# taz.de -- Wohnungsmarkt in Bremen und Hamburg: Mondpreise für möblierte Wohnungen
       
       > Das Gesamtangebot verfügbarer Mietwohnungen sinkt. Dafür wächst der
       > Anteil möblierter Wohnungen, mit denen sich die Mietpreisbremse aushebeln
       > lässt.
       
 (IMG) Bild: Bei Möblierungen versagt die Mietpreisbremse: Altbauwohnungen in Hamburg
       
       Eine „top renovierte 2-Zimmer-Wohnung mit ca. 42 Quadratmetern“ für 745
       Euro zuzüglich 210 Euro Nebenkosten inseriert „Vermieter“ auf dem Schwarzen
       Brett Bremen, einem Online-Kleinanzeigenmarkt. Eine Kaltmiete von 17,70
       Euro pro Quadratmeter?! Und das in einer tristen Wohngegend am südlichen
       Stadtrand, wie sich anhand der angegebenen Busverbindungen „Nähe
       Arsterdamm“ erkennen lässt?
       
       Laut Bremer Mietspiegel beträgt in dieser Lage die Basismiete 6,34 Euro pro
       Quadratmeter. Selbst mit diversen Zuschlägen für die Ausstattung käme man
       kaum auf zehn Euro Kaltmiete.
       
       Eigentlich verbietet die Mietpreisbremse Vermieter:innen, Wohnungen um mehr
       als zehn Prozent über den örtlichen Vergleichsmieten zu vermieten. Auch
       [1][möblierte Wohnungen] fallen darunter. Allerdings nur theoretisch. Denn
       der Möblierungszuschlag muss zum einen nicht gesondert ausgewiesen werden.
       Zum anderen wäre die Höhe eines solchen Zuschlags für Mieter:innen nur
       schwer nachvollziehbar, weil er sich am Zeitwert der Möbel bemisst.
       
       Und wer lässt sich vom potentiellen Vermieter Rechnungen über Möbelkäufe
       vorlegen, um die Miethöhe nach unten zu kontrollieren, wenn der
       Wohnungsmarkt in den meisten Großstädten derart angespannt ist?
       
       Bremen bildet da keine Ausnahme. Und so ist auch die eingangs erwähnte
       „zentral gelegene“ Wohnung laut Inserat „mit neuen Möbeln eingerichtet“.
       Die Fotos zeigen Mobiliar, wie es auch in vielen Ferienwohnungen steht:
       viel Grau, Schwarz, Weiß, furnierte Regale.
       
       Die inserierte Wohnung ist keine Ausnahme. Es finden sich auf dem Schwarzen
       Brett weitere möblierte Zwei-Zimmerwohnungen. Eine soll 19,60 Euro den
       Quadratmeter kosten. Bei den anderen ist die Wohnungsgröße nicht angegeben.
       Nachfragen per Mail nach der Größe werden nicht beantwortet.
       
       ## Bremen hat erst seit 2024 einen Mietspiegel
       
       Auf Kleinanzeigen.de wird eine Dreizimmer-Wohnung in der Bremer Neustadt an
       einer viel befahrenen Straße für stolze 21,70 Euro den Quadratmeter
       angeboten. Der Mietspiegel gibt hier als Basismiete 6,45 Euro den
       Quadratmeter an.
       
       Dabei sollen diese Wohnungen immerhin komplett eingerichtet sein, mit
       Staubsauger, Fernseher und Kaffeemaschine. Eine weitere in der Innenstadt
       wird für 17,90 Euro den Quadratmeter nur „teilmöbliert“ vermietet: „unter
       anderem durch großzügige Schlafzimmer/Flur und Badschränke“.
       
       Ob Bremer Vermieter:innen die Gesetzeslücke bei der Mietpreisbremse
       verstärkt ausnutzen, lässt sich nicht herausbekommen. Die
       [2][Mietpreisbindung gilt seit 2015], nachdem der Deutsche Bundestag ein
       entsprechendes Gesetz beschlossen hatte. Allerdings führte Bremen erst 2024
       einen Mietspiegel ein, der es leichter macht, die Vergleichsmiete zu
       ermitteln.
       
       In dem Jahr kam es nach Angaben des Bremer Senats zu einer Steigerung des
       Angebots möblierter Wohnungen um 8,4 Prozent. Wurden 2023 noch 2.285
       möblierte Wohnungen angeboten, waren es ein Jahr später 2.477. Das teilte
       ein Sprecher der Bausenatorin der taz mit. Bis September 2025 seien es nach
       der Auswertung des Marktanalysten Value AG 1.670 gewesen.
       
       Angaben zum jeweiligen Anteil der möblierten Wohnungen am Gesamtangebot
       machte der Behördensprecher nicht. Für das Jahr 2022 lässt sich anhand des
       städtischen [3][Monitoring-Berichts Bauen und Wohnen] ein Anteil von 25
       Prozent errechnen. Dieser Wert ist nur bedingt aussagekräftig, da ein Teil
       der möblierten Wohnungen kurzzeitig vermietet wird und dadurch häufiger
       inseriert wird.
       
       Darauf weist auch Hamburgs Bausenatorin Karen Pein (SPD) hin. Ihre Behörde
       beantwortete im Sommer eine [4][detaillierte Anfrage der Linken-Fraktion
       zum Mietwohnungsmarkt]. Danach stieg der Anteil möblierter Wohnungen in
       allen sieben Bezirken zwischen 2020 und 2021 sprunghaft und danach in den
       begehrten Innenstadtlagen langsamer weiter an.
       
       Gab es in Altona im Jahr 2020 noch zwölf Prozent Angebote möblierter
       Wohnungen, waren es 2023 schon 22 Prozent. In Eimsbüttel stieg der Anteil
       von elf auf 23 Prozent. Neuere Zahlen liegen nicht vor.
       
       Der Anstieg habe auch damit zu tun, dass insgesamt weniger Wohnungen zur
       Neuvermietung angeboten würden, heißt es in einem [5][Artikel der Zeit aus
       dem Juni 2025]. Die Zeitung hatte sich ebenfalls von Value AG das Angebot
       in Berlin, Hamburg, Köln, München und Frankfurt auswerten lassen. Demnach
       ist der Anteil der Inserate möblierter Wohnungen in diesen Städten zwischen
       2019 und 2025 von 36 auf 47 Prozent angestiegen.
       
       Der Auswertung zufolge liegt der durchschnittliche Quadratmeterpreis in
       Hamburg bei 25,80 Euro für möblierte Wohnungen, Berlin und Köln sind je
       einen Euro teurer, in München können Vermieter:innen 33,60 Euro
       verlangen. Für Bremen liegen keine Zahlen vor.
       
       Über die Mieter:innen solcher Wohnungen ist wenig bekannt. Die Branche –
       es gibt Unternehmen, die sich auf möblierte Wohnungen spezialisiert haben –
       argumentiert, es handle sich um aus- oder inländische Fachkräfte, die nur
       für die Dauer eines Projekts eine Wohnung brauchen. Eine [6][Untersuchung
       im Auftrag des Berliner Mietervereins] kam hingegen zu dem Ergebnis, zwei
       Drittel würden die überteuerten Wohnungen mieten, [7][weil sie keine
       Alternative hätten].
       
       Hamburg wolle jetzt erneut über den Bundesrat eine Gesetzesreform
       erreichen, die unter anderem Möblierungszuschläge begrenzt, sagt der
       Sprecher der Bausenatorin, nachdem es im Februar keine Mehrheit dafür
       gegeben hatte. Im Sommer 2023 hatte der Bundesrat bereits einem
       entsprechenden Antrag von Hamburg und Bremen zugestimmt. Bis zum Bruch der
       Ampel-Koalition verhinderte die FDP die Abstimmung im Bundestag darüber.
       
       Hinweis: In einer ersten Fassung hieß es, möblierte Wohnungen fielen nicht
       unter das Gesetz der Mietpreisbindung. Das ist falsch. Wir haben den Fehler
       korrigiert.
       
       17 Nov 2025
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Mobliertes-Wohnen-auf-Zeit/!6125281
 (DIR) [2] /Hoehere-Mieten-im-Zensus/!6016442
 (DIR) [3] https://bau.bremen.de/sixcms/media.php/13/Bericht%20Monitoring%20Wohnen%20und%20Bauen%202023.pdf
 (DIR) [4] https://www.buergerschaft-hh.de/parldok/dokument/91484/23_00764_zweckentfremdung_moeblierung_und_mietwucher_was_tut_der_senat#search=%22mietwucher%22%23navpanes=0
 (DIR) [5] https://www.zeit.de/wirtschaft/2025-06/wohnungsmarkt-moeblierte-mietwohnungen-grossstaedte-schwarz-rot/komplettansicht
 (DIR) [6] https://www.berliner-mieterverein.de/presse/pressearchiv/neue-studie-zur-moeblierten-kurzzeitvermietung.htm
 (DIR) [7] /Mieterbund-Praesidentin-zur-Mietenpolitik/!6101338
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Eiken Bruhn
       
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