# taz.de -- Fußball soll nicht mehr „Soccer“ heißen: Raus aus der Nische
> Trump will, dass Soccer in den USA jetzt Football heißt. Damit will er
> den NFL-Bossen eins auswischen. Aber die WM könnte tatsächlich was
> verändern.
(IMG) Bild: Ziemlich beste Bros: Donald Trump und Gianni Infantino mit dem für Trump geschaffenen Friedenspreis
Es gab eine Zeit, da wollte Trump nichts lieber, als [1][Teil des
US-amerikanischen Nationalsports American Football] zu sein. Über
Jahrzehnte versuchte der damalige New Yorker Immobilientycoon,
Team-Besitzer in der Profiliga NFL zu werden. Doch seine Gebote wurden
stets abgelehnt. Die Erfahrung prägt bis heute Trumps Verhältnis zum
Football. Als sich 2017 immer mehr Spieler [2][aus Protest gegen
rassistische Polizeigewalt weigerten], zur Nationalhymne strammzustehen,
mahnte Trump, mittlerweile Präsident, die Besitzer dazu, die
unpatriotischen Gesellen doch vor die Tür zu setzen. Die Besitzer,
mehrheitlich eigentlich Trumps Politik gewogen, zeigten ihm jedoch erneut
die kalte Schulter.
Das Verhältnis zwischen Trump und dem Football blieb angespannt. Als er im
vergangenen Jahr in der Hoffnung, bejubelt zu werden, [3][die Superbowl
besuchte], erntete er vorwiegend Buhrufe. Je mehr Trump vom Football
geliebt werden möchte, desto mehr, so scheint es, kehrt der Sport ihm den
Rücken zu.
Doch jetzt hat Trump eine Alternative gefunden. Anders als die NFL-Besitzer
überschüttet Fifa-Präsident Infantino Trump mit Schmeicheleien. Infantino
hat zudem in New York [4][in einer Trump-Immobilie Büroraum gemietet]. Im
Gegenzug wurde er mehrfach nach Mar-a-Lago eingeladen und durfte sogar als
Zaungast zu den Friedensverhandlungen zwischen Israel und der Hamas nach
Ägypten mitfahren.
## Bromance auf dem Höhepunkt
Die Bromance erreichte ihren Höhepunkt, als die beiden sich in Washington
zur Auslosung der WM-Gruppen trafen. Infantino [5][verlieh Trump den
Friedenspreis der Fifa], den er eigens als Nobelpreisersatz für Trump
erfunden hatte. Trump revanchierte sich, indem er in Erwägung zog, den
Sport in den USA von „Soccer“ in „Football“ umzubenennen.
Dafür nahm Trump in Kauf, sich mit dem American Football anzulegen, der im
Fall einer Umsetzung von Trumps Vorschlag ein Identitätsproblem bekäme.
Schließlich grenzt sich der American Football so vom US-Nischensport Soccer
ab. Gewiss hatte Trump bei dem nicht ausschließlich spaßig gemeinten
Vorschlag auch im Sinn, die NFL zu provozieren. Nicht umsonst hob er direkt
im Anschluss die Vorverkaufszahlen für die Fußball-WM hervor, von denen die
NFL nur träumen könne. Infantino bestärkte ihn, indem er die WM als das
Äquivalent von „104 Superbowls“ bezeichnete.
Gewiss wird die NFL nicht so einfach ihren Anspruch auf den Namen ihres
Sportes aufgeben. Aber vielleicht kommt ja tatsächlich rund um die WM der
amerikanische Exzeptionalismus bei der Benennung des Weltsports in Wanken.
Wenn das Land von Fútbol-Fans aus aller Welt überrannt und täglich von
allem anderen als von Soccer gesprochen wird, dann wird es amerikanischen
Enthusiasten schwerfallen, bei ihren Sprechgewohnheiten zu bleiben.
## Fußball aus dem Abseits befreien
Damit wären die USA das letzte Land der Erde, das den Sport nach dem
Körperteil umbenennt, mit dem er vorwiegend ausgeübt wird. Ein Triumph, der
noch vor 50 Jahren nicht absehbar war. Denn selbst in England wurde damals
noch von Soccer gesprochen, der Abkürzung für „Association Football“.
Der „Association Football“ war ironischerweise auch der Ursprung des
American Football. Doch als dieser sich vom Fußball weg entwickelte und an
Popularität gewann, beanspruchte er den Namen zunehmend für sich. So blieb
Soccer als Bezeichnung für den amerikanischen Fußball immer auch Stempel
für eine Randsportart.
Dass die WM dazu beiträgt, in den USA den Soccer aus diesem Abseits zu
befreien, wünschen sich freilich sowohl Infantino als auch Trump.
Infantino, weil die USA [6][der letzte große Wachstumsmarkt für den
Fußball] sind. Trump, weil er damit den Football-Besitzern eins auswischen
könnte.
9 Dec 2025
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## AUTOREN
(DIR) Sebastian Moll
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