# taz.de -- USA gegen Wole Soyinka: Nobelpreisträger gegen Nicht-Nobelpreisträger
       
       > Nigerias Literaturnobelpreisträger Wole Soyinka soll sein US-Visum
       > abgeben. Dabei hat er schon zu Trumps erster Amtszeit darauf verzichtet.
       
 (IMG) Bild: Der Nobelpreisträger Wole Soyinka, in Lagos, Nigeria, am 28. Oktober 2025
       
       Donald Trumps Gegner werden immer illustrer. Wole Soyinka, der berühmteste
       Schriftsteller Nigerias und der große alte Mann der afrikanischen
       Literatur, hat keine Einreiseerlaubnis mehr für die USA, wo er
       jahrzehntelang gelebt und gearbeitet hat. Wie der 91-Jährige auf einer
       [1][Veranstaltung mit dem selbsterklärenden Titel „Unending Saga: Idi Amin
       in Whiteface“ in Lagos] am Dienstag enthüllte, ist sein US-Visum gecancelt
       worden. „Ich bin offensichtlich ausgesperrt aus den Vereinigten Staaten“,
       sagte Soyinka und las das Schreiben des US-Konsulats in Lagos vor, das am
       Mittwoch schließlich auch die ihm nahestehende nigerianische Tageszeitung
       [2][Guardian] veröffentlichte.
       
       Das B1/B2-Visum vom 2. April 2024 sei „nicht mehr gültig für den
       Einreiseantrag in die Vereinigten Staaten“, heißt es darin. „Zusätzliche
       Informationen“ seien seit seiner Ausstellung ans Licht gekommen. „Wir
       fordern Sie auf, Ihr Visum zum US-Generalkonsulat Lagos zwecks physischer
       Entwertung zu bringen. Um einen Termin zu buchen, mailen Sie bitte an
       LagosNIV@state.gov.“ Die Idee, dass er persönlich um einen Termin bittet,
       um sein Visum nicht mehr benutzen zu dürfen, erheiterte den Schriftsteller
       sehr. „Ich mag Leute mit Humor“, schmunzelte er auf seiner Veranstaltung
       und stellte klar, er wolle sowieso nicht mehr in die USA.
       
       Wole Soyinka ist Behördenwillkür gewohnt, als Chronist Nigerias seit vor
       der Unabhängigkeit 1960. Durch eine Serie autobiografischer und fiktionaler
       Romane und Theaterstücke hat der Schriftsteller aus dem
       südwestnigerianischen Yoruba-Volk das Abgleiten seiner Heimat in Diktatur
       und Gewalt für die Nachwelt festgehalten, mit beißendem Humor und einem
       zutiefst menschlichen Blick.
       
       1986 holte er dafür den Literaturnobelpreis, als erster afrikanischer
       Schriftsteller. Die grausame Militärherrschaft von General Sani Abacha
       (1993–98) [3][zwang ihn ins Exil] in die USA, wo er Gastprofessuren
       innehatte und eine Green Card erwarb, also einen unbefristeten
       Aufenthaltstitel, die er auch nach seiner Rückkehr in die demokratisierte
       Heimat behielt. Erst als Donald Trump 2016 zum US-Präsidenten gewählt
       wurde, schnitt er sie in Stücke, aus Protest.
       
       ## Grüne Chilis und ein Bad im Pool
       
       Dass er überhaupt noch ein Visum hatte, lag an einer US-Steuerprüfung,
       enthüllte Soyinka jetzt in Lagos. Aber welche „zusätzlichen Informationen“
       das US-Konsulat jetzt zum Entzug des Visums bewogen haben könnten, sei ihm
       ein Rätsel. Einmal, erinnerte er sich, hatte er beim Flug aus London in die
       USA verbotenerweise grüne Chilis in der Tasche. Und einmal sei er in einem
       Hotel in Atlanta mit einem rassistischen Portier aneinandergeraten und im
       Pool gelandet, die Polizei wurde gerufen und er habe sich da wohl
       widersetzt. „Das sind die einzigen beiden Verbrechen.“
       
       Aber so weit zurück habe das US-Außenministerium sicher nicht sein Leben
       durchforstet, und so sei der wahre Grund wohl, dass er Donald Trump einmal
       einen „weißen Idi Amin“ genannt habe – Idi Amin, blutrünstiger Diktator von
       Uganda in den 1970er Jahren, ist zum Inbegriff afrikanischer
       Schreckensherrschaft geworden. „Ich hätte gedacht, dass Trump sich freut“,
       so Soyinka; der Präsident müsse doch „stolz sein, wenn man ihn als
       erstklassigen Diktator bezeichnet“.
       
       Am Ende sei Trump wohl doch nur ein Philosoph in der Tradition des alten
       Griechen Heraklit, dessen berühmter Satz „Alles fließt“ Trumps Wirken,
       nämlich alles Bestehende umzustoßen und logischerweise eben auch alle
       unbefristeten Visa zu canceln, am besten beschreibe. Soyinka fühlt sich nun
       inspiriert, ein Theaterstück über Trump zu schreiben. „Vielleicht geben sie
       mir dann mein Visum zurück.“ Dominic Johnson
       
       30 Oct 2025
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://www.youtube.com/watch?v=ple4xophXfM
 (DIR) [2] https://guardian.ng/news/soyinka-blames-idi-amin-in-whiteface-as-us-revokes-visa/
 (DIR) [3] /Wole-Soyinka-entkommt-dem-Militaerregime-Nigerias/!1532645/
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Dominic Johnson
       
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