# taz.de -- Gipfeltreffen in der Fußball-Bundesliga: Festival der Fehler
       
       > In einem Spitzenduell von dürftigem Niveau gewinnen die Fußballerinnen
       > des FC Bayern beim VfL Wolfsburg. Auffällig sind die vielen
       > Defensivpatzer.
       
 (IMG) Bild: Duell auf Augenhöhe: Giulia Gwinn vom FC Bayern und Wolfsburgs Camilla Küver im Zweikampf um den Ball
       
       Wolfsburg taz | Gleich nach dem Schlusspfiff wurden erstaunlich viele
       Nettigkeiten ausgetauscht. Trotz der großen Rivalität und der kniffligen
       Konstellation an der Tabellenspitze gingen die Fußballfrauen des VfL
       Wolfsburg und des FC Bayern München ausgesprochen nett miteinander um. Sich
       gegenseitig abzuklatschen und zu umarmen, ergab ein sehr harmonisches Bild.
       Vielleicht sogar ein wenig zu harmonisch?
       
       Die beiden besten deutschen Mannschaften begleitet die bohrende Frage, ob
       sie international wirklich in der Lage sind, mit der Elite aus England,
       Spanien und Frankreich mitzuhalten. Die hohe Quote an Fehlern und
       Nachlässigkeiten, die den 3:1-Erfolg des FC Bayern in Wolfsburg
       ermöglichte, bringt Zweifel daran ins Spiel.
       
       In den Stolz der Siegerinnen darüber, den VfL Wolfsburg wieder als
       Tabellenführer abgelöst zu haben, mischten sich durchaus auch
       Selbstzweifel. „Es war zwischenzeitlich sehr wild“, gestand die Münchner
       Torjägerin Klara Bühl. Sie hatte den FC Bayern in Führung gebracht. Momoko
       Tanikawa und die eingewechselte Alara Sehitler steuerten die weiteren
       Treffer bei. Bei allen Toren wurden Mängel in der Defensive sichtbar.
       
       Das galt auch für das zwischenzeitliche 1:2 der Wolfsburgerinnen von Janina
       Minge. Zuvor hatten die Abwehrspielerinnen des FC Bayern mehrfach
       vergeblich versucht, den Ball aus dem eigenen Strafraum zu befördern. Das
       Festival der Fehler erinnerte schmerzhaft daran, wie der amtierende
       Deutsche Meister vier Tage zuvor zum Start in die Champions League-Saison
       mit 1:7 beim FC Barcelona regelrecht abgeschossen worden war.
       
       ## Schmerzende Vergleiche
       
       Der Quervergleich zwischen den Herausforderungen in der [1][Champions
       League und dem Alltag in der Bundesliga] tut vor allem deshalb weh, weil es
       dem FC Bayern und dem VfL Wolfsburg auf nationaler Ebene weiterhin an
       konstanter Konkurrenz mangelt. Und die Freude darüber, dass am Samstag
       zumindest 12.495 Zuschauer das Spitzenspiel in Wolfsburg sehen wollten,
       wird getrübt durch die Tatsache, dass sich andere europäische Ligen
       schneller und besser weiterentwickeln. Das liegt an deren großer
       Finanzkraft und an der besseren Vermarktung.
       
       Trotz der Länderspielpause der Männer war es dem öffentlich-rechtlichen
       Fernsehen nicht möglich, das Duell zwischen München und Wolfsburg live zu
       übertragen. „Man würde sich wünschen“, sagte die Münchenerin
       Hoffnungsträgern Giulia Gewinn, „dass das Spiel die Bühne bekommt.“ Ihre
       Teamkollegin Bühl findet mit Blick auf den [2][Zuschauerzuspruch in der
       Bundesliga]: „Man muss geduldig sein.“
       
       Das Schöne am Frauenfußball bleibt: Die Atmosphäre im Stadion wird nach wie
       vor durch gegenseitige Wertschätzung und Fairness geprägt. Dass die
       Wolfsburgerin Joelle Wedemeyer kurz vor Spielende wegen einer Rangelei mit
       Lea Schüller die Rote Karte sah, sorgte für ein paar Diskussionen, aber
       kein großes Gezeter. Der nationale Frauenfußball kommt noch ohne den
       Einsatz des Video-Schiedsrichterassistenten aus, der bei strittigen Szenen
       für Aufklärung sorgen kann.
       
       Schiedsrichterin Michel Fabienne hätte eine solche Hilfestellung bei
       mehreren Entscheidungen gut gebrauchen können. Doch die Wolfsburgerinnen
       verzichteten auf Schuldzuweisungen und standen zu ihrer Niederlage. „Wir
       hatten vor dem Tor einfach nicht die Qualität“, gestand die wieder einmal
       sehr selbstkritische VfL-Stammspielerin [3][Alexandra Popp].
       
       Für den weiteren Saisonverlauf ist damit zu rechnen, dass das Wettschießen
       zwischen dem FC Bayern München und dem VfL Wolfsburg seine Fortsetzung
       finden wird. Die Wolfsburgerinnen haben zuletzt mit ihrer neu formierten
       Mannschaft auswärts mit 8:0 bei der SGS Essen gewonnen.
       
       In der Champions League konnten sie sogar einen 4:0-Heimsieg gegen Paris
       Saint-Germain folgen lassen. „Ich finde unsere Entwicklung sehr positiv“,
       erklärte VfL-Trainer Stephan Lerch. Er geht sogar noch einen Schritt
       weiter, wenn es um internationalen Lorbeer geht. „Wir können auf
       europäischem Top-Niveau mithalten“, findet der Übungsleiter. Es gehört zu
       seinen Kernaufgaben, Optimismus zu verbreiten und die Werbetrommel für den
       deutschen Frauenfußball zu rühren.
       
       12 Oct 2025
       
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