# taz.de -- Erfolg bei Erhaltung aussterbender Art: Leguane bekommen Liebesnest auf einsamer Insel
> Der Kleine Antillen-Leguan ist vom Aussterben bedroht. Ein Projekt auf
> der Karibikinsel Prickly Pear East Cay gibt aber Anlass zur Hoffnung.
(IMG) Bild: Artenschutz ist Handarbeit: Gesundheitsscreening bei einem Exemplar des Kleinen Antillen-Leguans
AP | Auf der winzigen Insel Prickly Pear East Cay herrscht meist absolute
Ruhe. Wer genau hinhört, kann seit einigen Jahren allerdings das Rascheln
von Echsen hören, die durch die Büsche huschen – sehr zur Freude von
Wissenschaftlern aus der Region. Ab 2015 wurden etwa zwei Dutzend
[1][Kleine Antillen-Leguane] auf dem unbewohnten Eiland in der Karibik
ausgesetzt. Inzwischen haben sich die Tiere dort stark vermehrt.
„Das ist etwas, das zu uns gehört“, sagt Devon Carter,
Forschungsmitarbeiter der [2][Organisation Anguilla National Trust]. „Wir
haben keine Löwen, wir haben keine Elefanten. Aber das, was wir haben,
müssen wir würdigen.“ Und die zum britischen Überseegebiet Anguilla
gehörende Insel Prickly Pear East Cay hat mehr und mehr davon. Etwa 300
Exemplare der Echse sind es inzwischen – Tendenz steigend. Vor zehn Jahren
waren es noch exakt null.
Per Boot brachten Wissenschaftler 2015 zunächst zehn der Leguane von der
einige Kilometer entfernten Hauptinsel Anguilla herüber. Dort war ihr
Lebensraum durch menschliche Besiedlung immer weiter eingeschränkt worden.
Der „Umzug“ ist ein Versuch, die Art vor dem Aussterben zu bewahren.
„Prickly Pear East ist ein Hoffnungsschimmer für diese prachtvollen
Echsen“, sagt Jenny Daltry, die für die Organisationen Fauna & Flora und
Re:wild arbeitet. Das Projekt „beweist, dass heimische Wildtiere, wenn man
ihnen eine Chance gibt, schon wissen, was zu tun ist“.
## Kaum Rückzugsorte
Auf Prickly Pear East Cay haben die Leguane nur selten Kontakt mit Menschen
und auch keine natürlichen Feinde. Die Insel ist damit einer von fünf Orten
weltweit, an denen sich die sehr stark gefährdete Art allmählich wieder
ausbreitet. Insgesamt gibt es laut Schätzung von Tierschützern noch etwa
20.000 Exemplare.
Die ersten Menschen kamen wohl vor etwa 7.000 Jahren auf die Inseln der
östlichen Karibik. Die Leguane waren zu dieser Zeit bereits dort. Es wird
vermutet, dass sie auf Treibgut, das von Flüssen in Südamerika ins Meer
gespült wurde, die Region erreicht hatten. Damals waren sie auf etwa zehn
der Inseln verbreitet. Auf Antigua, Barbuda, St. Kitts, Nevis und St.
Martin sind sie laut Angaben von Re:wild bereits ausgestorben. Auch von
Guadeloupe, St. Barts und Martinique seien sie bereits weitgehend
verschwunden.
## Verdrängung durch eingewanderten Leguan
Eine [3][große Bedrohung für den Bestand der Art ist ein naher Verwandter,
der Grüne Leguan]. Dieser lebt seit dem 18. Jahrhundert auf Guadeloupe.
Infolge des Hurrikans „Luis“, der 1995 in der Karibik wütete, verbreitete
er sich dann auch auf andere Inseln. Die Grünen Leguane haben mehr
Nachwuchs, nehmen mehr Raum ein und fressen mehr Nahrung. Das größte
Problem aber ist, dass sich die beiden Arten miteinander paaren. „Das
gefährdet die genetische Lebensfähigkeit deutlich“, sagt Isabel Curtis von
der Organisation Anguilla National Trust.
Vor zehn Jahren begannen die Tierschützer, Kleine Antillen-Leguane auf
Anguilla einzufangen. Bewohner der Insel unterstützten sie, indem sie
Sichtungen meldeten und zum Teil Fotos machten. „Wir haben ein ganzes Jahr
damit verbracht, Leguane zu suchen“, sagt Farah Mukhida, die Leiterin von
Anguilla National Trust. „Das war alles Handarbeit.“ Insgesamt fanden sie
und ihre Mitarbeiter 23 Exemplare – das war Schätzungen zufolge die gesamte
Population der Insel.
Mithilfe von Gentests wurde überprüft, ob es sich um reinrassige Tiere
handelte. Nachdem sich die ersten zehn auf Prickly Pear East Cay eingewöhnt
hatten, wurden auch die übrigen 13 hingebracht. Bald konnten die
Wissenschaftler die Nester beobachten – und schließlich auch erste
Nachkommen. „Es war wirklich ermutigend, dass sie sich fortpflanzten“, sagt
Mukhida.
## Genetische Vielfalt schaffen
Kleine Antillen-Leguane können in freier Wildbahn mehr als 20 Jahre alt
werden. In jungen Jahren sind sie grün, später dann grau. Um die genetische
Vielfalt zu fördern, baten die Wissenschaftler die Behörden des
Inselstaates Dominica, von dort weitere weibliche Tiere zu bekommen.
Auf Dominica gibt es die größte Population der Region. Aber auch dort ist
sie bedroht, seit im Jahr 2017 durch den Hurrikan „Maria“ auch diese Insel
von Grünen Leguanen bevölkert wurde. Inzwischen sind einige der
dominicanischen Leguane auf Prickly Pear East Cay angekommen. Auch sie
haben Nester angelegt und pflanzen sich fort.
Menschen begegnen sie – anders als in der alten Heimat – nur noch selten.
Auf der unbewohnten Insel gibt es lediglich zwei Restaurants, die
Bootsausflügler bewirten. Serviert werden dort unter anderem Hummer und
gegrillte Hähnchen. Leguane stehen nicht auf dem Speiseplan.
21 Dec 2025
## LINKS
(DIR) [1] https://de.wikipedia.org/wiki/Kleiner_Antillen-Leguan
(DIR) [2] https://axanationaltrust.com/
(DIR) [3] /Verdraengung-in-Puerto-Rico/!5991171
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