# taz.de -- Ex-Wirecard-Vorstand meldet sich bei Justiz: Post von Marsalek
       
       > Über seinen Verteidiger hat sich der flüchtige Jan Marsalek bei der
       > Münchner Justiz gemeldet. Der Hauptverdächtige im Wirecard-Skandal soll
       > sich in Russland befinden.
       
 (IMG) Bild: Auch für ihn könnte das Schreiben relevant sein: Ex-Vorstandschef Markus Braun (vorne links)
       
       München dpa | Im [1][Wirecard]-Skandal hat sich der seit drei Jahren
       flüchtige Hauptverdächtige Jan Marsalek über seinen Verteidiger bei der
       Münchner Justiz gemeldet. Beim Landgericht München I sei ein Brief des
       Anwalts eingegangen, sagte ein Sprecher des Gerichts am Dienstag. Zuerst
       hatte die Wirtschaftswoche berichtet. Inhalt und Einzelheiten des Briefs
       wollten weder das Gericht noch die Münchner Staatsanwaltschaft
       kommentieren.
       
       Laut Wirtschaftswoche geht der Anwalt in dem Schreiben nicht konkret auf
       die gegen den österreichischen Manager erhobenen Betrugsvorwürfe ein. Der
       frühere Wirecard-Vorstand hatte sich im Sommer 2020 ins Ausland abgesetzt,
       als sich der Kollaps des einstigen Dax-Konzerns abzeichnete. Verschiedenen
       Medienberichten zufolge soll Marsalek nach Russland geflohen sein.
       
       Wirecard war zwischen Juni und Juli 2020 innerhalb weniger Wochen
       zusammengebrochen, weil 1,9 Milliarden Euro angeblich auf südostasiatischen
       Treuhandkonten verbuchte Erlöse nicht auffindbar waren. Marsalek ist als
       ehemaliger Vertriebschef des Konzerns eine Schlüsselfigur.
       
       Im seit acht Monaten laufenden Münchner Wirecard-Prozess haben die
       Verteidiger von [2][Ex-Vorstandschef Markus Braun] den abwesenden Marsalek
       beschuldigt, den Konzern ohne Wissen und Zutun Brauns ausgeplündert und
       gemeinsam mit Komplizen zwei Milliarden Euro Geschäftserlöse veruntreut zu
       haben.
       
       ## Wahrscheinlich verfolgt er den Prozess aus der Ferne
       
       Der Brief liefert zumindest ein Indiz, dass Marsalek den Prozess aus der
       Ferne verfolgt. Denn laut Staatsanwaltschaft war das Schreiben an die
       vierte Strafkammer adressiert, die das Verfahren gegen Braun und dessen
       zwei Mitangeklagte führt.
       
       Laut Wirtschaftswoche soll Marsaleks Anwalt in dem Brief jedoch Stellung
       zur Existenz des sogenannten Drittpartnergeschäfts bei Wirecard Stellung
       nehmen. Laut Anklage erfand eine kriminelle Bande in der Führungsriege des
       Unternehmens mit Beteiligung Brauns Scheingeschäfte, um Banken und
       Investoren zu täuschen. Braun zufolge waren die Geschäfte keineswegs
       erfunden, doch sollen die Erlöse von Marsalek und Co. beiseite geschafft
       worden sein.
       
       Der Prozess wird an diesem Mittwoch fortgesetzt. Im Zeugenstand Platz
       nehmen soll Brauns und Marsaleks ehemalige Vorstandskollegin Susanne
       Steidl, die ehedem bei Wirecard für die Produktentwicklung verantwortlich
       war. Die Managerin – auch sie wie Braun und Marsalek aus Österreich
       stammend – soll nicht in die kriminellen Geschäfte der Wirecard-Bande
       eingeweiht gewesen sein.
       
       19 Jul 2023
       
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