# taz.de -- Sieg gegen den HSV vor 37.000 Fans: Werders Frauen erobern das Weserstadion
       
       > In ersten Bundesliga-Nordderby schlagen die Bremer Fußballerinnen den HSV
       > mit 2:0. Trotz Rivalität ist die Stimmung entspannter als bei den
       > Männern.
       
 (IMG) Bild: Mit Ex-Mitspielerin Svea Stoldt ging sie fast zärtlich um, aber vom Elfmeterpunkt blieb Werders Larissa Mühlhaus zweimal eiskalt
       
       Bremen taz | Am Ende sprach auch HSV-Kapitänin Pauline Machtens davon, dass
       „Bremen den Sieg schon verdient geholt hat“. Schließlich hatte Werder die
       größeren Spielanteile und auch die klareren Chancen. Ganz verraucht war der
       Ärger über den umstrittenen Elfmeterpfiff von Schiedsrichterin Riem Hussein
       aus der 6. Minute bei den [1][Aufsteigerinnen aus Hamburg] nicht. „Ich
       hatte den Arm angelegt und der Ball ist nicht einmal gegen den Arm
       gekommen, sondern gegen die Hüfte“, sagte Svea Stoldt, die Verursacherin
       des Strafstoßes.
       
       So ein frühes Gegentor verändert die Dynamik eines Spieles, in diesem Fall
       nahm es den Bremerinnen etwas von der Nervosität, mit der beide Team
       angesichts der ungewohnten Kulisse anfangs zu kämpfen hatten
       
       Sicher verwandelt hatte den Elfer – wie auch den weniger umstrittenen
       zweiten nach der Pause – die gebürtige Hamburgerin und frühere
       HSV-Spielerin Larissa Mühlhaus. Die hielt sich an ihr vorher abgelegtes
       Gelübde, nach einem selbst erzielten Treffer aufs Jubeln zu verzichten,
       konnte aber natürlich nicht verhindern, dass ihre Mitspielerinnen sie
       feierten. In der Gesamtdramaturgie wirkte es allerdings unangemessen, dass
       dieses Spiel durch zwei profane Handelfmeter entschieden wurde.
       
       Zum vierten Mal nutzte Werder eine Länderspielpause der Profi-Männer, um
       den Frauen die Bühne des Weser-Stadions zu überlassen. Mit der für die
       Werder-Frauen neuen Rekordkulisse von 37.000 Zuschauern war es aufgrund
       etwas eingeschränkter Kapazitäten nahezu ausverkauft – lediglich im mit
       etwa 1.500 HSV-Fans gefüllten Gästeblock war noch Luft.
       
       ## Erinnerung an Pokalfight in Hamburg
       
       Im Vorfeld waren viele Erinnerungen an das [2][DFB-Pokalhalbfinale im März
       im Volksparkstadion] wachgeworden, das damals den Zuschauerrekord für den
       gesamten Frauenfußball in Deutschland auf Vereinsebene darstellte. „Von den
       57.000 Menschen sind über 11.000 zum ersten Mal im Volksparkstadion“, hatte
       HSV-Vorstand Eric Huwer sich damals gefreut.
       
       Die Attraktivität des Frauenfußballs für neue Zielgruppen bewies auch das
       erste Bundesliga-Derby der beiden Teams. Wesentlich mehr Kinder,
       Jugendliche und Frauen als bei Spielen der Werder-Männer füllten die Ränge.
       „Same Passion, same Power“ – die Choreografie der Werder-Ultras gab das
       Motto vor, das über die volle Spieldauer durchgehalten wurde. In der
       Leidenschaft, mit der beide Mannschaften unabhängig vom Spielstand von
       ihrem Anhang gefeiert wurden, schwang auch diesmal das Bekenntnis zu einem
       anderen, entspannteren Fußball mit.
       
       Dass sich gegen Ende beide Fan-Lager trotzdem zurufen mussten, wie
       „scheiße“ sie den anderen Klub finden, gehört wohl zu den aus dem
       Männersport übernommen Ritualen, ohne die ein Nordderby
       geschlechterübergreifend nicht auskommen kann. Für Extra-Pfiffe der
       HSV-Fans sorgte Werder-Stürmerin Medina Dešić, als sie sich nach dem Spiel
       aus dem Publikum ein Plakat reichen ließ, das wohl eine HSV-Raute auf einem
       Kackhaufen-Emoji darstellen sollte, und es mit auf die Ehrenrunde nahm.
       
       Sportlich hat sich seit März auf beiden Seiten viel getan. Mit
       [3][Friederike „Fritzy“ Kromp] bei Werder und Liése Brancão beim HSV stehen
       zwei neue Trainerinnen an der Seitenlinie. Brancão hatte den größeren
       Umbruch zu bewältigen und musste gleich neun neue Spielerinnen integrieren.
       Von der Startelf im Pokal-Halbfinale standen jetzt mit Pauline Machtens,
       Svea Stoldt und Emilia Hirche lediglich drei Spielerinnen erneut von Beginn
       an auf dem Platz. Um die Klasse zu halten, wurde der Kader mit Spielerinnen
       verstärkt, die Bundesliga- und teils sogar Champions-League-Erfahrung
       mitbringen. Alle HSV-Spielerinnen sind nun Vollprofis und auch die
       Rahmenbedingungen wurden weiter professionalisiert.
       
       Der Saisonauftakt mit Platz neun nach den ersten fünf Spielen hatte die
       Hoffnung verstärkt, sich gegen Werder für die 1:3-Niederlage im Pokal
       revanchieren zu können. Im Spiel fehlte dann vor allem in der Offensive die
       nötige Durchschlagskraft, um Werder mehr als durch einen Fernschuss an den
       Pfosten in Gefahr zu bringen. Auf der anderen Seite wirkt die neu
       zusammengestellte Mannschaft schon kompakt und gefestigt genug, um die
       hinter ihr platzierten Teams aus Köln, Nürnberg, Jena und Essen im Griff zu
       behalten.
       
       Werder ist mit dem Sieg dem Saisonziel nähergekommen, sich möglichst weit
       oben hinter den großen Vier aus München, Wolfsburg, Frankfurt und
       Leverkusen einzusortieren. Spannend dürfte die Frage sein, wie lange der
       Klub daran festhält, nur zweimal pro Saison ins Weserstadion umzuziehen und
       ansonsten vor 1.000 bis 2.000 Zuschauerinnen auf dem Neben-Platz 11 zu
       spielen.
       
       „Wenn wir jedes Wochenende hier spielen würden, kämen nicht jedes Mal
       30.000 Zuschauer“, sagte Werders Frauen-Abteilungsleiterin Birte
       Brüggemann. „Das zeigen der HSV, Nürnberg und Union Berlin.“ Der HSV
       bestreitet bereits jetzt jedes Heimspiel in der großen Arena. Die ersten
       beiden Heimspiele besuchten dort zusammen etwa 16.500 Zuschauer.
       
       12 Oct 2025
       
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 (DIR) Ralf Lorenzen
       
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