# taz.de -- Urteil des BGH: Gut so: Aktionäre müssen haften
       
       > Der BGH macht klar: Aktionäre haben im Insolvenzfall keinen Anspruch auf
       > ihr Geld. Das ist nur gerecht – und gut für den Finanzplatz Deutschland.
       
 (IMG) Bild: Markus Braun, Verzocker anderer Leute Geld, das diese auch nicht mehr wiederbekommen, und das ist auch gut so
       
       Wirecard war [1][ein unglaublicher Wirtschaftsskandal]: Der
       Finanzdienstleister war angeblich so wertvoll, dass er sogar im deutschen
       Aktienindex DAX gelistet wurde – bis er im Juni 2020 spektakulär
       zusammenbrach. Plötzlich stellte sich heraus, dass die Firma nur
       Scheinbuchungen vorgenommen hatte und Milliarden Euro fehlten. Seither ist
       die Frage offen, wer den Schaden trägt, was auch Gerichte beschäftigt.
       
       Am Donnerstag ist nun ein entscheidendes Urteil ergangen. Der
       Bundesgerichtshof (BGH) befand, [2][dass die Aktionäre vorerst keinen
       Anspruch haben, entschädigt zu werden]. Sie müssen sich ganz hinten in der
       langen Schlange der Wirecard-Gläubiger anstellen.
       
       Damit ist klar: Die Wirecard-Aktionäre werden kein Geld sehen. Denn die
       Insolvenzmasse beträgt nur 650 Millionen Euro, und geprellte
       Nicht-Aktionäre haben Ansprüche von 15,4 Milliarden Euro angemeldet. Bei
       Wirecard gibt es nur Verlierer.
       
       Trotzdem ist das BGH-Urteil wichtig, denn es klärt grundsätzlich, dass
       Aktionäre bei einer Insolvenz haften müssen. Das ist nur konsequent.
       Schließlich sind die Aktionäre die Eigentümer, weswegen sie den
       Aufsichtsrat wählen – und damit indirekt die Manager im Vorstand. Die
       Aktionäre sind also verantwortlich dafür, dass bei Wirecard Trickbetrüger
       das Sagen hatten.
       
       Zugleich ging es bei dem BGH-Urteil um weit mehr als nur Wirecard –
       letztlich wurde über den Finanzplatz Deutschland entschieden. Hätte nämlich
       der BGH befunden, dass Aktionäre gleichrangig wie andere Gläubiger zu
       behandeln sind, wären prompt alle Unternehmenskredite teurer geworden. Denn
       bisher sind die Zinsen für Firmen relativ niedrig, weil die Banken davon
       ausgehen, dass bei einer Pleite zunächst die Aktionäre haften. Würden aber
       die Aktionäre plötzlich auch Geld aus der Insolvenzmasse bekommen, fiele
       der Risikopuffer für die Banken weg – und die Zinsen würden steigen.
       
       Das Finanzchaos in Deutschland wäre beispiellos gewesen. Aber das wusste
       das BGH natürlich. Weswegen alles bleibt wie bisher: Aktionäre müssen
       haften.
       
       13 Nov 2025
       
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 (DIR) [1] /Fahndung-nach-Ex-Manager-Marsalek/!5707139
 (DIR) [2] https://www.br.de/nachrichten/wirtschaft/bgh-urteil-wirecard-aktionaere-gehen-bei-insolvenzmasse-leer-aus,V2PrClf
       
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 (DIR) Ulrike Herrmann
       
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