# taz.de -- Einigung in der EU: Regeln für Gentechnik werden gelockert
       
       > Im Supermarkt müssen genveränderte Lebensmittel zukünftig keine
       > Kennzeichnung mehr tragen. Auch Umweltprüfungen sollen wegfallen.
       
 (IMG) Bild: Mit bloßem ist Auge nicht zu erkennen, ob dieser Main genverändert ist
       
       afp | Lebensmittel aus gentechnisch veränderten Pflanzen sollen in der EU
       künftig in vielen Fällen im Supermarkt keine Kennzeichnung mehr tragen
       müssen. Vertreter aus dem Europaparlament und dem Rat der 27 EU-Länder
       einigten sich nach Angaben beider Seiten in der Nacht zum Donnerstag
       [1][auf Lockerungen der Regeln für den Einsatz von Gentechnik]. Die
       Änderungen sollen dafür sorgen, dass mehr neue Pflanzensorten auf den Markt
       kommen.
       
       Die Regeln sollen sogenannte Neue Genomische Techniken (NGT) betreffen.
       Dabei geht es um eine begrenzte Anzahl gentechnischer Eingriffe – etwa
       durch die „Gen-Schere“ Crispr-Cas -, die nach Einschätzung der
       EU-Kommission lediglich eine herkömmliche Züchtung beschleunigen.
       Befürworter erhoffen sich dadurch neue Sorten, die etwa besser mit Dürren
       zurechtkommen und weniger Dünger benötigen.
       
       Diese Sorten sollen nach Angaben von Teilnehmern beider Seiten nur noch auf
       dem Saatgut als gentechnisch verändert gekennzeichnet werden müssen.
       Außerdem sollen Umweltprüfungen vor der Zulassung wegfallen. Diese sind
       bisher so aufwendig, dass eine Zulassung so teuer ist und lange dauert,
       dass sie sich häufig nicht lohnt.
       
       Der vereinbarte Entwurf sieht außerdem vor, dass der Einsatz der neuen
       Sorten nicht mehr auf jedem Feld nachvollziehbar sein muss. Kritiker
       befürchten, dass [2][gentechnisch veränderte Pflanzen durch den Wind auch
       auf Äcker getragen werden könnten], wo sie eigentlich nicht angebaut
       werden.
       
       Ein Knackpunkt in den Verhandlungen war die Patentierbarkeit der
       Technologien und Sorten. Eine Mehrheit der Mitgliedsländer setzte nun
       durch, Patente zuzulassen – anders als etwa bei herkömmlichen Saatgut.
       Deutschland hatte in den Verhandlungen gewarnt, durch eine solche Regelung
       könnten sich große Konzerne die Patente sichern, mittelständische Firmen
       aber leer ausgehen.
       
       Pflanzen mit weitreichenderen gentechnischen Veränderungen unterliegen
       weiter den alten, strengeren Regeln. Dies gilt auch für Pflanzen, deren
       Genom auf eine Resistenz gegen bestimmte Unkrautvernichter hin verändert
       wurde.
       
       Das Europaparlament und der Rat der 27 EU-Länder müssen die Einigung aus
       der Nacht noch verabschieden. Der Kompromiss entspricht in großen Teilen
       der Position, die eine Mehrheit der EU-Staaten vereinbart hatte – das
       Parlament machte hingegen große Zugeständnisse.
       
       Der Grünen-Abgeordnete Martin Häusling, der in seiner Fraktion für das
       Gesetz zuständig ist, warf der konservativen Verhandlungsführerin Jessica
       Polfjärd deshalb vor, das Verhandlungsmandat zu übergehen. Eine Mehrheit im
       Parlament für die Einigung sei voraussichtlich nur mit den Stimmen der
       Rechtsfraktionen möglich.
       
       4 Dec 2025
       
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