# taz.de -- „My personal curriculum“-Trend: Lehrplan statt Lipliner
       
       > Ein neuer Trend verzaubert das Netz und macht zur Abwechslung nicht
       > schöner, aber klüger. Das Beste: Noch ist er kein reiner
       > Selbstoptimierungswahn.
       
 (IMG) Bild: Es geht nicht nur ums Basteln schöner To-do-Listen, sondern um Inhalte
       
       Endlich ein Trend, der den Kopf statt den Körper in den Mittelpunkt stellt!
       Nachdem dieses Jahr vor allem Tendenzen wie „[1][SkinnyTok“] oder „Messy
       Girl“ dominierten, feiert Social Media nun [2][„My personal curriculum“].
       
       Auf Deutsch: Mein persönlicher Lehrplan. Dahinter steckt eine simple, aber
       charmante Idee: kollektives Lernen. Input statt Outfit.
       
       Die lange vernachlässigte Leseliste, ein Sprachkurs, ein Workshop oder
       einfach ein Thema, in das man tiefer eintauchen möchte – all das wird
       aufgeschrieben, Lernmaterialien werden gesammelt und mit Followern in
       kurzen Videos geteilt. Besonders beliebt sind Follow-ups, in denen
       User:innen zeigen, wie weit sie schon gekommen sind.
       
       Es geht also um eine Art Back-to-School-Vibes für Erwachsene: Die Idee,
       sich nach dem Sommer neu zu erfinden oder Ziele wieder ernsthaft zu
       verfolgen, ist dabei nicht neu.
       
       ## Elan mit Inhalten
       
       Wer an die Schulzeit zurückdenkt, kennt das Gefühl: Nach den Sommerferien
       war man ein anderer. Oder wollte es zumindest sein. Neue Jeans, neuer
       Ranzen – oder wenigstens frisch gespitzte Stifte.
       
       Dieses „Neuanfangs-Gefühl“ hält sich bis ins Erwachsenenleben. Nach dem
       Urlaub ist man entweder jemand Neues oder endlich wieder ganz man selbst.
       Und alles, was im Sommer liegen geblieben ist, wird jetzt mit frischem Elan
       angegangen.
       
       Wer durch die Curricula-Posts scrollt, merkt schnell: Es geht nicht nur ums
       Basteln schöner To-do-Listen, sondern auch um Inhalte. Besonders beliebt
       sind Bücher zu Feminismus, Finanzwissen oder Persönlichkeitsentwicklung.
       Gleichzeitig taucht immer wieder die Aussage „Cleaning my For You Page“
       auf. Gemeint ist: den eigenen Feed bewusst umstellen – weg von Körperkult,
       Beauty Tipps und Nonsens hin zu Content, der bildet und inspiriert.
       
       ## Die Aufbruchsstimmung des Herbstes feiern
       
       Damit reiht sich der Trend in die größere Bewegung [3][„StudyTok“] ein,
       unter der sich inzwischen über drei Millionen Beiträge sammeln. Was früher
       fast ausschließlich Uni-Inhalte waren, wird jetzt breiter: Auch Menschen,
       die nicht mehr studieren, nutzen den Hashtag – um Neues zu lernen oder
       einfach, um die Aufbruchsstimmung des Herbstes zu feiern, bevor der Winter
       kommt.
       
       Aber: So erfrischend der Trend auch ist, auch er läuft Gefahr, sich selbst
       zu boykottieren.
       
       Je länger die Listen, je perfekter die Gestaltung, je ambitionierter die
       Projekte – desto schneller verschwindet die Leichtigkeit. Statt Motivation
       und Inspiration droht ein Wettbewerb darum, wer am meisten schafft. Noch
       aber ist der Trend nicht zum toxischen Selbstoptimierungswahn verkommen.
       Noch übertrumpfen wir uns nicht mit Stundenplänen, sondern inspirieren uns
       mit Ideen. Und das ist doch schon mehr, als die meisten Trends in diesem
       Jahr geschafft haben.
       
       17 Sep 2025
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Magersucht/!6102935
 (DIR) [2] https://www.tiktok.com/discover/my-personal-curriculum
 (DIR) [3] https://www.tiktok.com/tag/studytok
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Giorgia Grimaldi
       
       ## TAGS
       
 (DIR) TikTok
 (DIR) Trend
 (DIR) Bildung
 (DIR) Social-Auswahl
 (DIR) Finanzmarkt
 (DIR) Bildungspolitik
 (DIR) Schwerpunkt Europawahl
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Finanzwissen unter jungen Leuten: Das Internet ersetzt den Bankberater
       
       Vermeintliche Experten in den sozialen Medien reden die gesetzliche Rente
       systematisch herunter. Sie treffen auf ein schlecht informiertes Publikum.
       
 (DIR) Schule ohne Social Media: Und jetzt bitte Telefone wegpacken
       
       In einem bundesweit einzigartigen Projekt verbannt die Stadt Solingen
       Smartphones aus den fünften Klassen aller Schulen.
       
 (DIR) U16-Europawahl in Berlin: Teenager, TikTok und 38 Thesen
       
       Bei den Europa-Wahlen bleiben unter 16-Jährige außen vor. Am Freitag haben
       über 20.000 Berliner Kinder und Jugendliche immerhin symbolisch gewählt.