# taz.de -- Anti-Drogen-Krieg in den USA: Trump stuft Fentanyl als Massenvernichtungswaffe ein
> Der Präsident erklärt das Schmerzmittel Fentanyl zur ernsthaften
> Bedrohung für die Vereinigten Staaten. Das Militär greift wieder
> mutmaßliche Drogenboote an.
(IMG) Bild: Donald Trump, im Begriff, das Dekret zu unterzeichnen
afp | US-Präsident Donald Trump hat im Rahmen seiner Anti-Drogen-Politik
die Gangart verschärft: Per Dekret stufte er das Schmerzmittel Fentanyl am
Montag (Ortszeit) als „Massenvernichtungswaffe“ ein und behauptete entgegen
der offiziellen Statistik, „200.000 bis 300.000 Menschen“ würden
[1][jährlich durch das Mittel ums Leben kommen]. Unterdessen griff die
US-Armee drei weitere mutmaßliche Drogenboote im Ostpazifik an. Dabei seien
„acht Narco-Terroristen“ getötet worden, erklärte das US-Südkommando.
In dem Trump-Dekret heißt es, illegal gehandeltes Fentanyl ähnele „eher
einer chemischen Waffe als einem Betäubungsmittel“. „Die Möglichkeit,
Fentanyl als Waffe für konzentrierte, großangelegte Terrorangriffe durch
organisierte Gegner einzusetzen, stellt eine ernsthafte Bedrohung für die
Vereinigten Staaten dar“, ist darin weiter zu lesen.
## Befugnis für US-Behörden
„Keine Bombe hat eine solche Wirkung“, sagte Trump über das Schmerzmittel.
„Jedes Jahr sterben 200.000 bis 300.000 Menschen, soweit wir wissen“, fügte
er hinzu. Laut US-Gesundheitsbehörde sind die Zahlen deutlich geringer:
Demnach starben im vergangenen Jahr schätzungsweise 80.000 Menschen an
einer Überdosis. 48.000 dieser Toten starben durch den Missbrauch von
Schmerzmitteln.
Trumps Fentanyl-Dekret befugt die US-Behörden, gegen die Bedrohung durch
das Opioid und seine Vorläufersubstanzen vorzugehen. So soll etwa das
Justizministerium Ermittlungen veranlassen und das Heimatschutzministerium
Schmugglernetzwerke offenlegen.
Für den Begriff Massenvernichtungswaffen fehlt eine allgemein anerkannte
oder völkerrechtlich bindende Definition. Er erinnert an den Irakkrieg vor
gut 20 Jahren, als die USA dem damaligen irakischen Machthaber Saddam
Hussein den Besitz solcher Waffen vorwarfen und ohne ein UN-Mandat in den
Irak einmarschierten. Die Behauptung der USA gilt heute als widerlegt.
## Angriffe auf drei Boote im Ostpazifik
Das US-Südkommando tötete nach eigenen Angaben bei Angriffen auf drei Boote
im Ostpazifik „acht männliche Narco-Terroristen“. Geheimdienstinformationen
hätten bestätigt, dass die Schiffe auf bekannten Drogenhandelsrouten
unterwegs und im Drogenhandel tätig gewesen seien, erklärte das Südkommando
am Montag (Ortszeit) im Onlinedienst X.
Seit September greifen US-Streitkräfte immer wieder [2][Boote angeblicher
Drogenschmuggler in der Karibik und im Ostpazifik] an. Dabei wurden
mindestens 95 Menschen getötet. Kritiker bezeichnen die [3][Angriffe als
außergerichtliche Hinrichtungen und völkerrechtswidrig]. Zudem brachten die
USA Kriegsschiffe vor Venezuela in Stellung, darunter den größten
Flugzeugträger der Welt, die „USS Gerald R. Ford“.
Trump beschuldigt den linksnationalistischen Präsidenten Venezuelas,
Nicolás Maduro, Drogenbanden zu kontrollieren und gezielt gegen die USA
einzusetzen. Maduro wirft Trump vor, ihn stürzen zu wollen. Anders als das
Nachbarland Kolumbien produziert Venezuela keine Drogen im großen Stil,
gilt aber als Transitland.
## Hegseth in der Kritik
US-Verteidigungsminister Pete Hegseth und US-Außenminister Marco Rubio
wollen am Dienstagnachmittag (Ortszeit) alle US-Senatoren über die Angriffe
auf mutmaßliche Drogenboote informieren. Der Minderheitsführer der
Demokraten im Senat, Chuck Schumer, warf der republikanischen Regierung im
Vorfeld ein „skrupelloses und rücksichtsloses Vorgehen in der Karibik“ vor.
Die Demokraten würden bei der Anhörung für Aufklärung sorgen.
Hegseth steht beim politischen Gegner insbesondere wegen einem der ersten
Angriffe auf mutmaßliche Drogenboote im September in der Kritik. Dabei
waren wehrlose Überlebende mit einem zweiten Angriff gezielt getötet
worden, was einem Kriegsverbrechen gleichkommen könnte.
Der Verteidigungsminister wies eine persönliche Verantwortung in dem Fall
zurück, nannte den Vorgang zugleich aber rechtmäßig. In der vergangenen
Woche trat der Befehlshaber für das Südkommando, Admiral Alvin Holsey, ohne
Angabe von Gründen zurück. Er hatte laut Medienberichten Zweifel an der
Rechtmäßigkeit der Angriffe auf die Boote geäußert.
16 Dec 2025
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