# taz.de -- CBS-Reporterin unter Druck: An den Online-Pranger gestellt
> Nancy Cordes berichtet kritisch über die Trump-Regierung. Das hat ihr
> einen Platz auf der „Straftäter“-Liste des Weißen Hauses beschert.
(IMG) Bild: CBS-Moderatorin Nancy Cordes im Presseraum des Weißen Hauses im Januar 2025
Eigentlich fehlt nur noch das „Dead or Alive“. Das Weiße Haus hat auf
seiner Website eine Seite eingerichtet, auf der es vermeintliche [1][„Media
Offender of the Week]“ an den Pranger stellt, die Medien-Straftäter*innen
der Woche“. Eine von ihnen: Nancy Cordes, die Chefkorrespondentin von CBS
News im Weißen Haus.
Bevor man auf der Seite auf den Namen der Journalistin stößt, muss man aber
erst mal an einem Propagandavideo vorbei, das sich über die Demokraten
empört, die [2][Militärangehörige dazu aufgerufen hatten, sie müssten sich
nicht an illegale Befehle halten]. Trump hat diesen Abgeordneten schon mit
der Todesstrafe gedroht. Im neuen Zusammenschnitt des Videos präsentiert
das Weiße Haus sie jetzt zusätzlich als ominöse Gefahr: Zuerst sind sie in
Farbe zu sehen, dann stoppt das Bild, wird schwarz-weiß und bekommt
ausgefranste Querstreifen, die man vor allem aus Serien-Trailern kennt, in
denen es um Spionage, Betrug und den bösen Griff nach der Macht geht. Eine
Sirene ertönt, ein Stempel saust akustisch auf das Bild, danach steht da in
Rot „seditious“, also: „aufrührerisch“. Und eine tiefe Männerstimme
erklärt: „Der Präsident hat niemals eine illegale Anweisung gegeben. Diese
Menschen wissen, was sie tun.“
Das Weiße Haus lügt sich also Putsch-Fantasien zurecht und wie bei jeder
guten Verschwörungserzählung müssen danach dann die Medien rein, also
besagte „Media Offender of the Week“. Das sind diese Woche: The Boston
Globe, CBS News und The Independent, sowie einige ihrer Mitarbeitenden,
unter anderem Nancy Cordes. Denn, so steht es in dem Steckbrief, sie hätten
über die Vorwürfe der Demokrat*innen berichtet, obwohl sie wüssten,
dass Trump niemals illegale Befehle gegeben hätte. Eine spannende Auslegung
des Zeitgeschehens und der Pressefreiheit.
Was das Weiße Haus Cordes konkret vorwirft, will oder kann es nicht
aufschreiben. Die Vorwürfe sind schwer zu greifen und somit auch schwer von
sich zu schleudern. Nur so funktioniert die Masche.
Cordes kennt das Weiße Haus. Im Januar 2021 wurde öffentlich, dass sie dort
die neue Chefkorrespondentin von CBS News wird. Nur wenige Tage zuvor, am
6. Januar, berichtete sie auf dem Capitol Hill: Rechtsextreme hatten das
Kapitol gestürmt in der Hoffnung, Trump mit Gewalt zum Präsidenten machen
zu können, weil er demokratisch unterlegen war. Die Beiträge von Cordes
sind mehrfach mit Journalismuspreisen ausgezeichnet worden, ihre Arbeit zur
Schwächung des Rechts auf Abtreibung sogar mit einem Emmy.
## „Bist du dumm?“
Wegen ihrer Klasse sieht sie sich dem Hass Trumps ausgesetzt, nicht erst
seit dem unsäglichen Medienpranger des Weißen Hauses. Cordes hat auf ihrem
Instagram-Profil ein Video angepinnt. Es ist von einer Pressekonferenz am
27. November, kurz nach einem Schusswaffenangriff auf zwei
Nationalgardisten, mutmaßlich verübt von einem afghanischen Geflüchteten.
Trump macht dafür die Biden-Regierung verantwortlich, wirft ihnen vor, sie
hätten die Afghan*innen, die vor dem Tod fliehen mussten, ohne Überprüfung
ins Land gelassen. Cordes merkt an, dass Ermittler*innen sagen, es
hätte sehr wohl Überprüfungen gegeben. „Warum beschuldigen sie also die
Biden-Regierung?“ Trump unterbricht sie: „Bist du dumm?“
Das ist der Umgang des Präsidenten mit einer der wichtigsten
Berichterstatterinnen von [3][einem der wichtigsten Nachrichtenmedien der
USA].
3 Dec 2025
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## AUTOREN
(DIR) Johannes Drosdowski
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