# taz.de -- Meme über Kopfbedeckungen: Cute oder gefährlich?
> Weiße Frauen tragen stolz Balaclava, während Hijabs problematisiert
> werden. Ist Coolness nur die ästhetisierte Version von Privileg?
(IMG) Bild: Balaclava tragen, ohne Angst vor Diskriminierung zu haben, ist ein Privileg
Kaltes Wetter hat auch etwas Gutes, zum Beispiel süße Outfits. Hoch im Kurs
ist aktuell das Balaclava. Nein, nicht die vor Honig triefende Süßigkeit.
Das Balaclava ist eine Art Neuinterpretation der Sturmhaube, eine Mischung
aus Kapuze und Schal.
[1][Tiktok zeigt], wie man es am besten trägt: locker, Haaransatz sichtbar,
zwei Locken dürfen das Gesicht umrahmen. Ursprünglich stammt das
Kleidungsstück aus dem Krimkrieg (1853–1856), als britische Soldaten sich
damit vor Kälte schützten. In den 2000er Jahren wurde es zum aktivistischen
Symbol – man denke nur mal an Pussy Riot.
Mittlerweile ist es ein Staple Piece geworden, jede Marke produziert ihre
eigene Variante davon. Aber deswegen ist es nicht weniger politisch.
Während sich viele über Stylingtipps austauschen, gibt es auch Stimmen, die
eine Frage in den Raum stellen: Worin unterscheidet sich das Balaclava
eigentlich vom Kopftuch? Und wieso wirkt Balaclava süß und trendy, [2][aber
Hijab problematisch?]
Balaclava tragen, ohne [3][Angst vor Diskriminierung] zu haben, ist ein
Privileg, sagen einige Creator*innen. Und falls es doch einmal zu
unangenehmen Situationen kommen sollte, zieht man das Ding einfach schnell
wieder aus. Spätestens, sobald es wieder wärmer wird. Der Hijab bleibt.
Parallel dazu läuft eine Diskussion zu Sprache. Auch hier geht es um
Privilegien. Das Wort „Tamam“ oder in Chat „tmm“ geschrieben, kommt
ursprünglich aus dem Arabischen und Türkischen, ist aber schon längst auch
in der deutschen Jugendsprache zu Hause. Meistens wird es als Zustimmung
wie „okay“ oder „in Ordnung“ verwendet.
In den vergangenen Wochen hat das Wort besonders auf Social Media
Konjunktur. Scheinbar als Gegenbewegung zu „d’accord“. Denn während das
französische Wort gebildet und vornehm wirkt, wird „tamam“ belächelt und
als Kanak Sprak abgetan.
## Stigmatisierung statt Mode
Nun stellt sich wieder einmal die Frage: Wer darf eigentlich was sagen? Ist
es solidarisch, wenn weiße Menschen das Wort nutzen und dadurch
normalisieren? Oder ist es eine oberflächliche Aneignung, von der nur jene
profitieren, die nicht Gefahr laufen, rassifiziert und diskriminiert zu
werden?
Es sind zwei Symptome desselben Problems: Antimuslimischer Rassismus ist
immer noch omnipräsent. Und der Umgang damit erfordert eine
[4][intersektionale] Perspektive. In beiden Fällen. Weiße Frauen mit
Balaclava gelten als harmlos, während Hijabis oft des Islamismus
verdächtigt werden.
Kindern, die mit Englisch oder Französisch aufwachsen, wird Intelligenz
zugeschrieben, dagegen bekommen Kinder, die in einem türkischen oder
arabischen Elternhaus mehrsprachig aufwachsen, meist etwas aus dem „In
Deutschland spricht man Deutsch“-Spektrum zu hören. Alles nicht neu, aber
auch nach wie vor nicht gelöst.
Das Gute ist: Das Netz diskutiert darüber, dass cool oft mit privilegiert
zusammenhängt und dass, im Gegensatz dazu, Markierung in Stigmatisierung
endet. Ob die Diskussionen in ein konstruktives Umdenken führen wird oder
nur zu Kommentar-Schlachten werden wir sehen.
10 Dec 2025
## LINKS
(DIR) [1] /TikToks-politische-Macht/!6134172
(DIR) [2] /Gericht-zu-Richterinnen-mit-Kopftuch/!6136244
(DIR) [3] /Akzente-und-Rassismus/!6077687
(DIR) [4] https://www.femelle.ch/life/intersektionaler-feminismus-gleichberechtigung-der-geschlechter-rassismus-heteronormativitaet-3683
## AUTOREN
(DIR) Giorgia Grimaldi
## TAGS
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