# taz.de -- Hertha überzeugt im DFB-Pokal: Wieder mal vom Finale daheim träumen
> Fußball-Zweitligist Hertha BSC zieht dank eines berauschenden
> 6:1-Erfolges ins Viertelfinale. Der 1. FC Kaiserslautern kann nur Mitleid
> hervorrufen.
(IMG) Bild: Breite Hertha-Brust: Luca Schuler jubelt über seinen Treffer zum 4:1
Manch einer hatte an diesem Dienstagabend im Olympiastadion eigentlich
schon vor Anpfiff so ein Gefühl, dass es der Hertha BSC ist, der heute die
besseren Karten hat. Sechs Spiele hat der Berliner Sportclub zuletzt in
Serie gewonnen. Und zwar ohne Gegentor. Die Ostkurve ist in blau-weiß
getaucht. Doch auch 5.000 Fans des 1. FC Kaiserslautern sind gekommen, die
trotz zuletzt eher ernüchternden Liga-Ergebnissen und der 0:1-Niederlage
gegen Hertha beim letzten Aufeinandertreffen vor wenigen Wochen, dennoch
auf einen Sieg heute hoffen. Denn es ist DFB-Pokal-Achtelfinale und der
DFB-Pokal hat bekanntlich seine eigenen Regeln.
Soweit die Hoffnung. Das Ergebnis wird – jedenfalls aus Lautern-Sicht –
desaströs. 6:1 gewinnt der Hertha BSC.
Dabei fangen die ersten Spielminuten eigentlich ganz gut an für die
Lauterer. Selbt der erste Schuss auf das Tor dieser Partie gehört den
Teufeln. Und steht wohl exemplarisch für die Spielweise der folgenden 90
Minuten. Ziemlich schwach köpft der eigentlich frei stehende Prtajin den
Ball direkt in die Hände des Hertha-Keepers. So schießt man keine Tore.
Die Hertha hingegen hat richtig Bock und lässt auch nicht lange auf sich
warten. Sechste Minute: ein grottiger Fehlpass im eigenen Strafraum, der
Lauterer Torwart Simoni auch noch ausgespielt von Herthas Stürmer Schuler.
Tor für Hertha. Es folgt ein kurzes Aufbäumen der roten Teufel, die das
Außennetz treffen. Das wars dann auch.
## Der Exorzismus der Alten Dame
Auf der Ostkurve ist es trotz allem in den ersten 12 Minuten erstaunlich
still. Auch die Berliner Fans nehmen am aktuellen Stimmungsboykott teil und
protestieren zusammen mit den Fanszenen aus ganz Deutschland gegen die
geplanten Maßnahmen gegen – so die Politik – das Gewaltproblem in
Fußballstadien. Diese sehen unter anderem personalisierte Tickets und
verschärfte Stadionverboten vor. „Hertha BSC sagt Nein zu jeder Änderung
der Stadionsverbotsrichtlinie“, heißt es auch heute.
Nach einer knappen Viertelstunde dürfen die Ultras aber wieder. „Sehet die
Fahne der Alten Dame. Fliehet ihr feindlichen Dämonen.“ Der Exorzismus der
eindrucksvolle Alte Dame mit der blau-weißen Fahne, die nun über der
Ostkurve schwebt, scheint tatsächlich zu wirken. Jedenfalls ist nichts
teuflisches mehr an den Roten Teufeln zu erkennen. Nur viel zu langsames,
einfallsloses Rumgekicke ohne Zug nach vorne, der jeden FCK-Fan verzweifeln
lässt. Lautern dominiert zwar über das Spiel hinweg sogar meist bezüglich
Ballbesitz, aber was bringt das schon, wenn keine Taten folgen?
Die Alte Dame, hingegen spielt jung, frisch, dynamisch und vor allem
effizient. 21. Spielminute: schon wieder eine Ballerorberung und dann der
Hertha-Mittelfeldspieler, der aus der eigenen Hälfte mit Ball über den
halben Platz sprintet, zwei Lauterer im Strafraum ausdribbelt und schießt.
2:0 für Hertha. Dann knackt auch ein Herthaner Jüngling den Rekord für den
jüngsten DFB-Pokal-Torschützen in der Nachkriegszeit. Der 16-jährige Kennet
Eichhorn schießt lässig sein erstes Profitor. Es steht 3:0. Es könnte aber
auch schon 5:0 stehen, wäre Hertha nicht ein paar Mal am Aluminium
gescheitert. Glück für Lautern, die schließlich mit einem glücklichen – ein
wenig verzweifelten – Distanzschuß von Ritter mit einem, für Hertha
verdienten, 3:1 in die Pause gehen.
Sollte da kurz ein Hauch von Hoffnung für die Lauterer-Fans gewesen sein,
spätestens in der 60. Spielminute ist auch der verflogen. Schuler trifft
erneut zum 4:1 und tunnelt dafür auch noch FCK-Keeper Simoni. Der FCK
wackelt in der Abwehr, und bleibt einfallslos im Spielaufbau. Und Hertha?
Nutzt das gnadenlos aus. Die Spieler in blau-weiß sind in on fire und
verwerten nahezu jede Chance, während bei Kaiserslautern ein fataler Fehler
auf den nächsten folgt. Das 5:1 ist die Folge eines Fehlpasses des
FCK-Keepers Simoni und einer schnellen Reaktion des wachsamen
eingewechselten Hertha-Mittelfeldspielers Krattenmachers. Dieser trifft
dann auch noch zum 6:1 Endstand.
Hertha darf also weiter vom DFB-Pokal träumen, den der Verein noch nie
gewinnen konnte. Der Weg ist dahin ist noch lang, im Februar kommt erstmal
das Viertelfinale. Und der 1. FCK?
Bei der Pressekonferenz nach dem Spiel tut dieser Hertha-Trainer Stefan
Leitl fast schon so leid, dass dieser sich nur zurückhaltend zum Sieg
seiner Mannschaft äußert. Noch gedrückter ist die Stimmung beim
Trainerkollegen aus Kaiserslautern, Torsten Lieberknecht. Er spricht von
einer „Nicht-Leistung“, die „unentschuldbar“ sei. Er sehe sich als Trainer
in der Verantwortung dafür und schäme sich in Grund und Boden. Mehr gibt es
zu diesem Spiel auch wirklich nicht zu sagen.
3 Dec 2025
## AUTOREN
(DIR) Ruth Lang Fuentes
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