# taz.de -- Sportschützen und die AfD: Schüsse von rechts
       
       > Gehören Waffen in die Hände von AfD-Mitgliedern? Der Deutsche
       > Schützenbund fürchtet sich vor juristischem und sozialem Unfrieden.
       
 (IMG) Bild: Rechtsextremist mit Waffe? Von vielen weiß man es nicht oder will es nicht wissen
       
       AfD oder Schützenverein? Vor diese Frage sah sich kürzlich vor der
       Kommunalwahl in Nordrhein-Westfalen der AfD-Kandidat Tobias Rennerich in
       Schloß Holte-Stukenbrock gestellt. Die Vereinsführung hatte ihren
       Schützenkönig auf den Unvereinbarkeitsbeschluss der Historischen Deutschen
       Schützenbruderschaften aus dem Jahre 2021 hingewiesen. Wer Mitglied in der
       AfD sei, könne nicht gleichzeitig einer christlichen Bruderschaft
       angehören.
       
       [1][Die Schützenvereinigung, die immerhin 400.000 Mitglieder zählt, folgt
       damit der Linie der Deutschen Bischofskonferenz,] wonach „völkischer
       Nationalismus mit dem christlichen Gottes- und Menschenbild unvereinbar“
       sei. Rennerich verließ nach dem Gespräch die AfD.
       
       Es geht jedoch aktuell um weit mehr als um die Unvereinbarkeit von
       Gedankengut. Die Innenministerien der Bundesländer beschäftigen sich seit
       geraumer Zeit verstärkt mit der realen Gefahr, die von AfD-Mitgliedern mit
       Waffenbesitz ausgeht. Baden-Württembergs [2][Innenminister Thomas Strobl
       (CDU) sagte der taz] im Mai dazu: „Waffen gehören nicht in die Hände von
       Feinden unserer Demokratie. Daher müssen wir alle rechtlichen Mittel
       ausschöpfen.“
       
       Prominentestes Beispiele ist die ehemalige AfD-Bundestagsabgeordnete und
       Sportschützin Birgit Malsack-Winkemann, die an Umsturzplänen der
       Reichsbürger-Gruppe Reuß beteiligt war. Aber auch bei der Terrorgruppe
       Sächsische Separatisten, die ethnische Säuberungen plante, fiel ein
       bewaffnetes AfD-Mitglied auf. Ein anderes in Nordrhein-Westfalen wegen
       seiner riesigen Waffensammlung.
       
       ## Allgemeine Positionierung gegen Extremismus
       
       In Sachsen-Anhalt begannen die Behörden Anfang des Jahres damit,
       AfD-Mitgliedern die Waffenbesitzkarte zu entziehen. Zu diesem Zeitpunkt
       sprach das Innenministerium von 74 AfD-Mitgliedern mit einer
       Waffenbesitzkarte (49 Sportschützen und 25 Jäger). Eine Klage von zwei
       AfD-Mitgliedern gegen den Entzug wies das Verwaltungsgericht Magdeburg im
       März ab.
       
       Doch wie geht der organisierte Schießsport jenseits der erwähnten
       katholischen Schützenbrüderschaften mit AfD-Mitgliedern um? Der Deutsche
       Schützenbund, mit über 1,3 Millionen Mitgliedern der fünftgrößte
       Sportverband im Lande, konnte sich bislang nicht zu einem
       Unvereinbarkeitsbeschluss durchringen. Stattdessen positionierte sich der
       DSB am 9. März 2024 allgemein gegen Extremismus, ohne die AfD zu nennen.
       [3][In der Wiesbadener Erklärung] heißt es: „Er [der DSB], tritt
       rassistischen, verfassungs- und fremdenfeindlichen Bestrebungen […]
       entschieden entgegen.“
       
       Auf die AfD-Mitglieder in den Schützenvereinen angesprochen, erklärt
       Stephan Thon, Präsident vom Thüringer Schützenbund e. V., das sei „ein
       großes Problem“. Die Vereine und Verbände wüssten ja nicht, wer in der
       Partei sei. Zudem könnten sie nicht handeln, weil die Rechtslage in
       Deutschland bislang ein Ausschlussverfahren nicht möglich mache. Der
       Verband habe sich zudem der parteipolitischen Neutralität verschrieben.
       Käme es zu Gerichtsverfahren, würde man diese mit großer Sicherheit
       verlieren. „Dann droht uns die Aberkennung der Gemeinnützigkeit.“
       
       Auch Robert Garmeister, Ansprechpartner zum Thema Extremismus beim DSB,
       hebt die juristischen Hürden hervor. „Wenn AfD-Mitgliedern die
       Waffenbesitzkarte durch die Behörde entzogen wird, sind das immer
       Einzelfallentscheidungen. Nach unserer Kenntnis war Verwaltungsgerichten
       bisher die reine Parteimitgliedschaft nicht ausreichend, um die
       Waffenbesitzkarten zu entziehen. Es mussten weitere Vorkommnisse vorliegen,
       um den Entzug zu rechtfertigen.“ Konflikte wegen AfD-Mitgliedern treten im
       DSB eher selten zutage, sagt Garmeister: „Es kommt immer wieder mal etwas
       vor, aber eine Häufung der Vorfälle habe ich in den letzten Jahren nicht
       beobachtet.“
       
       Andernorts ist man weniger gesprächig. Schriftliche Anfragen der taz an die
       vier Landesverbände Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen und Brandenburg, wo
       überall die AfD vom Landesverfassungsschutz als rechtsextrem eingestuft
       wird, zum Umgang mit AfD-Mitgliedern wurden nicht beantwortet. Auf
       telefonische Anfrage wollte sich der Schützenverband Berlin-Brandenburg
       erst einmal nicht äußern. Die Fragen, hieß es, müssten zuvor schriftlich
       geschickt werden. Ein Gespräch sei nur möglich, wenn zwei Führungspersonen
       des Verbands zugleich dabei wären. Es sei ja ein schwieriges Thema.
       
       Es ist davon auszugehen, dass gerade in den Landesverbänden, wo die AfD die
       stärkste Partei ist, eine AfD-Mitgliedschaft eher weniger problematisiert
       wird. Solche Diskussionen führe man in den Vereinen nicht mit Freude, sagt
       Robert Garmeister vom DSB. Die Frage ist nur, wie der Verband dann seiner
       Selbstverpflichtung, entschieden gegen verfassungs- und fremdenfeindliche
       Bestrebungen einzutreten, nachkommen will.
       
       27 Sep 2025
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://www.bund-bruderschaften.de/detail/Nur-nicht-von-der-AfD-einschuechtern-lassen/
 (DIR) [2] /Gesichert-Rechtsextreme-mit-Waffenschein/!6090802
 (DIR) [3] https://www.dsb.de/aktuelles/artikel/news/gesamtvorstand-rote-karte-gegen-den-extremismus
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Johannes Kopp
       
       ## TAGS
       
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