# taz.de -- Bundesregierung missachtet Experten: Ein Strompreis für alle
       
       > Sollte Deutschland mehrere Strompreiszonen bekommen? Nein, sagt das
       > Wirtschaftsministerium und wischt die Empfehlungen Sachverständiger vom
       > Tisch.
       
 (IMG) Bild: Soll das so? Wenn Windräder im Norden viel Strom erzeugen, fällt der Strompreis im Großhandel – auch für den windradarmen Süden
       
       Die Bundesregierung will partout an einer einheitlichen Preiszone im
       deutschen Strommarkt festhalten. Das heißt: Im Großhandel soll es auch
       weiterhin keine Rolle spielen, wo Strom erzeugt und verbraucht wird. Damit
       soll in Regionen, in denen Strom knapp ist, auch weiterhin der gleiche
       Preis gelten wie in Regionen, in denen Überfluss herrscht.
       
       In einem [1][„Aktionsplan Gebotszone“] hat das Wirtschaftsministerium
       dieses wenig marktwirtschaftliche Konzept, das bereits im Koalitionsvertrag
       steht, nun gegenüber der EU-Kommission bekräftigt. Die dadurch entstehenden
       Schieflagen im Netz sollen künftig schlicht durch stärkere Leitungen
       bekämpft werden.
       
       Ein Beispiel für die bisherige Fehlsteuerung: Heute können
       Speicherbetreiber in Süddeutschland billig Strom einkaufen, wenn im Norden
       viel Wind weht – selbst dann, wenn der Strom rein physikalisch gar nicht
       bis in den Süden fließen kann. Weil am Ende aber stets die Physik siegt,
       müssen die Netzbetreiber diese Fehlsteuerungen, die das Marktdesign
       provoziert, anschließend aufwendig und teuer korrigieren.
       
       Die Bundesregierung war in der Pflicht, einen entsprechenden Aktionsplan
       vorzulegen. Das verlangte die EU-Elektrizitätsbinnenmarktverordnung,
       [2][nachdem eine Analyse vom Verband der europäischen
       Übertragungsnetzbetreiber im April zu dem Schluss gekommen war, dass
       Deutschlands Strommarkt idealerweise in bis zu fünf regionale Zonen
       aufgeteilt werden müsse].
       
       ## Experten: „Kosten könnten signifikant gesenkt werden“
       
       Doch nicht nur auf europäischer Ebene wird der Ruf nach einer Aufspaltung
       der deutschen Einheitszone lauter. Auch heimische Strommarktexperten halten
       einen solchen Schritt für geboten. Erst vergangene Woche legte die
       [3][Expertenkommission zum Monitoring der Energiewende ihren Bericht vor],
       der das Thema umfassend beleuchtet. Darin heißt es: „Durch eine
       Gebotszonentrennung könnten Kosten für das Engpassmanagement und den
       notwendigen Netzausbau signifikant gesenkt werden.“ Zugleich ließen sich
       „Standortentscheidungen für neue Erzeuger, Flexibilitäten und zukünftige
       Stromverbraucher wie Giga-Factories verbessern“.
       
       Gleichwohl verteidigt die Bundesregierung weiterhin das bestehende
       Marktmodell: „Aus übergeordneten Gründen“ lehne sie eine Neukonfiguration
       des Strommarkts ab, denn diese würde „die Investitionsunsicherheit in der
       Energiewirtschaft deutlich erhöhen“. Zudem würde ein solcher Schritt „zu
       regionalen Kostenunterschieden für Endverbraucher führen“. Die
       Expertenkommission hingegen betont, regionale Preise hätten in der Summe
       „ökonomische und systemische Vorteile“.
       
       16 Dec 2025
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://www.bundeswirtschaftsministerium.de/Redaktion/DE/Pressemitteilungen/2025/12/20251215-erhalt-der-einheitlichen-stromgebotszone.html
 (DIR) [2] /Energieversorgung/!6082105
 (DIR) [3] https://www.bundeswirtschaftsministerium.de/Redaktion/DE/Publikationen/Energie/monitoringbericht-der-expertenkommission-zum-energiewende.pdf?__blob=publicationFile&v=12
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Bernward Janzing
       
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