# taz.de -- Antrittsbesuch des Kanzlers in Berlin: Von Gillamoos nach Mitte
> Der Kanzler auf Visite beim Regierenden Bürgermeister. Hätte krawallig
> werden können, blieb aber freundlich. Nicht einmal das „Stadtbild“ war
> Thema.
(IMG) Bild: Etwas ungelenk und am ausgestreckten Arm, aber immerhin: Kai Wegner und Friedrich Merz reichen sich die Hand
Es sind nur etwas mehr als zweieinhalb Kilometer Luftlinie vom
Bundeskanzleramt bis zum Roten Rathaus. Am Bundestag vorbei, Unter den
Linden entlang und rechts in die Spandauer Straße abbiegen. Den
Antrittsbesuch von Friedrich Merz beim Regierenden Bürgermeister Kai Wegner
hätte man folglich eher als ersten unter den 16 Antrittsbesuchen bei
ebensovielen Ministerpräsidenten erwarten können.
Tatsächlich aber hat Merz schon 13 davon hinter sich, als er am Mittwoch zu
seinem Parteifreund Kai Wegner ins Rote Rathaus kommt. Nur noch
Rheinland-Pfalz und Hessen sind offen, kann man beim Bundespresseamt hören.
Was auch daran liegen könnte, dass es eben eine Partei-Freundschaft
zwischen den beiden ist und nicht mehr. Wegner hatte den heutigen Kanzler
schon als früheren Oppositionsführer mehrfach kritisiert und ein Rütteln an
der Brandmauer abgelehnt. Er drängte auf eine Lockerung der Schuldenbremse
und war auch nicht sonderlich erfreut, als Merz das niederbayerische
Volksfest Gillamoos für deutscher hielt als Kreuzberg.
Schon tags zuvor hat Wegner auf eine taz-Frage nach seinem Verhältnis zu
Friedrich Merz gesagt: „Es ist kein Geheimnis, dass wir an der einen oder
anderen Stelle eine unterschiedliche Auffassung haben. Das ist aber nicht
schlimm.“ Denn: „Wir arbeiten trotzdem gut zusammen.“ Was Merz zu diesem
Thema denkt, bleibt am Mittwoch offen – in der kurzen Pressekonferenz kommt
die taz mit dieser Frage nicht dran. Immerhin wird klar, dass sich die
beiden duzen, was in der CDU immer noch nicht so normal ist wie bei den
Grünen.
Zu hören ist dann auch noch, dass sich Merz der Bewertung Wegners für das
tags zuvor errichtete Walter-Lübcke-Denkmal direkt vor der
CDU-Bundeszentrale anschließt. Der sieht eine Instrumentalisierung des 2019
Ermordeten und sagt, das sei „an Geschmacklosigkeit nicht zu überbieten“.
## Merz lobt Berliner Innovationen
Die Ankündigung des Besuchs von Merz hatte ja durchaus eine gewisse
Erwartung geweckt – auch wenn es nicht sein erster im Roten Rathaus ist,
aber eben der offizielle zum Amtsantritt. Denn seinen viel debattierten
„Stadtbild“-Satz sagte der Bundeskanzler bei einem ebensolchen anderen
Antrittsbesuch, nämlich Mitte Oktober in Potsdam.
Im Wappensaal des Roten Rathauses aber kommt so etwas nicht vor.
Stattdessen gibt es Lob für Berlin als „kulturellen Schrittmacher“ und
„Treiber von Innovation“. Vor der kurzen Pressekonferenz hat sich Merz ins
Goldene Buch der Stadt eingetragen und weitere Senatsmitglieder getroffen.
Anschließend besichtigt er mit Wegner in Adlershof das Unternehmen Space
Technologies.
Um einen Merz im Haus zu haben, hätte der Bundeskanzler allerdings gar
nicht ins Rote Rathaus kommen müssen: Dort arbeitet seit vielen Jahren ein
Namensvetter im Presse- und Informationsamt. Der hat zwar keinen Kanzler-,
aber dafür einen Doktortitel.
3 Dec 2025
## AUTOREN
(DIR) Stefan Alberti
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