# taz.de -- Nach Schüssen in Washington: Geflüchtetenorganisationen fürchten Hass
> Nach dem Tod einer Soldatin will US-Präsident Trump Einwanderung massiv
> einschränken. Der mutmaßliche Täter, ein Afghane, hatte Verbindungen zur
> CIA.
(IMG) Bild: Eine Passantin fotografiert am 27. November eine Gedenkstätte für die beiden National-gardist:innen, von denen eine starb
## Trump will Einwanderung aus „Dritte-Welt-Ländern“ dauerhaft aussetzen
US-Präsident Donald Trump will die Einwanderung aus allen „Ländern der
Dritten Welt“ dauerhaft aussetzen. Er reagierte damit am Donnerstag
(Ortszeit) auf den Tod eines Mitglieds der Nationalgarde, das in der Nähe
des Weißen Hauses in Washington [1][mutmaßlich von einem Afghanen
erschossen wurde]. „Ich werde die Einwanderung aus allen Ländern der
Dritten Welt dauerhaft unterbrechen, damit sich das US-System vollständig
erholen kann“, schrieb Trump auf seiner Social-Media-Plattform Truth
Social. Er werde zudem „alle Millionen illegalen Einreisen unter Biden
beenden“ und jeden [2][abschieben], der für die USA „keinen Nettogewinn
darstellt“, fügte er mit Verweis auf seinen Amtsvorgänger, den Demokraten
Joe Biden, hinzu. Was er unter „Ländern der Dritten Welt“ oder einer
„dauerhaften Unterbrechung“ versteht, führte Trump nicht aus.
Trump kündigte zudem an, alle staatlichen Leistungen für
„Nicht-Staatsbürger“ zu streichen. Migranten, die „den inneren Frieden
untergraben“, solle die Staatsbürgerschaft entzogen werden. Jeder
Ausländer, der als Belastung für die Öffentlichkeit, als Sicherheitsrisiko
oder als „nicht mit der westlichen Zivilisation vereinbar“ eingestuft
werde, solle abgeschoben werden. (rtr)
Das Weiße Haus und die US-Einwanderungsbehörde USCIS reagierten zunächst
nicht auf Anfragen der Nachrichtenagentur Reuters. Zuvor hatten Mitarbeiter
des Ministeriums für Innere Sicherheit mitgeteilt, Trump habe eine
umfassende Überprüfung von Asylfällen angeordnet, die unter der
Biden-Regierung genehmigt wurden. Die US-Einwanderungsbehörde hatte bereits
am Mittwoch die Bearbeitung aller Anträge von afghanischen
Staatsangehörigen auf unbestimmte Zeit eingestellt. Dem mutmaßlichen
Schützen war einem von Reuters eingesehenen Regierungsdokument zufolge in
diesem Jahr unter der Regierung von Trump Asyl gewährt worden. (rtr)
## Geflüchtetenorganisationen schlagen Alarm
Flüchtlingsorganisationen sorgen sich derweil vor heftigen Gegenreaktionen.
Nachdem bekannt wurde, dass ein afghanischer Staatsbürger auf die
[3][Nationalgardist:innen] schoss und eine Soldatin tödlich
verletzte, befürchten Helfer verstärkten Hass gegen Geflüchtete, die in den
USA ein neues Leben beginnen wollten.
Viele in den USA lebende Afghanen hätten nun Angst, ihre Häuser zu
verlassen – aus Sorge, von Einwanderungsbeamten festgenommen oder Ziel von
Hass zu werden, sagte Shawn VanDiver, Präsident der in San Diego ansässigen
Gruppe #AfghanEvac, die afghanische Helfer der US-Regierung unterstützt.
„Sie haben große Angst. Es ist verrückt“, sagte VanDiver der AP am
Donnerstag (Ortszeit). „Die Menschen handeln fremdenfeindlich wegen eines
gestörten Mannes. Er repräsentiert nicht alle Afghanen. Er repräsentiert
nur sich selbst.“
Behördenangaben zufolge fuhr Rahmanullah L. von seinem Zuhause in
Bellingham im US-Bundesstaat Washington in die Hauptstadt, wo er auf zwei
Mitglieder der West Virginia Nationalgarde schoss. Beide wurden mit
lebensgefährlichen Verletzungen ins Krankenhaus gebracht. Am Donnerstag gab
Präsident Donald Trump den Tod der 20-jährigen Soldatin bekannt; ihr
24-jähriger Kollege befinde sich weiterhin in kritischem Zustand. (ap)
## Verdächtiger hatte Verbindungen zur CIA
L. hatte vor seiner Auswanderung aus Afghanistan in einer speziellen, von
der CIA unterstützten afghanischen Militäreinheit gearbeitet, berichteten
#AfghanEvac und zwei Gewährspersonen der AP. Er beantragte während der
Amtszeit von Joe Biden Asyl, das in diesem Jahr nach einer gründlichen
Überprüfung genehmigt wurde, teilte die Gruppe mit.
Nach den Schüssen kündigte Trump an, alle Personen überprüfen zu lassen,
die unter Präsident Biden aus Afghanistan eingereist sind. Er kritisierte
die Biden-Regierung und sagte, es gebe keine größere Priorität, „als
sicherzustellen, dass wir die vollständige Kontrolle darüber haben, wer in
unser Land einreist und hier bleibt“. „Im Großen und Ganzen wollen wir sie
nicht“, sagte Trump. Flüchtlingsorganisationen fürchten nun eine
Stigmatisierung als vermeintliche „Mittäter“. (ap)
## Flüchtlingsorganisationen stellen sich gegen Vorverurteilung
Der Gründer und Präsident von Displaced International, Ashraf Haidari,
forderte eine gründliche Untersuchung und Gerechtigkeit für die Opfer. Doch
dürfe das mutmaßliche Handeln eines Einzelnen nicht „ganze Gemeinschaften,
die an dieser Tragödie nicht beteiligt waren, definieren, belasten oder
gefährden“.
Matthew Soerens, Vizepräsident von World Relief, das auch afghanische
Flüchtlinge im Whatcom County unterstützt, sagte, der Täter müsse vor
Gericht gestellt werden. „Unabhängig von der Nationalität, Religion oder
dem rechtlichen Status des mutmaßlichen Täters“, sagte er, „appellieren wir
an unser Land, diese abscheulichen Handlungen als die eines Einzelnen zu
erkennen und andere, die zufällig ähnliche Merkmale teilen, nicht unfair zu
verurteilen“. (ap)
28 Nov 2025
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