# taz.de -- Meduza-Auswahl 20.–26. November: Wie nah das Russische Rote Kreuz dem Kreml steht
       
       > Der Organisation wird vorgeworfen, sich an der Arbeit „patriotischer“
       > russischer Organisationen zu beteiligen. Trotzdem erhielt sie weiterhin
       > Gelder aus Europa.
       
 (IMG) Bild: Auch das Rote Kreuz steht seinem Kreml ideologisch nahe: Russlands Präsident Wladimir Putin
       
       Das [1][russisch]- und [2][englischsprachige] Portal Meduza zählt zu den
       wichtigsten unabhängigen russischen Medien. [3][Im Januar 2023 wurde Meduza
       in Russland komplett verboten]. Doch Meduza erhebt weiterhin seine Stimme
       gegen den Krieg – aus dem Exil. Die taz präsentiert seit 1. März 2023 unter
       taz.de/meduza immer mittwochs in einer wöchentlichen Auswahl, worüber
       Meduza aktuell berichtet. Das Projekt wird von der [4][taz Panter Stiftung]
       gefördert. 
       
       In der Zeit vom 20. bis 26. November 2025 berichtete Meduza unter anderem
       über folgende Themen: 
       
       ## Wie geht es weiter mit dem Friedensplan?
       
       Die Ukraine und die USA haben sich auf „die meisten Punkte“ eines
       Friedensplans geeinigt – die Details werden die Staatschefs Wolodymyr
       Selenskyj und Donald Trump persönlich besprechen. Darüber hinaus werden die
       USA mit den europäischen Ländern die Punkte abstimmen, die sie direkt
       betreffen. Erst danach werden die amerikanischen Unterhändler versuchen,
       Russland mit „Zuckerbrot und Peitsche“ zu überzeugen.
       
       Wie geht es nun weiter und wie wird Russlansd Präsident Wladimir Putin auf
       den geänderten Plan reagieren? Alexander Baunov, Senior Fellow am
       Carnegie-Zentrum für Russland- und Eurasienstudien in Berlin, [5][hat dazu
       mit Meduza auf Russisch gesprochen.] „Da der aktuelle Plan veröffentlicht
       wurde, bedeutet das für den Kreml, dass er nicht zum Nachteil Russlands
       geändert werden darf. Denn alle haben bereits die 28 Punkte zur Kenntnis
       genommen. Und müssen verstehen, dass das stolze Russland sich nun nicht
       mehr vor aller Augen beugen wird“, sagt er.
       
       ## Das Russische Rote Kreuz in der besetzten Ukraine
       
       Seit mindestens 2023 ist das Russische Rote Kreuz (RRK) mit finanzieller
       Unterstützung Moskaus in den besetzten Gebieten der Ukraine tätig. [6][Im
       Jahr 2024 berichtete Meduza], dass Personen, die sich als Mitarbeiter der
       Organisation ausgaben, Kriegsgefangene in einer Kolonie in der Region
       Donezk misshandelten.
       
       Nun hat Meduza erneut zum RKK recherchiert. In den letzten Jahren hat es
       sich noch tiefer in die Aktivitäten der russischen Militär- und
       Propagandamaschinerie verstrickt, [7][berichtet das Exilmedium auf
       Russisch.]Gleichzeitig erhält RKK weiterhin Millionen Euro von der
       Internationalen Rotkreuz- und Rothalbmondbewegung, die unter anderem von
       der Europäischen Kommission und anderen internationalen Organisationen
       finanziert wird. Das Russische Rote Kreuz erklärt offiziell seine
       Neutralität, beteiligt sich jedoch aktiv an der Arbeit militaristischer
       „patriotischer“ Organisationen. Und mehrere regionale Unterabteilungen des
       RKK waren Mitveranstalter von einem landesweiten Wettbewerb, bei dem Kinder
       ab acht Jahren unter anderem lernten, Waffen zu montieren und Drohnen zu
       steuern.
       
       ## Waisenkinder an die Front
       
       Tausende russische Waisenkinder wurden in die Ukraine geschickt, um dort zu
       kämpfen. Viele von ihnen wurden mit dem Versprechen gelockt, endlich eine
       Wohnung zu bekommen, auf die sie eigentlich bereits Anspruch hatten.
       Während die Behörden keine Angaben zur Zahl der Getöteten machen, haben
       Journalisten von RFE/RLs Sibir.Realii 190 Todesanzeigen für Waisenkinder
       gefunden, die in den letzten dreieinhalb Jahren an der Front getötet
       wurden. [8][Meduza veröffentlicht eine Zusammenfassung ihrer
       Berichterstattung auf Englisch.] Waisenhäuser veranstalten jeden Monat
       mehrere „patriotische Veranstaltungen“ und organisieren Treffen mit
       Soldaten, die von der Front zurückgekehrt sind. Die Kinder basteln
       Tarnnetze, schreiben Briefe an Soldaten und lernen sogar das Schießen. Sie
       nehmen an Zeremonien zur Enthüllung von Gedenktafeln für getötete ehemalige
       Zöglinge teil, und einige Einrichtungen besuchen mit den Kindern die Gräber
       ehemaliger Bewohner, die in der Ukraine getötet wurden.
       
       Die Unsicherheit in Bezug auf Wohnraum bleibt ein zentraler Grund für die
       Meldung von Waisenkindern zum Militärdienst. Im September berichtete der
       Untersuchungsausschuss Russlands, dass 184.000 Absolventen von
       Waisenhäusern weiterhin auf der Warteliste für staatlich bereitgestellten
       Wohnraum stehen.
       
       ## Angst vor dem Frieden
       
       [9][In einem englischsprachigen Interview erklärt Journalistin Farida
       Rustamova, wie Russlands Eliten von der Angst vor dem Krieg zur Angst vor
       dem Frieden gelangten.]Rustamova ist überzeugt: Das Ausmaß an Angst unter
       den Eliten ist größer als zuvor. Der Selbstmord des Bundesverkehrsministers
       Roman Starovoit im letzten Sommer sei der deutlichste Beweis dafür.
       
       Sie sagt: „Die Menschen im System befanden sich im Grunde genommen in einer
       Falle. Sie sind im Westen nicht willkommen, und ihr Leben hat sich
       dramatisch verändert. Früher konnten sie reisen, ihre Familien verbrachten
       viel Zeit im Ausland, und die Welt stand ihnen offen. Und, was wichtig ist,
       sie hatten die Möglichkeit zu fliehen. Nicht auf radikale Weise, indem sie
       sich von Putin oder dem System selbst lossagten und öffentlich Kritik
       äußerten, sondern einfach indem sie kündigten und in ein westliches Land
       zogen. Jetzt haben sie keine dieser Möglichkeiten mehr. Sie wissen, dass
       sie nirgendwo hingehen können, weil die russischen Sicherheitsdienste sie
       als Verräter betrachten würden, und sie haben Angst vor den Konsequenzen“.
       
       26 Nov 2025
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://meduza.io
 (DIR) [2] https://meduza.io/en
 (DIR) [3] /Russische-Medien-im-Exil/!5911767
 (DIR) [4] /!v=4269299f-23bb-40f2-a4ea-2b1b1ae40192/
 (DIR) [5] https://meduza.io/feature/2025/11/24/ssha-rabotayut-nad-mirnym-dogovorom-vmeste-s-ukrainoy-i-evropoy-no-kak-otreagiruet-putin
 (DIR) [6] https://meduza.io/feature/2024/02/27/nas-nazyvali-ukrainskimi-svinyami
 (DIR) [7] https://meduza.io/feature/2025/11/25/rossiyskiy-krasnyy-krest-prodolzhaet-sotrudnichat-s-kremlem-on-rabotaet-na-okkupirovannyh-territoriyah-i-provodit-patrioticheskie-sobytiya
 (DIR) [8] https://meduza.io/en/feature/2025/11/21/promises-of-housing-and-stability-are-luring-russia-s-orphans-into-the-war-in-ukraine
 (DIR) [9] https://meduza.io/en/feature/2025/11/24/journalist-farida-rustamova-explains-how-russia-s-elites-went-from-dreading-war-to-fearing-peace
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Tigran Petrosyan
       
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