# taz.de -- Rechtsruck: Ich bleibe Klimaaktivist*in und bekämpfe Faschos
> Nächstes Jahr könnte die AfD Teil einer Landesregierung werden. Damit
> sozialer Klimaschutz eine Chance hat, müssen wir jetzt gegen sie
> organisieren.
(IMG) Bild: Mit der AfD gibt es nichts zu besprechen und schon gar keine Bekämpfung der Klimakrise
Es ist das Abschlusswochenende der Weltklimakonferenz, kurz COP. Anders als
noch vor wenigen Jahren schaffen es nur wenige Schlagzeilen von dort in
meinen Feed. [1][„Indigene versperren Weg zur Klimakonferenz“] ist eine
davon. Als ich das lese, freue ich mich erst. Doch dann fühle ich mich auch
schlecht, weil ich die COP nur am Rande mitbekommen habe. Liegt das an mir?
Als ich zur Hochzeit von Fridays for Future im Fernsehen Interviews gegeben
habe, musste unter meinem Namen immer groß „Klimaaktivist*in“ stehen.
Nicht, weil ich darauf bestanden hätte, sondern weil Klimaaktivismus so eng
mit meinem politischen Engagement verknüpft war, dass Journalist*innen
darauf bestanden.
Habe ich das Klima jetzt abgeschrieben? Bin gar desillusioniert? Ich lese
ein Interview mit Luisa Neubauer in der FAZ. [2][Sie wird gefragt, warum
sie ihre Attraktivität nicht stärker in die Waagschale fürs Klima werfe.]
Schräg. Schon voriges Jahr titelten Medien: „Hat Fridays for Future
versagt?“ Auch schräg. Es scheint so, als würden Medien uns jungen
Klimaaktivist*innen, die 2019 eine der größten Protestbewegungen der Welt
begründeten, die Schuld an der weiteren Verschärfung der Klimakrise geben,
weil jetzt von der Politik die großen Würfe ausbleiben.
Die Wahrheit aber ist komplexer: Die Welt hat sich seit 2019 verändert.
Damit effektiver Klimaschutz, der soziale Fragen mitdenkt und alle
mitnimmt, eine Chance hat, braucht es eine demokratische Gesellschaft. Doch
genau die wird gerade von Rechtsextremen akut gefährdet. Und ja, in diesem
Licht erscheint die Klimakrise auch für mich als weniger akutes Problem.
## Mit der AfD gibt es nichts zu besprechen
Unsere Strategie bei Fridays for Future basierte darauf, dass
Politiker*innen ein Interesse daran haben, die Klimakrise zu
bekämpfen. Dass sie, ob konservativ, liberal oder links, „in good faith“
handeln. Die AfD aber tut genau das Gegenteil. Sie will die demokratischen
Institutionen aushöhlen und sabotieren. Mit ihr gibt es nichts zu
besprechen und schon gar keine Bekämpfung der Klimakrise.
Die AfD will, dass es Deutschland schlecht geht. So sagt es zumindest der
langjährige Pressesprecher der AfD, Christian Lüth: „Je schlechter es
Deutschland geht, desto besser für die AfD.“ Nicht die Bewältigung der
Krise, sondern die Krise selbst schafft den von ihr erhofften politischen
Nährboden. So funktioniert das Playbook der Faschisten. Nicht umsonst
träumt auch Trump offen vom „civil war“, um seine Macht weiter zu festigen.
Und nutzt bereits jetzt die Proteste gegen ihn, um das Militär gegen die
eigenen Bürger*innen in Stellung zu bringen.
Die mit Abstand größte Gefahr in Deutschland besteht darin, dass die AfD
Machtpositionen in Regierungen übernimmt. Schon bei der [3][Landtagswahl im
Herbst 2026 in Sachsen-Anhalt] ist das realistisch. Perspektivisch scheint
auch auf Bundesebene eine Koalition mit der Union möglich. Wer die
Vorzeichen dafür nicht sieht, lebt naiv.
Dass viele politische Menschen ihre Kraft jetzt auf den Kampf gegen rechts
fokussieren, ergibt Sinn. Denn wer Mehrheiten für Klimaschutz will, braucht
eine stabile Demokratie. Auch der Klimaaktivismus wird bei den Wenigsten
ein Spezialinteresse gewesen sein, das sich in besonderer Liebe zu
Meeresströmungen und Temperaturstatistiken begründete.
Für mich zumindest ging es beim Klima immer darum, [4][Gerechtigkeit zu
schaffen] und für Menschen einzutreten. Ich wollte eine lebenswerte Zukunft
und daran hat sich nichts geändert. Ich bleibe Klimaaktivist*in, auch wenn
das jetzt erst mal heißt, die Faschos zu bekämpfen.
27 Nov 2025
## LINKS
(DIR) [1] https://www.zeit.de/gesellschaft/2025-11/weltklimakonferenz-indigene-protest-zugang
(DIR) [2] https://www.instagram.com/reel/DREWaRhjN5D/
(DIR) [3] /Ostdeutschland-waehlt-rechtsradikal/!6069935
(DIR) [4] /COP27-in-Aegypten/!5888967
## AUTOREN
(DIR) Elya Maurice Conrad
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