohner von Uvira gegenüber lokalen Medien
berichteten, gingen sie nicht weit. Von den Hügeln rings um Uvira blicken
sie nun auf die Hauptverkehrsstraßen, die nach Uvira hineinführen, sowie
auf den gewaltigen Tanganyika-See, an dem die Stadt liegt. Die
M23-Einheiten sind erfahren in hügeligem bewaldeten Terrain, Häuserkampf in
dicht besiedelten Gebieten vermeiden sie stets.
Nachdem am Samstag die Bilder vom Denkmalsturz in Uvira um die Welt gingen,
bestätigte Kongos Armee am Abend [5][in einer Erklärung], die M23 sei doch
noch in Uvira. Die Rebellen sowie Ruandas Armee kontrolliere weiterhin
mehrere Stadtviertel und Straßen. Die Rückzugsankündigung sei ein reines
„Ablenkungsmanöver“.
Im Umland von Uvira gehen derweil die Kämpfe weiter. In den Bergen zwischen
Mwenga und Minembwe sowie auf der Fizi-Hochebene kam es die letzten Tage zu
heftigen Gefechten. Offenbar haben die M23-Truppen über die Hügel Uvira
umgangen und rücken nun weiter gen Süden vor. Kongos Armeesprecher meldet,
die M23-Truppen seien am Freitag 35 Kilometer südlich von Uvira auf der
Überlandstraße Richtung Baraka gesichtet worden.
Nach Baraka hatte sich nach eigenen Angaben Süd-Kivus Provionzregierung
zurückgezogen. Der Dachverband der Zivilgesellschaft von Baraka [6][lässt
nun aber vermelden], dies sei nicht der Fall; die Einwohner seien von
Kongos Regierung „im Stich gelassen“ und „ohne militärischen Schutz“
zurückgelassen worden.
## UN-Blauhelme bleiben in DR Kongo
Unter dem Eindruck dieser Lage [7][beschloss der UN-Sicherheitsrat] am
Freitag einstimmig die Verlängerung der UN-Mission in der DR Kongo
(Monusco) um ein Jahr. Die noch 11.500 Blauhelme befinden sich eigentlich
auf dem Rückzug; dieser pausiert nun. Bereits 2024 aber verließen alle
UN-Blauhelme die Provinz Süd-Kivu, in welcher Uvira liegt. Deren erneute
Stationierung als „neutrale“ Truppe, wie die M23 sie fordert, kommt nicht
mehr in Frage; nur mobile Einheiten zur Überwachung eines Waffenstillstands
sollen eingesetzt werden.
Das verschärfte Mandat der UN-Eingreiftruppe FIB ist ebenso verlängert.
Doch diese UN-Spezialkräfte mit Kampfmandat stehen im M23-kontrollierten
Goma in der Provinz Nord-Kivu. Sie kämpfen nicht, sie sitzen fest.
Ruanda zeigt sich vom internationalen Druck ohnehin unbeeindruckt. „Wir
überwinden diese Hürden und gehen unseren Weg weiter“, [8][erklärte Ruandas
Präsident Paul Kagame] am Samstag auf dem Kongress seiner Regierungspartei
RPF (Ruandische Patriotische Front) selbstsicher. Am Freitag [9][traf
Ruandas Außenminister Olivier Nduhungirehe] am Rande des „Russland-Afrika“
Forums in Ägyptens Hauptstadt Kairo seinen russischen Amtskollegen Sergei
Lawrow. Sie bekräftigten eine engere Zusammenarbeit und eine Abstimmung bei
UN-Resolutionen.
21 Dec 2025
## LINKS
(DIR) [1] https://x.com/TazamaRDC_Infos/status/2002374607047655518
(DIR) [2] /Kongos-Rebellen-erobern-weitere-Stadt/!6136909
(DIR) [3] /Versoehnung-zwischen-Kongo-und-Ruanda/!6135570
(DIR) [4] https://x.com/ChroniclesRW/status/2002061313468739602
(DIR) [5] https://x.com/FARDC_Info/status/2002484677697769606
(DIR) [6] https://x.com/SMwanamilongo1/status/2002394231998906553
(DIR) [7] https://news.un.org/en/story/2025/12/1166643
(DIR) [8] https://x.com/UrugwiroVillage/status/2002128973589803292
(DIR) [9] https://x.com/onduhungirehe/status/2002270562794508394
## AUTOREN
(DIR) Simone Schlindwein
## TAGS
(DIR) Schwerpunkt Demokratische Republik Kongo
(DIR) M23-Rebellen
(DIR) Ruanda
(DIR) UN-Sicherheitsrat
(DIR) Monusco
(DIR) Schwerpunkt Demokratische Republik Kongo
(DIR) Schwerpunkt Demokratische Republik Kongo
(DIR) Afrobeat
## ARTIKEL ZUM THEMA
(DIR) M23-Offensive in der DR Kongo: Die Rebellen marschieren einfach weiter
Kongos Regierung und Burundi finden kein Rezept gegen die M23-Rebellen. Im
UN-Sicherheitsrat liefern sich die USA und Ruanda heftige Wortgefechte.
(DIR) Kongos Rebellen erobern weitere Stadt: Der Krieg wird zum Flächenbrand
Die Armee der DR Kongo überlässt den M23-Rebellen Uvira an der Grenze zu
Burundi. Das Land unterstützt Kongos Armee und Ruanda feindlich gesinnte
Milizen.
(DIR) Frieden zwischen Kongo und Ruanda: Trumps Kongo-Knoten
Der US-Präsident will durch US-Investitionen Frieden zwischen Kongo und
Ruanda schaffen. Doch sein Wirtschaftskolonialismus bringt das Gegenteil.