# taz.de -- Meduza-Auswahl 3. – 10. Dezember: Wie Russland in Syrien wieder Fuß fasste
       
       > Ein Jahr nach dem Sturz des von Russland unterstützen Diktators Assad in
       > Syrien sind die Beziehungen zwischen Moskau und Damaskus erstaunlich
       > warm.
       
 (IMG) Bild: Als stünde man nicht bis vor kurzem noch auf der jeweils anderen Seite des Schlachtfeld: Putin und Al-Scharaa im Oktober 2025
       
       Das [1][russisch]- und [2][englischsprachige] Portal Meduza zählt zu den
       wichtigsten unabhängigen russischen Medien. [3][Im Januar 2023 wurde Meduza
       in Russland komplett verboten]. Doch Meduza erhebt weiterhin seine Stimme
       gegen den Krieg – aus dem Exil. Die taz präsentiert seit 1. März 2023 unter
       taz.de/meduza immer mittwochs in einer wöchentlichen Auswahl, worüber
       Meduza aktuell berichtet. Das Projekt wird von der [4][taz Panter Stiftung]
       gefördert. 
       
       In der Zeit vom 3. bis 10. Dezember 2025 berichtete Meduza unter anderem
       über folgende Themen: 
       
       ## Staatlich gewollte Zahlungsprobleme bei „OVD-Info“
       
       Das Menschenrechtsprojekt „OVD-Info“ wurde am 5. Dezember 14 Jahre alt.
       Ende November haben russische Zahlungsplattformen es aber aus ihren
       Systemen ausgeschlossen und ihm damit seine wichtigste Einnahmequelle
       genommen. Regelmäßigen Spenden von 12.000 Menschen sind nun kaum mehr
       möglich.
       
       „OVD-Info“ hilft politisch Verfolgten, verteidigt Menschen, die in
       Strafverfahren verwickelt sind, und dokumentiert Repressionen. Meduzu
       sprach auf Russisch mit dem Projektleiter Alexander Polivanow darüber,
       [5][wie politische Gefangene unterstützt werden können.] „Einer unserer
       wichtigsten Ziele ist es, neue Instrumente zu entwickeln, um Menschen für
       den Kampf gegen politische Repressionen zu gewinnen“, sagt er.
       
       ## Wie es zwischen Moskau und Damaskus steht
       
       Am 8. Dezember erklärten syrische Rebellen unter der Führung der Miliz
       Hayat Tahrir al-Sham (HTS) den Sturz des Regimes von Bashar al-Assad.
       Russland hatte jahrelang den Diktator unterstützt – und dabei genau die
       Kräfte bekämpft, die nun in Damaskus regieren. Viele Beobachter gingen
       davon aus, dass Moskau nach dem 8. Dezember 2024 vollständig aus Syrien
       verdrängt werden würde. Doch der der Kreml handelte schnell. Und baute
       Beziehungen zur neuen Führung unter Präsident Ahmed al-Scharaa auf.
       
       Meduza sprach dazu mit Hanna Notte, Direktorin des Eurasia Nonproliferation
       Program am James Martin Center for Nonproliferation Studies: Wie haben sich
       die syrisch-russischen Beziehungen ein Jahr nach dem Sturz Assads
       entwickelt? [6][Das Interview publiziert Meduza auf Englisch.]„Nach meiner
       derzeitigen Einschätzung wird es Russland mittel- bis langfristig gelingen,
       in Syrien Fuß zu fassen. Allerdings nur in sehr bescheidenem Umfang. Ich
       sehe derzeit keine Entwicklungen, die dazu führen könnten, dass Russland
       aus seinen Stützpunkten vertrieben wird – zumal die Trump-Regierung
       offenbar keine großen Probleme mit dieser Präsenz hat“, sagt sie.
       
       ## Russland und die Geldwäsche
       
       Die Europäische Union plant, Russland auf ihre Liste der Länder mit hohem
       Risiko für Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung zu setzen. Das berichtet
       Politico. Wird diese Entscheidung offiziell, würde Russlands Status als
       Pariastaat weiter verschärft. [7][Meduza sprach dazu auf Englisch mit dem
       Anti-Korruptions-Experten Ilya Shumanov.]
       
       Die Aufnahme in die schwarze Liste der EU würde für Russland einen
       Rückschlag bedeuten – auch für künftige Generationen: Das Land wird aus
       künftigen Investitionsprogrammen und der globalen wirtschaftlichen
       Integration ausgeschlossen. „Im Grunde genommen rauben die russischen
       Behörden ihren eigenen Kindern und Enkeln die Zukunft. Sie werden allein
       aufgrund des Krieges in der Ukraine ärmer sein“, sagte Shumanov.
       
       ## „Staatsverrat“ ist in Russland der Kontakt mit Ukrainern
       
       Ein russisch-belgischer Doppelstaatler reiste jüngst nach St. Petersburg,
       um seinen kranken Vater zu besuchen. Doch an der Grenze wurde er
       festgenommen. Und wegen „Staatsverrats“ angeklagt. Der Grund: Er hatte mit
       einer ehemaligen Freundin aus der Ukraine korrespondiert und Geld an sie
       überwiesen. Das berichtet die Zeitung „Sever.Realii“. [8][Meduza
       veröffentlicht den Text auf Russisch erneut.]Der 48-jährige Michail
       Loschinin lebt seit 1999 in Europa, zuletzt in Deutschland, und arbeitet
       als Datenbankadministrator in Luxemburg. Seine Familie ist weit verteilt:
       Die Mutter lebt in Polen, der Vater in St. Petersburg. Michailos Schwester
       ist ukrainische Staatsbürgerin.
       
       Anwalt Evgeny Smirnov kommentierte gegenüber Meduza den Fall von
       Loshchinin: „Mikhail Loshchinin hat Geld an eine Privatperson in der
       Ukraine überwiesen“. Nach Ansicht der Sicherheitsbehörden sei das eine Form
       des Landesverrats: Die finanzielle Unterstützung von Aktivitäten, die gegen
       die Sicherheit der Russischen Föderation gerichtet sind.
       
       10 Dec 2025
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://meduza.io
 (DIR) [2] https://meduza.io/en
 (DIR) [3] /Russische-Medien-im-Exil/!5911767
 (DIR) [4] /!v=4269299f-23bb-40f2-a4ea-2b1b1ae40192/
 (DIR) [5] https://meduza.io/feature/2025/12/05/donat-iz-rossii-v-2025-godu-eto-zhest-eto-vozmozhnost-vyrazit-nesoglasie
 (DIR) [6] https://meduza.io/en/feature/2025/12/08/one-year-after-assad-s-fall-meduza-asks-political-scientist-hanna-notte-about-the-state-of-russian-syrian-relations
 (DIR) [7] https://meduza.io/en/feature/2025/12/05/e-u-blacklisting-over-money-laundering-and-terrorist-financing-pushes-russia-further-into-pariah-status
 (DIR) [8] https://meduza.io/feature/2025/12/04/rossiyanin-s-belgiyskim-grazhdanstvom-poehal-v-peterburg-navestit-zabolevshego-ottsa
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Tigran Petrosyan
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Unser Fenster nach Russland
 (DIR) Schwerpunkt Syrien
 (DIR) Russland
 (DIR) Unser Fenster nach Russland
 (DIR) Ukraine
 (DIR) Unser Fenster nach Russland
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Meduza-Auswahl 27.November – 3.Dezember: Was bedeutet es heute, Russin oder Russe zu sein?
       
       Präsident Putin gibt per Dekret eine „nationale Politikstrategie“ aus. Sie
       beschäftigt sich unter anderem mit der „Stärkung der Einheit der russischen
       Nation“.
       
 (DIR) Meduza-Auswahl 20.–26. November: Wie nah das Russische Rote Kreuz dem Kreml steht
       
       Der Organisation wird vorgeworfen, sich an der Arbeit „patriotischer“
       russischer Organisationen zu beteiligen. Trotzdem erhielt sie weiterhin
       Gelder aus Europa.
       
 (DIR) Meduza-Auswahl 13.–19. November: Propaganda für Kirgistan
       
       In dem zentralasiatischen Kirgistan wird ein neuer TV-Sender eröffnet: Er
       soll mit dem vom Kreml finanzierten RT in Verbindung stehen.