# taz.de -- China-Kritikerin Carmen Lau: Deepfakes gegen Demokratie
       
       > Mithilfe von gefälschten Nacktfotos soll der Ruf der aus Hongkong
       > geflüchteten Aktivistin geschädigt werden. Sie spricht von
       > „transnationaler Repression“.
       
 (IMG) Bild: Carmen Lau spricht bei einer Kundgebung gegen den geplanten Neubau der chinesischen Botschaft in London am 14. Juni 2025
       
       In ihrem Kampf für Demokratie in Hongkong hat Carmen Lau schon viele Opfer
       bringen müssen: 2021 musste sie aus der Stadt fliehen, als China dort die
       Demokratiebewegung zerschlug. Die heute 30-Jährige hat ihr Mandat im
       Bezirksparlament verloren, ihre Partei musste sich auflösen. Doch auch im
       britischen Exil war Lau schon mit Steckbriefen konfrontiert, die Unbekannte
       in ihrer Nachbarschaft verteilt hatten. Und Chinas Botschaft setzte für
       Hinweise, die zu ihrer Ergreifung führen, eine Belohnung von einer Million
       Hongkong Dollar (umgerechnet 107.000 Euro) aus.
       
       Beunruhigend daran war, dass Hongkongs Polizei Carmen Lau [1][über die
       offizielle Webseite der Polizei suchen lässt] und eine Belohnung in der
       gleichen Höhe ausgelobt hat. Vorgeworfen wird Lau, deren Geburtsname auf
       kantonesisch La Kar-men lautet, in dem offiziellen Online-Steckbrief
       „Aufwiegelung“ und „Verschwörung mit ausländischen Elementen zur Gefährdung
       der nationalen Sicherheit“. Schon die Steckbriefe waren eine „schwere
       psychologische Last“, sagte Lau. Sie traute sich nur noch mit einer Kappe
       und Maske aus dem Haus. Bald suchte sie sich eine neue Wohnung an einem
       anderen Ort.
       
       Den Mund lässt sich die Aktivistin zum Ärger Pekings und Hongkongs auch in
       ihrem Exil in einem Londoner Vorort nicht verbieten. Vielmehr organisiert
       sie Menschen, die dorthin aus Hongkong geflohen sind, und setzt sich weiter
       für Demokratie und Freiheit in ihrer Heimat ein. Lau zählt auch zu den
       größten Kritikern des [2][geplanten, aber bisher nicht genehmigten Neubaus
       der chinesischen Botschaft in London]. Das wäre Chinas weltgrößte
       Auslandsvertretung. Sie könnte, so fürchten viele, bei Chinas
       Spionageaktivitäten im Königreich helfen, die in den letzten Jahren
       Berichten zufolge bereits ein dreistes Ausmaß angenommen haben.
       
       ## Und jetzt auch noch Deepfakes
       
       Doch nun haben Carmen Laus unbekannte Gegner, mutmaßlich aus dem Umfeld der
       Peking-nahen Hongkonger Regierung oder gar aus Chinas
       Staatssicherheitsapparat, noch härtere Geschütze aufgefahren: Sie
       verschickten an frühere Nachbarn Briefe, in denen Lau in Montagen leicht
       oder gar nicht bekleidet in sexuell-aufreizenden Posen oder beim
       Geschlechtsakt zu sehen ist und sexuelle Dienstleistungen anbietet. Solche
       Deepfakes genannten Montagen lassen sich leicht mit Programmen oder
       künstlicher Intelligenz erzeugen. Diese Form der geschlechtsspezifischen
       Gewalt nutzten in der Vergangenheit häufig Männer, um sich an ihren
       Ex-Partnerinnen zu rächen.
       
       Bei Lau scheint das Ziel die Einschüchterung einer politischen Aktivistin
       zu sein. Mit den Worten „Ich bin eine Frau und ich werde auf diese Art
       bedroht“, wird die Aktivistin [3][im Guardian zitiert], der als Erster
       darüber berichtete. Sie bezeichnet die Briefe mit den sexualisierten
       Angriffen „als Eskalation transnationaler Repression“.
       
       Laut der britischen Polizei wurden die Briefe an Lau in Macau abgeschickt.
       Die frühere portugiesische Kolonie und heutige chinesische
       Sonderverwaltungsregion ist Hongkongs Nachbarstadt auf der anderen Seite
       des Perlfluss-Deltas.
       
       Lau ist laut Guardian nicht als Einzige solchen neuartigen Angriffen
       ausgesetzt. Auch die Frau des früheren Hongkonger Abgeordneten der
       Demokratischen Partei, Ted Hui, wird mit Deepfakes verleumdet. Zwar stand
       sie nicht in der Öffentlichkeit, doch das legt die Vermutung nahe: Das sind
       keine Einzelfälle, sondern eine organisierte Kampagne gegen
       Demokratie-Aktivistinnen.
       
       11 Dec 2025
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://www.police.gov.hk/ppp_en/06_appeals_public/nsc/detail.html?id=20240001
 (DIR) [2] https://www.bbc.com/news/articles/c3v3rygdrryo
 (DIR) [3] https://www.theguardian.com/world/2025/dec/11/sexually-explicit-letters-deepfake-hong-kong-activists-uk-australia
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Sven Hansen
       
       ## TAGS
       
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