# taz.de -- Neue Gesprächsreihe von Robert Habeck: Jenseits von Show
       
       > Robert Habeck eröffnet im Berliner Ensemble seine neue Gesprächsreihe.
       > Sie will sich grundlegenden Problemen der Gegenwartspolitik widmen.
       
 (IMG) Bild: Robert Habeck, Moderator und ehemaliger Vizekanzler, spricht bei „Habeck Live“ im Berliner Ensemble, Berlin am 5. Oktober
       
       In der Kulisse von Brechts „Die Dreigroschenoper“ stand Robert Habeck, um
       „in einer etwas anderen Rolle“, wie er sagte, ein politisches Gespräch
       jenseits von Show zu führen. Es war die Auftaktveranstaltung seiner Reihe
       „Habeck live“ im Brecht-Theater „Berliner Ensemble“.
       
       Das Gespräch sollte, darauf wies [1][der Altvizekanzler] mehrfach hin, die
       systematischen Ursachen erörtern, die den Problemen von
       liberaldemokratischer Gegenwartspolitik zugrunde liegen, mit den sich
       kumulierenden Krisenentwicklungen produktiv umzugehen. Das aber ist eine
       Ebene, die das System der Mediengesellschaft schwer erreichen kann, weil es
       ihre Gewohnheiten und Bedürfnisse (Wer ist schuld, wer ist blöd, wer ist
       beleidigt?) nicht erfüllt.
       
       Entsprechend am Thema vorbei scheinen mir die meisten journalistischen
       Betrachtungen über die Veranstaltung, was den Verdacht nur bestätigt, dass
       politisches Versagen mit Medienversagen verknüpft ist. Auch Habecks Gäste,
       die frühere ARD-Talkshowmoderatorin Anne Will und der langjährige
       FDP-Spitzenpolitiker und [2][Ampel-Verkehrsminister Volker Wissing], taten
       sich schwer, die angestrebte Gesprächsvertiefung im großen Stil zu liefern.
       
       ## Unsinnigkeiten des Parteienbetriebs
       
       Nichtsdestotrotz war es ein Gespräch auf gehobenem Niveau, das die Defizite
       der üblichen Talkshows nicht nur analysierte, sondern die behaupteten
       qualitativen Vorteile von Podcasts selbst einlöste.
       
       Speziell Wissing dürfte beim Publikum Eindruck hinterlassen haben, weil er
       die – medial beförderten – Unsinnigkeiten des Parteienbetriebs am Beispiel
       der Regierung aus SPD, Grünen und FDP beschrieb.
       
       Grob gesagt verhindert die herrschende Kultur des Unterscheidungszwangs,
       dass die Konzentration auf dem Lösen von Problemen liegt, und führt dazu,
       dass die Koalitionsparteien Sichtbarkeit durch einen herbeigeredeten
       Detailstreit suchen. So wie in Talkshows Politik auf Pointe reduziert wird
       und das Streicheln des eigenen Stammes, so wird in der Mediengesellschaft
       systematisch das trennende Detail betont.
       
       Wer darauf aus war, dass die Ampel-Protagonisten zugeben, wie schlimm sie
       waren, der wurde an diesem Sonntag enttäuscht. Im Angesicht des rapiden
       Ansehensverlustes von neuer Regierung und neuem Bundeskanzler scheint es
       mir aber wichtiger, sich den grundsätzlichen politischen, medialen und
       [3][gesellschaftlichen Struktur- und Kulturdefiziten] zu stellen, die
       hinter dem Scheitern der Ampel stehen und der derzeitigen Regierung stehen
       werden.
       
       6 Oct 2025
       
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