# taz.de -- Reanimation in der Öffentlichkeit: Wenn Brüste über Leben und Tod entscheiden können
       
       > Bei einem Herzstillstand haben Männer eine höhere Chance, wiederbelebt zu
       > werden. Eine Studie aus China untersucht mögliche Gründe dafür.
       
 (IMG) Bild: Eine Herzdruckmassage kann Leben retten. Frauen sind dabei eher benachteiligt
       
       „Ah, ha, ha, ha – Stayin’ alive, stayin’ alive“ – im Idealfall geht bei
       diesen Zeilen im Kopf ein Szenario los, das Leben retten kann. Das Lied
       gilt als Merkhilfe für den Rhythmus einer Herzdruckmassage im Notfall. Dass
       man in die Situation kommt, einen Menschen reanimieren zu müssen, ist gar
       nicht so unwahrscheinlich. [1][Herz-Kreislauf-Erkrankungen] sind in
       Deutschland die häufigste Todesursache. Jährlich haben etwa 120.000
       Menschen hierzulande einen Herzstillstand außerhalb des Krankenhauses, bei
       dem der Rettungsdienst gerufen wird.
       
       In etwas mehr als der Hälfte der Fälle versuchen Laien, mit
       Wiederbelebungsmaßnahmen das Leben der Betroffenen zu retten. „10.000
       Menschenleben könnten jedes Jahr zusätzlich gerettet werden, wenn sich mehr
       Menschen eine sofortige Herzdruckmassage zutrauen würden“, [2][schreibt das
       Bundesgesundheitsministerium]. Studien [3][aus unterschiedlichen Ländern]
       legen nahe, dass bei der Frage, ob einer Person geholfen wird, auch ihr
       Geschlecht eine Rolle spielt. Frauen werden bei einem Herzstillstand
       außerhalb des Krankenhauses seltener reanimiert als Männer. [4][Laut einer
       kanadischen Studie] bekommen Männer zu 68 Prozent und Frauen nur zu 61
       Prozent eine Herzdruckmassage in der Öffentlichkeit. Ob in Nordamerika,
       China, Europa oder Australien – [5][der Geschlechterunterschied ist immer
       da].
       
       ## Die Studie
       
       Eine [6][Studie chinesischer Wissenschaftler*innen,] die im Magazin BMC
       Cardiovascular Disorders erschienen ist, hat nun nach den Gründen dafür
       geforscht. Warum sind Menschen weniger bereit, Frauen durch
       Herzdruckmassagen das Leben zu retten? Dafür haben die Forschenden Menschen
       in Südostchina per Umfrage nach ihrer Erfahrung mit
       Herz-Lungen-Wiederbelebung und ihrer Meinung zu geschlechtsspezifischen
       Bedenken gefragt. Bei der Auswertung der Antworten von 433 Teilnehmenden
       kommt heraus: Frauen sind verglichen mit Männern eher bereit, anderen
       Frauen eine Herzdruckmassage zu geben. Besonders Männer haben Bedenken
       wegen des Körperkontakts. Die Forscher:innen finden verschiedene Gründe
       für diese Ergebnisse. Sie deuten besonders darauf hin: Die weibliche Brust
       anzufassen kann ein Hemmnis sein, wenn es darum geht, Leben zu retten.
       
       ## Was bringt’s?
       
       Meist werden Herzdruckmassagen in der Erste-Hilfe-Bildung mit anatomisch
       männlichen Körpern als Modell geübt. Dass es zum Problem wird, wenn der
       männliche Körper als Norm gilt, hat die [7][Gendermedizin] schon in vielen
       anderen Bereichen gezeigt. Expert*innen schlagen vor, mehr Puppen mit
       anatomisch weiblichem Körper in Erste-Hilfe-Kursen einzusetzen und besser
       über Vorurteile aufzuklären. In Deutschland sind Rettende bereits gut
       geschützt, sollte das Opfer beim Helfen zu Schaden kommen. Es besteht sogar
       eine Pflicht, erste Hilfe zu leisten. Und für diejenigen, die sich jetzt
       fragen, wie die Herzdruckmassage noch mal geht: [8][Auf 30 Kompressionen
       folgen 2 Beatmungen], im Takt zu Stayin’ alive.
       
       28 Nov 2025
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Studie-zu-Herz-Kreislauf-Erkrankungen/!5070474
 (DIR) [2] https://www.bundesgesundheitsministerium.de/service/begriffe-von-a-z/h/herz-kreislauf-stillstand.html
 (DIR) [3] https://www.ahajournals.org/doi/full/10.1161/JAHA.123.031113
 (DIR) [4] https://eusem.org/news/908-press-release-women-less-likely-to-be-given-cpr-than-men-in-public-places-but-in-private-spaces-older-people-less-likely-to-be-given-cpr
 (DIR) [5] https://link.springer.com/article/10.1186/s13054-015-0904-y
 (DIR) [6] https://doi.org/10.1186/s12872-025-04709-5
 (DIR) [7] /Behandlungen-durch-Aerztinnen/!6025581
 (DIR) [8] /Woche-der-Wiederbelebung/!5622951
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Chiara Bachels
       
       ## TAGS
       
 (DIR) wochentaz
 (DIR) Zukunft
 (DIR) Social-Auswahl
 (DIR) Organspende
 (DIR) Gesundheit
 (DIR) Feinstaub
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Organspende bei Herzstillstand: Die Definition von Tod
       
       Es gibt zu wenig Spenderorgane. Helfen würde es, den Herz- statt den
       Hirntod als Grundlage zu nehmen. Berechtigte Sorgen müssen ernst genommen
       werden.
       
 (DIR) Woche der Wiederbelebung: 30-mal drücken, 2-mal beatmen
       
       Eine Herzdruckmassage ist eine einfache Sache. Dennoch haben viele Angst
       davor, selbst aktiv zu werden. Dabei kann sie Leben retten.
       
 (DIR) Studie zeigt steigendes Risiko: Herzinfarkt durch Feinstaub
       
       Mikropartikel können die Gesundheit schädigen. Deshalb gibt es Umweltzonen.
       Aber reichen die Grenzwerte in der EU aus? Eine neue Studie bezweifelt das.