# taz.de -- Friedensnobelpreisverleihung in Oslo: Nobelpreisträgerin kommt nicht zur Preisverleihung
       
       > Selten fehlt bei der Verleihung des Friedensnobelpreises die wichtigste
       > Person im Raum. Doch die Preisträgerin, die Venezolanerin María Corina
       > Machado, ist untergetaucht.
       
 (IMG) Bild: Demonstration für die künftige Nobelpreisträgerin in Kolumbien am 6. Dezember 2025
       
       dpa | Die diesjährige Verleihung des Friedensnobelpreises wird ohne die
       eigentliche Preisträgerin stattfinden. Die venezolanische
       Oppositionsführerin María Corina Machado wird nach Drohungen der
       autoritären Führung ihres Landes nicht an der heutigen Preisverleihung im
       Rathaus von Oslo teilnehmen.
       
       Die 58-Jährige sei derzeit leider nicht in Norwegen und werde auch nicht
       bei der Preiszeremonie auf der Bühne stehen, sagte der Direktor des
       norwegischen Nobelinstituts, Kristian Berg Harpviken, dem Rundfunksender
       NRK. Stattdessen werde ihre Tochter den Nobelpreis in Empfang nehmen und
       auch eine Rede halten, die ihre Mutter geschrieben habe. Wo sich Machado
       aufhalte, wisse er nicht.
       
       Das norwegische Nobelkomitee hatte im Oktober verkündet, dass die an einem
       geheimen Ort [1][innerhalb Venezuelas lebende] Machado in diesem Jahr mit
       dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet wird. Das Komitee sprach ihr den
       renommierten Preis „für ihren unermüdlichen Einsatz für die demokratischen
       Rechte des venezolanischen Volkes und für ihren Kampf für einen gerechten
       und friedlichen Übergang von Diktatur zur Demokratie“ zu.
       
       Die 58-Jährige widmete die Auszeichnung daraufhin „dem leidenden Volk
       Venezuelas“ sowie US-Präsident Donald Trump für seine Unterstützung der
       venezolanischen Opposition. Venezuelas autoritärer Präsident Nicolás Maduro
       bezeichnete sie im Anschluss indirekt als „dämonische Hexe“ – ihren Namen
       nimmt er für gewöhnlich nicht in den Mund.
       
       ## „Das Regime ist sehr deutlich geworden“
       
       Machado gilt als einende Kraft der Opposition in Venezuela und entschiedene
       Widersacherin des seit 2013 autoritär regierenden Maduro. Sie hatte sich
       2023 um die Präsidentschaftskandidatur in ihrem Land bemüht, wurde jedoch
       wegen angeblicher Unregelmäßigkeiten von der Wahl im darauffolgenden Jahr
       ausgeschlossen. Kritiker werfen Maduro systematische Wahlmanipulation vor.
       
       Machado ist vor geraumer Zeit aus Sorge um ihre Sicherheit innerhalb ihres
       Landes abgetaucht. Das Nobelkomitee war bislang davon ausgegangen, dass sie
       für die Preiszeremonie nach Oslo kommen könnte. Sie selbst hatte beteuert,
       alles daranzusetzen, um für die größte Ehrung ihres Lebens in die
       norwegische Hauptstadt reisen zu können.
       
       Die venezolanische Staatsanwaltschaft hatte jedoch damit gedroht, Machado
       aufgrund verschiedener Ermittlungen gegen sie als flüchtig zu betrachten,
       sollte sie das Land verlassen. Ihr würde damit möglicherweise die
       Festnahme, ein Einreiseverbot oder Schlimmeres drohen, wenn sie aus Oslo
       nach Venezuela zurückkehren würde.
       
       „Mir sind alle erdenklichen Verbrechen vorgeworfen worden, bis hin zu
       Terrorismus“, sagte Machado jüngst in einem NRK-Interview. „Das Regime ist
       sehr deutlich geworden. Maduro hat gesagt, dass sie mich töten werden, wenn
       sie mich erwischen.“
       
       ## Verhinderte Nobelpreisträger absolute Ausnahme
       
       Es kommt bei den seit 1901 vergebenen Nobelpreisen nur äußerst selten vor,
       dass Preisträger ihre Auszeichnungen nicht persönlich in Empfang nehmen
       können. Fünf Friedensnobelpreisträgern war dies in der Preisgeschichte
       verwehrt geblieben, weil sie zum Zeitpunkt ihrer Auszeichnung in ihren
       Heimatländern inhaftiert waren.
       
       Zu ihnen zählten der deutsche Journalist [2][Carl von Ossietzky] 1935, die
       myanmarische Politikerin [3][Aung San Suu Kyi] 1991, der chinesische
       Menschenrechtler Liu Xiaobo 2010 sowie zuletzt der belarussische Anwalt
       Ales Bjaljazki 2022 und die iranische Menschenrechtsaktivistin [4][Narges
       Mohammadi] 2023.
       
       Der vietnamesische Politiker Le Duc Tho war 1973 der bislang einzige
       Friedensnobelpreisträger, der den ihm zugesprochenen Preis aus freien
       Stücken ablehnte. Er war damals gemeinsam mit US-Außenminister Henry
       Kissinger ausgezeichnet worden und begründete die Zurückweisung des Preises
       damit, dass in Vietnam immer noch kein Frieden herrsche.
       
       Der Friedensnobelpreis wird traditionell am 10. Dezember feierlich im
       Osloer Rathaus überreicht – die Zeremonie findet heute um 13.00 Uhr statt.
       Am selben Tag, dem Todestag von Dynamit-Erfinder und Preisstifter Alfred
       Nobel (1833-1896), werden später alle anderen Nobelpreise in den weiteren
       Kategorien Medizin, Physik, Chemie, Literatur und Wirtschaftswissenschaften
       in Stockholm überreicht. Dotiert sind die Preise in diesem Jahr mit jeweils
       elf Millionen schwedischen Kronen (rund eine Million Euro) pro Kategorie.
       
       10 Dec 2025
       
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