# taz.de -- Zukunft der Friedrichstraße: Ein kleines bisschen autofrei
       
       > Der Regierende Bürgermeister präsentiert ein neues Konzept für die
       > Friedrichstraße. Und siehe da: Autos dürfen noch fahren – aber nicht mehr
       > parken.
       
 (IMG) Bild: Grau und ungeliebt ist die Friedrichstraße heute. Das soll sich – mal wieder – ändern
       
       Zuletzt war es eher ruhig geworden um die Friedrichstraße. Dabei hatte ihre
       umstrittene Verkehrsberuhigung durch die grüne Senatsverwaltung im
       Wiederholungswahlkampf 2023 der CDU willkommene Munition geliefert – und
       die anschließende erneute Öffnung für den motorisierten Verkehr war mit dem
       Versprechen verbunden worden, die Sache jetzt noch mal gründlich im Rahmen
       eines Masterplans für die historische Mitte neu zu denken.
       
       Am Montag kam das Thema mit Macht zurück: in Form einer Pressekonferenz,
       die der Regierende Bürgereister Kai Wegner (CDU) präsidierte. Zusammen mit
       der Verkehrssenatorin, seiner Parteifreundin Ute Bonde, und weiteren
       „Stakeholdern“ aus dem Bereich der Gewerbetreibenden stellte er ein Konzept
       zur Umgestaltung der Nord-Süd-Achse vor, das bald alles besser machen soll.
       [1][Denn dass es zurzeit schlecht läuft], sieht auch Kai Wegner so: „Der
       heutige Zustand ist nicht haltbar.“
       
       Der Regierende legte Wert darauf, dass künftig in Sachen Friedrichstraße
       „keine ideologische Politik mehr“ gemacht werde. Allerdings betonten er und
       Bonde ausdrücklich, dass es die Grünen und ihre Senatorinnen gewesen seien,
       die den wirtschaftlichen Niedergang [2][mit der Verbannung der Autos erst
       zum Höhepunkt] geführt hätten. Fazit: „Was wir heute präsentieren, soll ein
       Comeback sein“, so Wegner. Bzw.: „Guter Verkehr für alle statt
       Konfliktzonen“ (Bonde).
       
       Das Konzept, das den kometenhaften Wiederaufstieg bringen soll, stammt von
       Tobias Nöfer, Vorstandsmitglied des Architekten- und Ingenieurvereins zu
       Berlin-Brandenburg – er schenkt es gewissermaßen dem Senat. Allerdings ist
       selbst der Begriff „Konzept“ fast schon hochgegriffen. Im Grunde handelt es
       sich lediglich um eine erweiterte Gestaltungsidee, die auf die Beteiligten
       aber offensichtlich große Faszination ausübt.
       
       ## Deutlich breitere Gehwege
       
       Interessanterweise soll das Privatauto auch nach dieser Idee eine
       untergeordnete Rolle auf der Friederichstraße spielen: Weil Nöfer
       vorschlägt, die Gehwege auf beiden Seiten deutlich zu verbreitern, um Raum
       für Straßengastronomie zu schaffen, schrumpft die Fahrbahn von aktuell
       12,50 auf 7,50 Meter Breite – und alle Parkplätze am Straßenrand müssen
       verschwinden. Stattdessen sollen die Stellplätze in den umliegenden
       Parkhäusern, die heute meist halb leer stehen, stärker genutzt werden.
       
       Das könne, so Nils Busch-Petersen, Hauptgeschäftsführer des Handelsverbands
       Berlin-Brandenburg, etwa durch ein [3][Parkleitsystem befördert werden, wie
       es in vielen anderen Millionenstädten], auch in Deutschland, längst
       funkioniere. Ähnlich äußerte sich die Weinhändlerin Anja Schröder vom
       Aktionsbündnis „Rettet die Friedrichstraße!“, die die lauteste Stimme gegen
       die Verkehrsberuhigung durch die Grünen war und nun neben Bonde auf dem
       Podium saß. „Das parkende Auto war nie das Problem“, befand sie.
       
       Bei Nöfers Präsentation wurde deutlich, dass der Architekt sich viel von
       einer hochwertigen Materialität erwartet: Granitpflaster und gusseiserne
       Poller anstelle von billig-bunten Sitzelementen sollen den Unterschied
       machen. Erstaunlicherweise glaubt er auch, die Friedrichstraße mit Bäumen
       säumen zu können. [4][Bislang war das wegen des Tunnels der U6 und vieler
       Leitungen im Boden] ein No-go für alle Planenden, aber nun sollen große
       steinerne Pflanzkübel doch ausreichend Wurzelraum liefern können.
       
       Die ernüchternde Botschaft des großen Aufschlags kam dann etwas kleinlaut
       in der Fragerunde zur Sprache: Ob das alles Realität wird, und vor allem
       wann und zu welchem Preis, weiß im Augenblick niemand. Man bilde nun, so
       Ute Bonde, „eine Projektgruppe bei mir im Haus“ und stoße dann eine
       Machbarkeitsstudie an. Wenn die Ergebnisse vorlägen, könne man über die
       Kosten und einen Zeitplan reden.
       
       Wer Berlin kennt, weiß: Die Friedrichstraße ist lang und grau, und lang
       sind auch alle Entscheidungsprozesse, die das Wort „Machbarkeitsstudie“
       beeinhalten.
       
       17 Nov 2025
       
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