# taz.de -- Drohnen über Schleswig-Holstein: Viel los am Himmel über Kiel
       
       > Zahlreiche Drohnen kreisten vor einer Woche über Schleswig-Holstein, auch
       > über kritische Infrastruktur in Kiel. Nun hat sich der Landtag damit
       > befasst.
       
 (IMG) Bild: Blick auf Thyssen Krupp Werft in Kiel von oben: Drohnen haben im September auch hier kritische Infrastruktur überflogen
       
       Rendsburg taz | Die Mitglieder des Innen- und Rechtsausschusses kamen im
       gläsernen Plenarsaal des schleswig-holsteinischen Landtags mit seiner
       Fensterfront zur Kieler Förde zusammen. Der Raum will Offenheit
       signalisieren, die politische Arbeit soll sichtbar sein. Doch wer schaut
       zu?
       
       In ihrer Sitzung befassten sich die Politiker:innen mit nächtlichen
       [1][Drohnenüberflügen] über der Landeshauptstadt Ende September. Dabei
       könnten wichtige Gebäude, darunter auch das Parlament mit seinem gläsernem
       Saal, aus der Luft vermessen worden sein.
       
       Eine größere „Mutterdrohne“ schwebte über der Kieler Förde, kleinere
       Drohnen kreisten über dem Hafen und den Werften der Landeshauptstadt, über
       dem Universitätsklinikum und dem Landtag. Mehrere Stunden sollen diese
       Manöver gedauert haben. Auch andere Teile des Landes waren betroffen. Das
       Nachrichtenmagazin [2][Der Spiegel berichtete zuerst ausführlich] über die
       Vorfälle, die sich in der Nacht vom 25. zum 26. September ereignet hatten.
       Am Mittwoch bestätigte die Kieler Innenministerin Sabine Sütterlin-Waack
       (CDU): „Ja, dieser Bericht entspricht dem, was die Polizei auch uns
       gemeldet hat.“
       
       Doch ob es sich wirklich um einen Flugverbund mit einer Mutterdrohne
       gehandelt habe, wollte sie im öffentlichen Teil der Sitzung weder
       bestätigen noch dementieren. Klar sei: „Der Himmel ist voller Drohnen, das
       ist heute Normalität.“ Einige der Flugobjekte, die über Kiel beobachtet
       wurden, seien legal dort gewesen, andere jedoch nicht. Die
       Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Unbekannt.
       
       ## Drohnenflüge sollen Öffentlichkeit verunsichern
       
       Es sei bedauerlich, dass die offenen Fragen nicht gleich beantwortet
       würden, sagte der SPD-Abgeordnete Niclas Dürbrook. „Damit geben wir kein
       optimales Bild nach außen ab.“ Dürbrook hatte um den Bericht zur Lage
       gebeten, auch wenn ihm klar sei, dass „wir damit das Spiel derer
       mitspielen, die diese Signale senden und die Bevölkerung verunsichern
       wollen“.
       
       Die Ministerin sah es ähnlich: [3][Die jüngsten Vorkommnisse] in
       Deutschland und in den Nachbarländern – in Dänemarks Hauptstadt Kopenhagen
       wurde jüngst [4][nach Drohnensichtungen der Flughafen gesperrt] – hätten
       das Ziel, die Öffentlichkeit zu verunsichern und Stimmungen zu
       destabilisieren. Dazu trügen auch Falschnachrichten im Internet bei. „Das
       ist hybride Bedrohung“, sagte die Ministerin.
       
       [5][Drohnenüberflüge] werden in allen Bundesländern, auch im Norden, seit
       Jahren beobachtet, ergab eine Umfrage der taz Nord in den zuständigen
       Landesministerien. Generell ist von steigenden Zahlen die Rede, genaue
       Daten liegen aber nicht in allen Ländern vor. Zudem ist Drohne nicht gleich
       Drohne: Dazu gehören Hobbygeräte, die aus privaten Zwecken fliegen, ebenso
       wie professionelle Flugobjekte, die zu Spionagezwecken eingesetzt werden
       könnten.
       
       Insgesamt wollen die fünf norddeutschen Küstenländer das Thema gemeinsam
       angehen. Eine erste Aktion fand Anfang September statt, als Niedersachsen
       und Schleswig-Holstein gemeinsam den Frachter „Scanlark“ durchsuchten. Von
       dem Schiff, das einem estnischen Reeder gehört, aus soll eine Drohne
       gestartet sein, die über einem deutschen Marineschiff in der Ostsee
       kreiste. Gegen die aus Russland stammende Besatzung wird wegen
       Spionageverdachts ermittelt.
       
       ## Nordländer planen gemeinsame Drohnen-Konferenz
       
       Die Hamburger Innenbehörde rühmt sich, dass die Polizei der Hansestadt
       „moderne Fähigkeiten im [6][Bereich des Drohneneinsatzes und der
       Drohnenabwehr] aufgebaut“ habe und die Stadt bereits über eine
       funktionierende polizeiliche Drohnenabwehr verfüge. Aber auch
       Schleswig-Holstein sieht sich selbst weit vorn: Das Land habe als erstes
       eine „Drohnenstrategie“ entwickelt, berichtete Sütterlin-Waack. Im Haushalt
       sind Mittel für neue Geräte sowie Stellen bei Polizei und Verfassungsschutz
       vorgesehen. In Bremen dagegen seien zurzeit keine Investitionen geplant,
       hieß es auf taz-Anfrage.
       
       Mittelfristig planen die Länder ein gemeinsames „Drohnenkompetenzcluster“.
       Eine erste Konferenz dazu soll Anfang November in Hamburg stattfinden.
       Mehrere Länder, darunter Niedersachsen, prüfen gerade, ob und wie sie ihre
       Polizeigesetze überarbeiten müssen, um eine Drohnenabwehr zu ermöglichen.
       Dazu zählt, illegale Drohnen mit einem Netz zu fangen oder mit einer
       eigenen Drohne die Steuerung zu übernehmen.
       
       Die Kieler Innenministerin Sütterlin-Waack hält es für sinnvoll, der
       Bundeswehr mehr Befugnisse zu geben: „Gemeinsam wären wir stärker“, sagt
       sie. Allerdings sind die Hürden für den Einsatz von Soldat:innen im
       Inland hoch. Niclas Dürbrook wünscht sich schnelle Ergebnisse: „Es wäre
       schlecht, wenn wir im kommenden Sommer immer noch nicht weiter sind.“
       Mitarbeit Eiken Bruhn
       
       1 Oct 2025
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Spionageverdacht-in-Norddeutschland/!6034670
 (DIR) [2] https://www.spiegel.de/politik/deutschland/kiel-verdaechtige-drohnen-spaehten-offenbar-kritische-infrastruktur-aus-a-a059a087-badd-4e11-856c-f0db8dc322a7
 (DIR) [3] /Sicherheitsexpertin-ueber-Drohnen/!6064486
 (DIR) [4] /Drohnen-ueber-Flughaefen/!6111818
 (DIR) [5] /Spionagealarm-bei-Luftwaffenbasis-Husum/!6068132
 (DIR) [6] /Bedrohung-des-Luftraums/!6112688
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Esther Geisslinger
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Drohnen
 (DIR) Kiel
 (DIR) Russland
 (DIR) Schleswig-Holstein
 (DIR) Kritische Infrastruktur
 (DIR) Reden wir darüber
 (DIR) Social-Auswahl
 (DIR) Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
 (DIR) Hybrider Krieg
 (DIR) Drohnen
 (DIR) Atomkraftwerk Brunsbüttel
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) +++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++: Festnahmen auf verdächtigem Schiff
       
       Frankreich hat Personen auf einem Schiff festgenommen, das mutmaßlich der
       russischen Schattenflotte angehört. Dänemark fordert beim EU-Gipfel
       schnelle Aufrüstung.
       
 (DIR) +++ Drohnenspionage in Europa +++: Dobrindt geht von erhöhter Bedrohungslage in Deutschland aus
       
       Die Bundeswehr soll ab Herbst mehr Befugnisse bei der Drohnenabwehr
       bekommen. In Dänemark wurden erneut unbemannte Flugobjekte in der Nähe von
       Militäranlagen gesichtet.
       
 (DIR) Spionagealarm bei Luftwaffenbasis Husum: Bundeswehr bestätigt Drohnensichtungen über Stützpunkt
       
       Über einem Luftwaffenstützpunkt in Schleswig-Holstein wurden Drohnen
       gesichtet. Laut Süddeutsche Zeitung seien diese hochspezialisiert gewesen.
       
 (DIR) Spionageverdacht in Norddeutschland: Russische Drohnen in Brunsbüttel?
       
       „Staatsschützer sicher: Russen-Drohnen über Chemiepark an der Nordsee“
       titelte die Bild am 22. August. Was ist dran?