# taz.de -- Kubas Wirtschaft: Havanna buhlt um ausländische Investoren
       
       > Die Wirtschaft des Inselstaates Kuba ist wohl auch 2025 geschrumpft.
       > Damit die Zukunft besser wird, setzt die Regierung auf Öffnung – zaghaft.
       
 (IMG) Bild: Kuba will für Touristen attraktiver werden. Helfen sollen dabei ausländische Investoren
       
       Einfache, flexible und transparente Verfahren für [1][ausländische
       Investoren will Kuba] einführen. Das hat Außenhandelsminister Oscar
       Pérez-Olivia zuletzt auf der Internationalen Messe FIHAV in Havanna
       erklärt. Denn „Bürokratieabbau“ lautet eines der Zauberwörter, die die
       kubanischen Ministerien für sich entdeckt haben.
       
       Um das Ganze einigermaßen plausibel zu machen, gibt es auch schon
       Vorzeigeprojekte: Dazu gehört ein vietnamesisches Pilotprogramm im
       Reisanbau in der Provinz Pinar del Río, mit dem angeblich viermal höhere
       Erträge als auf dem Rest der Insel erzielt werden. Auch erste Hotels hat
       der kubanische Staat verpachtet, wo internationale Partner zu einhundert
       Prozent frei schalten und walten können.
       
       Moment – in Kuba? Richtig ist, dass Kubas Minister Manuel Marrero auf der
       Tourismusmesse FITCuba Mitte Oktober 2025 angekündigt hat, dass ab dem 1.
       Januar 2026 das erste Hotel an die spanische Tourismusgruppe Iberostar
       verpachtet wird – genauer das Origin Laguna Azul an Kubas Parade-Strand
       Varadero. Das ist ohne Zweifel ein pragmatischer Schritt.
       
       Und ein Paradigmenwechsel, sollte das Beispiel Schule machen und weitere
       Hotels verpachtet werden. Etliche Tourismusinstitutionen, die dafür in
       Frage kommen, befinden sich im Besitz der Militär-Holding GAESA, darunter
       wohl auch das Hotel Copacabana in Havanna, das chinesische Interessenten
       übernehmen könnten. Doch noch ist nichts fix, und es braucht mehr, um den
       [2][kubanischen Tourismus], der in diesem Jahr die
       Zwei-Millionen-Besucher-Marke unterschreiten könnte, zu reanimieren.
       
       ## Falsche Erwartungen
       
       „Die potenziellen Besucher wollen nicht nur Strand und Sonne, sie wollen
       auch gut essen, mit dem Auto über die Insel fahren, Kuba erleben. Doch da
       wird es schwierig“, so Omar Everleny Pérez. Der Sozialwissenschaftler hat
       gerade der Insel den Rücken gedreht, weil Tropenkrankheiten, die das
       Gesundheitssystem früher weitgehend im Griff hatte, wie Dengue-,
       Chikungunya- oder das Oropouche-Fieber, auch in seiner Nachbarschaft in
       Havanns Stadtteil Marianao grassieren. Er ist über die Feiertage zu seiner
       Tochter nach Miami gefahren.
       
       Und für Pérez sind die Vorausetzungen für steigende Touristenzahlen
       schlicht nicht gegeben. „[3][Wenn in den Nachbarstädten Cárdenas und
       Matanzas zwanzig Stunden am Tag kein Strom zu kriegen ist], wenn die
       Straßen selbst rund um Varadero in miesem Zustand sind, wenn es kein Benzin
       für Mietautos gibt, wie soll das funktionieren?“, fragt er. Fakt ist: Kuba
       braucht Investitionen in die Infrastruktur, dafür ist die Regierung
       verantwortlich, die aber seit Jahren kaum eine Straße auf der Insel geteert
       hat.
       
       ## Ungelöste Probleme
       
       Das erleichtert den Neustart im Tourismus nicht gerade, und auch in anderen
       Wirtschaftssektoren wird es nicht werden, weil die chronischen Hürden nicht
       abgebaut wurden, so Pérez. „In der [4][Landwirtschaft] ist es das zentrale
       staatliche Ankaufsystem, Acopio, an dem kein Weg vorbeiführt, bei
       Auslandsinvestitionen muss nach wie vor jedes Unternehmen das Personal von
       einer staatlichen Agentur beziehen – das sind strukturelle Hürden“, meint
       Pérez.
       
       Für ihn gehen die von der Regierung in Havanna angekündigten Maßnahmen zwar
       in die richtige Richtung, aber sie greifen zu kurz. Daher ist seine
       Prognose für 2026 nicht sonderlich positiv. Stagnation, lautet sie und ist
       damit schon besser als die der Wirtschaftskommission der Vereinten Nationen
       für Lateinamerika und die Karibik (Cepal). Die prognostiziert ein Minus von
       1,5 Prozent für die Inselökonomie. Damit rangiert Kuba gemeinsam mit Haiti
       am Ende des Rankings. Der Paradigmenwechsel in Kuba ist mehr als
       überfällig.
       
       18 Dec 2025
       
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