# taz.de -- Von der Bar ins Bett: Der Versuch, seriös zu daten
       
       > Der Plan fürs erste Date war Kneipe und Konzert – dann gab es doch noch
       > Sex. Und ein bisschen Versteckspielen.
       
 (IMG) Bild: Hier landete der Versuch recht schnell
       
       „Ich muss sagen, dass du gut aussiehst. Von hinten.“ Ich schiebe mein
       Fahrrad, der Bürgersteig ist schmal, F. läuft hinter mir. Die Geschichte
       wäre hier vorbei, wenn ich daraufhin auf mein Fahrrad gestiegen und F.s
       Nummer in meinem Handy blockiert hätte. Aber ich ziehe nur kurz die
       Augenbrauen hoch, drehe mich zu ihm um, er grinst süffisant, ich grinse
       süffisant zurück und gehe weiter.
       
       F. hatte mich vor ein paar Wochen auf meiner zweiten Dating-App
       angeschrieben. Dort habe ich, so war die Idee, ein seriöses Profil und
       suche „etwas Langfristiges, offen für was Kurzfristiges“. F. sucht „eine
       Lebenspartnerin“. Wir haben über mehrere Wochen immer mal geschrieben, ich
       fand ihn witzig, er fand mich witzig, seine Fragen waren originell. Jetzt
       hat es endlich mit einem Treffen geklappt. Wir haben Bier in einer Kneipe
       getrunken, und nun gehen wir zu einem Konzert.
       
       „Es kann sein, dass in der Bar Bekannte von mir sind“, sage ich. Ich habe
       meine eigene Regel verletzt: Daten nicht in meinem Bezirk und nicht in
       linken Kneipen. „Und heißt das, dann dürfte ich dich nicht küssen?“, fragt
       er, schlängelt sich an meinem Fahrrad vorbei, kommt mit seinem Gesicht
       näher, und wir küssen uns, knutschen genauer gesagt, wild und nach mehr
       verlangend. Ich dachte, seriös daten heißt ein paarmal treffen und sich
       platonisch aneinander herantasten, aber das scheint hier gerade in eine
       andere Richtung zu gehen. Und warum auch nicht.
       
       Zur Bar sind es nur noch wenige Meter. Das Publikum steht draußen, der
       Abend ist mild. F. zieht mich an sich, sein Mund sucht meinen, er beißt
       meine Lippen. Als ich mich in einer Knutschpause umschaue, sehe ich eine
       Journalistin, die ich kenne. Shit. Ich mache einen Schritt zur Seite, um
       mich hinter dem breiten Rücken eines Manns vor mir zu verstecken. „Da sitzt
       tatsächlich eine Bekannte“, sagte ich zu F. – „Und jetzt versteckst du dich
       vor ihr?“, fragt er amüsiert, und ich nicke. „Ich hätte eine andere
       Lösung“, sagt er. „Wir könnten zu mir gehen.“
       
       ## Sex, Balkon, Sex, Balkon
       
       Ich überlege: Er wohnt am anderen Ende der Stadt, die Fahrt würde ewig
       dauern. „Wenn, dann lass uns zu mir gehen“, sage ich, zögere und füge
       hinzu: „Aber ich habe meine Periode.“ – „Stört mich nicht. Dich?“ Ich
       schüttele den Kopf, deute in Richtung meines Fahrrads und schicke einer
       Freundin eine Nachricht, dass ich F. mit nach Hause nehme.
       
       Dort angekommen, biete ich F. Bier an, doch statt zu trinken, küsst er
       mich. Seine Hand gleitet unter mein Kleid, dorthin, wo früher am Abend sein
       Blick hängen geblieben war, dann nach vorne und tiefer. Er schaut mich an,
       grinst, geht in die Knie, schiebt mein Kleid hoch und meinen Slip aus dem
       Weg, ich spüre seine Zunge. F. geht aus dem Raum, kramt in seiner Jacke,
       kommt mit einem Kondom zurück, schiebt einen Finger an meinem Slip vorbei,
       küsst mich, dreht mich um und dringt von hinten in mich ein. Seine Stöße
       sind hart und schnell. Mit einem Griff nach seiner Hüfte schiebe ich ihn
       weg, drehe mich um und setze mich auf den Tisch. Ich stütze mich mit den
       Ellbogen ab, umschlinge ihn mit meinen Beinen und helfe ihm wieder, in mich
       hineinzugleiten. Mehrmals bricht er ab, pausiert kurz, dann geht es weiter.
       „Kann ich kommen?“, fragt er doch irgendwann. Darf er.
       
       Später raucht er auf dem Balkon Selbstgedrehte. Bis zum Morgen sitzen wir
       noch ein paarmal hier. Sex, Balkon, Sex, Balkon. Am Ende quillt der
       Aschenbecher über. Als wir Stunden später auf meinem Bett einschlafen,
       klingelt bald darauf sein Handywecker. Er muss los, seinen Sohn abholen.
       
       28 Sep 2025
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Mira Milborn
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Kolumne Zu mir oder gleich hier?
 (DIR) Dating-App
 (DIR) Online-Dating
 (DIR) Dating
 (DIR) Sex
 (DIR) Social-Auswahl
 (DIR) Kolumne Zu mir oder gleich hier?
 (DIR) Kolumne Zu mir oder gleich hier?
 (DIR) Schwerpunkt LGBTQIA
 (DIR) sex-positiv
 (DIR) Kolumne Zu mir oder gleich hier?
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Knutschen im Club: Doppel-Date zu dritt
       
       Ein Dreier der anderen Art. Auf einer After-Work-Party wird geknutscht als
       gäbe es kein Morgen.
       
 (DIR) Der Sex meines Lebens: High auf Hormonen
       
       Was spricht gegen Fußball, Zigaretten und einen Typen, der gern Ansagen
       macht, wenn ich den Sex meines Lebens habe?
       
 (DIR) Mutter und Tochter über Sexualität: „Sag mir, wo du stehst“
       
       Toni braucht das Label „bisexuell“. Mutter Dorit ist ebenfalls queer, will
       aber keine Schubladen. Hat auch das Leben in der DDR daran Anteil? Ein
       Dialog
       
 (DIR) Freiwilliger Verzicht auf Dating: Ganz praktisch ohne Sex
       
       Im freiwilligen Zölibat wenden Menschen sich bewusst davon ab, Sex zu haben
       oder Sex zu suchen. Für manche setzt das ganz neue Energien frei.
       
 (DIR) Dating Ü40: Ich will keine Beziehung, ich will einen One-Night-Stand
       
       Raus aus der langjährigen Beziehung, rein ins Abenteuer. Wie und wo trifft
       man Leute für Dates und Sex? Das will unsere Kolumnistin herausfinden.