# taz.de -- Unabhängiger Frauenverein SGS Essen: Verdrängte Gattung
       
       > Mit der SGS Essen ist der nächste Traditionsverein in der Bundesliga akut
       > abstiegsgefährdet. Dabei hatte man sich für die Spielzeit viel
       > vorgenommen.
       
 (IMG) Bild: Jetzt soll malocht werden: Essens Kassandra Potsi gegen die Kölnerin Laura Donhauser
       
       Seit inzwischen 22 Saisons am Stück spielt die SGS Essen in der 1.
       Bundesliga der Frauen. Doch der Ruhrgebietsverein ohne finanzkräftiges
       Männerteam im Rücken gehört zu einer verdrängten Art. Die Zusammensetzung
       der Liga hat sich immer mehr jener der Männer angeglichen:
       Traditionsvereine sind entweder [1][abgestiegen wie Turbine Potsdam] oder
       wie der 1. FFC Frankfurt [2][zur Frauenabteilung eines Lizenzvereins
       geworden].
       
       Nach vier Spieltagen ist zwar noch viel Saison übrig, es fällt aber auf,
       dass ausgerechnet Carl Zeiss Jena, dessen Männerabteilung in der
       Regionalliga spielt und von den Frauen querfinanziert wird, und die SGS
       Essen im Tabellenkeller stehen. Der Prozess könnte also weitergehen.
       Speziell Essen scheint durch zuletzt schwache Leistungen gepaart mit einer
       völlig anderen Erwartungshaltung akut abstiegsgefährdet.
       
       Die wachsende Konkurrenz in der Liga und auch [3][lokal durch den BVB und
       Schalke] hat in den letzten Jahren zu Zweifeln geführt, wie lange sich die
       SGS wohl noch halten könne. Die Antwort darauf gaben die Essenerinnen mit
       Hilfe guter Nachwuchsarbeit auf dem Platz und mit Selbstbewusstsein abseits
       davon. Klar ist auch, dass es weder Fans, Spielerinnen noch
       Verantwortlichen Freude bereitet, medial ständig auf das eigene potenzielle
       Scheitern reduziert zu werden. Über die Jahre gab es zwei
       Pokalfinalteilnahmen, [4][tabellarische Positiv-Ausreißer] und ausgebildete
       Nationalspielerinnen.
       
       ## Spielansatz funktioniert nicht
       
       Nun wollte die SGS nach der wenig überzeugenden letzten Saison also 2025/26
       mit attraktivem Fußball zurück ins Mittelfeld, trotz Erweiterung der Liga
       mit starken Aufsteigerinnen. Neu verantwortlich sind Teamchef Robert
       Augustin und Trainer Thomas Gerstner. Sie folgen auf den langjährigen
       Cheftrainer Markus Högner, der zum BVB in die Regionalliga gewechselt ist.
       
       Doch der offensive Spielansatz mit gewollt hoher Flexibilität statt klarem
       System funktioniert bisher nicht, das junge Team kommt kaum zu klaren
       Torchancen und wirkt inzwischen auch defensiv verunsichert. Und so werden
       Phrasen rausgekramt, bei denen es abstiegserprobten Zuhörer*innen
       unangenehm kribbelt: von „Malocherfußball“ bis „Ein weiter so darf es nicht
       geben“. Dabei wäre ein „weiter so“ der SGS in Liga eins angesichts der
       sonst beliebig wirkenden Namen in der Tabelle wirklich wünschenswert.
       Annika Becker
       
       29 Sep 2025
       
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