# taz.de -- Long Covid und ME/CFS: Mehr Geld für Erforschung postinfektiöser Erkrankungen
       
       > In Deutschland sind circa 1,5 Millionen Menschen von postinfektiösen
       > Erkrankungen betroffen. Für deren Erforschung gibt es nun mehr Geld.
       
 (IMG) Bild: Protest für die Förderung der Forschung an postinfektiösen Krankheiten im Oktober in Berlin
       
       Für postinfektiösen Erkrankungen, die seit der Corona-Pandemie 1,5
       Millionen Menschen in Deutschland betreffen, vergibt das Bundesministerium
       für Forschung, Technologie und Raumfahrt (BMFTR) in den nächsten zehn
       Jahren 500 Millionen Euro an Fördermitteln. Damit beginne die „Nationale
       Dekade gegen Postinfektiöse Erkrankungen“, die mit der großen
       Krebsforschungs-Dekade vergleichbar sei, sagte Forschungsministerin
       Dorothee Bär bei der Auftaktveranstaltung an diesem Mittwoch in Berlin.
       
       Das Geld fließt in eine neue Datenbasis mit Genomsequenzierung, mehr
       Projektförderung, klinische Studien sowie die Förderung des
       wissenschaftlichen Nachwuchses. „Erst wenn wir die Mechanismen verstehen,
       wird sich auch die pharmazeutische Industrie stärker an der Entwicklung
       wirksamer Medikamente beteiligen“, erklärte die Ministerin.
       
       Zugleich wurde mit dem Bundesgesundheitsministerium die gemeinsame „Allianz
       postinfektiöse Erkrankungen: Long COVID und ME/CFS“ ins Leben gerufen. Das
       Ressort von Ministerin Nina Warken wird bis 2028 rund 119 Millionen in neue
       Projekte zur Versorgung von Kranken stecken.
       
       Long Covid beinhaltet [1][eine Vielfalt körperlicher, kognitiver und
       psychischer Symptome], dazu zählen etwa eine starke Erschöpfung und
       verminderte Leistungsfähigkeit über einen langen Zeitraum hinweg. Ein
       Medikament gegen diese Langzeitfolgen von Corona gibt es noch nicht. Das
       Projekt zielt auch auf Menschen mit dem „Chronischen Fatigue-Syndrom“
       (ME/CFS), das ebenfalls zum Spektrum der Folgeerkrankungen von Corona
       gehört.
       
       Die Förderung wurde möglich durch die abschließenden Beratungen des
       Haushaltsausschusses zum Bundesetat 2026 in der vorigen Woche. In der
       sogenannten „Bereinigungssitzung“ werden in der Regel verplante, aber nicht
       mehr benötigte Gelder frei, die kurzfristig neu vergeben werden können.
       
       Davon profitierte jetzt die Medizinforschung. „Für die Erforschung und
       Behandlung von ME/CFS und Long Covid müssen wir dringend im Haushalt
       nachlegen“, hatte zuvor schon der frühere Gesundheitsminister Karl
       Lauterbach appelliert. „Wir dürfen die Betroffenen schwerster Krankheiten
       so nicht zurücklassen“.
       
       Auch in der Enquete-Kommission zur Aufarbeitung der Corona-Pandemie hatten
       Wissenschaftler und Patientenvertreter [2][mehr Forschung gefordert].
       „Wirksame Medikamente fehlen ganz“, sagte die Charité-Expertin für
       postinfektiöse Erkrankungen, Carmen Scheibenbogen. Diese Krankheitsbilder
       würden bis heute im Studium und in der Ausbildung kaum gelehrt, es gebe
       speziell dafür auch keine ärztliche Fachgesellschaft.
       
       [3][Mit öffentlichkeitswirksamen Aktionen], wie einem „Die-In“ vor dem
       Forschungsministerium im Oktober, hatten Betroffene und ihre Angehörigen
       zusätzlichen Druck auf die Politik entfaltet.
       
       20 Nov 2025
       
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