# taz.de -- Journalist in DR Kongo ermordet: Magloire Paluku, Kongos ewig rebellischer Geist
> Einer der bekanntesten Journalisten im Osten der DR Kongo wird in der
> M23-Rebellenhochburg Goma erschossen. Er hatte sich den Rebellen
> angeschlossen.
(IMG) Bild: Magloire Paluku wurde vor seinem Haus erschossen
Er starb zwei Tage vor seinem 59. Geburtstag, laut Familie mit sieben
Kugeln aus einer schallgedämpften Pistole niedergestreckt, direkt vor
seinem Haus in Goma, Rebellenhauptstadt im Osten der Demokratischen
Republik Kongo. Noch ist nicht geklärt, wer am vergangenen Mittwoch
Magloire Paluku ermordet hat, Kulturberater der in Goma herrschenden
Rebellenallianz AFC/M23 (Allianz des Flusses Kongo / Bewegung des 23.
März). Entweder können die Rebellen nicht einmal in ihrer Hochburg ihre
eigenen Kader schützen – oder sie waren es selbst.
Unerschrocken, wortgewaltig, lebensfroh, omnipräsent: Jeder kannte Magloire
Paluku in der schillernden und gefährlichen Landschaft des Journalismus im
seit drei Jahrzehnten von Krieg geplagten Osten der DR Kongo. Paluku
[1][schrieb schlechte Gedichte], [2][sang Lieder an der Gitarre],
veröffentlichte in Eigenregie einen Spionageroman und zog in „Pamphleten“,
die er [3][bis zuletzt auf seinem X-Konto veröffentlicht] hat, über die
Politiker seines Landes her.
Vor allem aber trug Paluku als Gründer und Direktor des beliebten
[4][Radiosenders Kivu 1] ab 2011 den direkten und frechen Ton der Straße
von Goma in die Medien, mit schnellen Nachrichten, flapsigen Sprüchen und
bissiger Kommentierung aus dem Leben der jungen Generation.
„Er ist aktiv und professionell, er macht die Realität verständlich, er ist
kompetent, er ist lustig, er sagt die Wahrheit, er ist mutig, er geht vor
Ort und scheut keine Risiken, er geht die Konfrontation ein“, lautete 2017
das Ergebnis einer [5][Hörerbefragung].
## Dauerhoffnung auf die Revolution
Paluku war seines eigenen Glückes Schmied. Geboren am 12. Dezember 1966 in
Butembo, der wichtigsten Stadt des Nande-Volkes im Ostkongo, zog er nach
der Schule nach Goma, wo er Lehrer wurde, Theater und Musik machte, durchs
Juraexamen fiel und sich dann als junger Radiojournalist dem Rebellenführer
Laurent-Désiré Kabila anschloss, der 1996–97 in einem von Ruanda
unterstützten Blitzkrieg das Land eroberte und die Mobutu-Diktatur stürzte.
Aber er verlor nach dem Umsturz schnell seine Illusionen in Kabilas neuem
Staatsrundfunk.
Wie so viele Kongolesen machte der junge Journalist in Goma eine politische
Schlingerkarriere: mal mit und mal gegen die Regierung, mal diese und mal
jene zivile oder bewaffnete Opposition, immer in der vergeblichen Hoffnung,
dass es diesmal endlich gut werde. Unter Kongos aktuellem Präsidenten Félix
Tshisekedi arbeitete er zeitweise im Kulturministerium in Kinshasa – dann
schloss er sich den AFC/M23-Rebellen an und hoffte erneut auf die
Revolution.
Die Rebellen schätzten ihn als Überläufer und gaben ihm Zugang zu den
Mächtigen. Er revanchierte sich mit [6][professionellen Propagandavideos].
Kollegen loben seinen Mut: Man konnte sich auf ihn verlassen, er setzte
sich für Journalisten im M23-Gebiet ein. Andere kritisierten ihn als
prinzipienlos und warfen ihm vor, jedem nachzulaufen, der ihm Ruhm
verspreche.
Beim Massenprozess in Abwesenheit gegen die Rebellenführung vor einem
Militärgericht in Kinshasa im Juli 2024 wurde Magloire Paluku zum Tode
verurteilt. Das Todesurteil ist nun vollstreckt worden – bei den Rebellen.
## Große Trauerfeier in Goma
Einigen Berichten zufolge hatte sich Paluku mit dem stellvertretenden
M23-Provinzgouverneur Willy Manzi verkracht, der dann seine Garde
losgeschickt haben soll. Aber auch M23-Feinde aus seinem eigenen Nande-Volk
wünschten Paluku schon lange als „Verräter“ den Tod. Leibwächter lehnte er
ab: Ihn kenne doch jeder, soll er gesagt haben, in Goma sei er sicher.
Jetzt herrscht in Goma Trauer. Am Dienstag [7][soll Magloire Paluku
beigesetzt werden], mit einer ökumenischen Feier im großen „Stadion der
Einheit“ der Millionenstadt.
Lokale Journalisten trauern um ihn als Vorbild und Mentor. „Ich werde seine
Tiraden vermissen“, sagt ein Kollege. „Die Revolution vergibt nicht“,
bilanziert ein anderer: „Er ging sämtliche Irrwege, um die Macht zu
erlangen, aber die Macht liebte ihn nicht. Er liebte das Leben und
verschwendete es.“
15 Dec 2025
## LINKS
(DIR) [1] https://laprunellerdc.cd/la-mort-du-noir-est-morte-dans-ce-monde-poeme-de-magloire-paluku/
(DIR) [2] https://x.com/kivunewstoday/status/1999737688740757951
(DIR) [3] https://x.com/magloire_p15982/status/1996252423329857966
(DIR) [4] https://radiokivu1.info//
(DIR) [5] https://publication.codesria.org/index.php/pub/catalog/download/26/45/125?inline=1
(DIR) [6] https://x.com/TshisolaYan/status/1999743851980820981
(DIR) [7] https://x.com/maozigabe/status/2000278804560761265
## AUTOREN
(DIR) Dominic Johnson
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