# taz.de -- Tropensturm in Asien: Supertaifun der Verwüstung
       
       > In China und Taiwan richtet der stärkste Sturm des Jahres massive Schäden
       > an. Wissenschaftler sehen in seinem Ausmaß auch eine Folge des
       > Klimawandels.
       
 (IMG) Bild: Vom Taifun aufgepeitschte Wellen überspülen im Hongkonger Hafen die Uferpromenade im Viertel Heng Fa Chuen
       
       Seoul taz | Taiwans Behörden hatten seit Tagen vor dem bisher schwersten
       Taifun der Saison gewarnt. Doch trotz weitreichender Vorkehrungen waren die
       Anwohner nicht auf eine derart archaische Naturgewalt gefasst: Wie beim
       Ausbruch eines Vulkans aus Schlamm trat ein Stausee im zentralen
       Ostküstenlandkreis Huailen über die Ufer. Ganze Straßenzüge wurden unter
       tiefschwarzen Erdmassen verschüttet, Häuser in kleinste Teile zertrümmert.
       
       Anwohner suchten Zuflucht auf Dächern oder klammerten sich an Strommasten
       fest. Einige beschrieben das, was sie sahen, als „Katastrophenfilm“ in
       Echtzeit.
       
       Die erschütternde Bilanz des Taifuns „Ragasa“: Allein auf Taiwan waren am
       Mittwoch 17 Menschen tot und mindestens 30 weitere Personen verletzt.
       Immerhin: Von den einst über 150 Vermissten konnte der Großteil bis zu den
       Abendstunden geborgen werden. Weitere zehn Personen hatten zuvor [1][im
       Norden der Philippinen] ihr Leben durch die Sturmfluten verloren.
       
       Im demokratisch regierten und international isolierten Taiwan zeigten sich
       einige Bewohner erbost über ein mögliches Behördenversagen. Einige
       Landstriche hätten nämlich laut Medienberichten evakuiert werden müssen.
       Warum dies nicht geschah, wird in den nächsten Tagen zu klären sein.
       
       ## Zuächst nur spärliche Informationen aus China
       
       Anders sieht die Informationslage in der benachbarten autoritär regierten
       Volksrepublik China aus: Bis Mittwochabend Ortszeit gab es noch keinerlei
       verlässliche Informationen über die vom Taifun verursachten Schäden.
       
       Von der staatlichen Nachrichtenagentur Xinhua hieß es lediglich, dass
       „Ragasa“ am Mittwoch um fünf Uhr nachmittags mit einer maximalen
       Windgeschwindigkeit von 40 Metern pro Sekunde in der südlichen Provinz
       Guangdong eingetroffen sei. Dort waren zuvor knapp 1,9 Millionen Einwohner
       evakuiert wurden.
       
       Doch zur Anzahl an Opfern gaben die Behörden bisher keine Informationen
       heraus – offenbar um die Bevölkerung nicht zu beunruhigen. Auf der
       Onlineplattform Weibo hielten aber viele Internetnutzer ihre Erfahrungen in
       horrenden Smartphonevideos fest: Dort sieht man, wie der Sturm die
       Einrichtung in modernen Apartmentwohnungen durcheinander wirbelt – von
       Waschmaschinen bis hin zu massiven Wandschränken. „Horror!“, kommentierte
       ein User.ihren
       
       Andere Personen, die noch auf die Ankunft des Taifuns in ihrer Gegend
       warteten, verglichen ihre Situation wie der zu Beginn des Coronalockdowns:
       vollkommen leere Straßen, geschlossene Geschäfte, gespenstische Stille.
       
       ## Flugzeuge aus Hongkong vorab zur Sicherheit ausgeflogen
       
       In der Metropole Hongkong, wo viele internationale Korrespondenten
       stationiert sind, ist das Chaos durch den Taifun bestens dokumentiert:
       Hunderte Bäume wurden vom Sturm aus dem Boden gerissen, Mobiliar in
       Restaurants und Geschäften zerstört. Über 80 Personen mussten in den
       örtlichen Krankenhäusern behandelt werden.
       
       In einem besonders verstörenden Video, das auf den Onlineplattformen viral
       ging, sah man, wie Flutwellen durch eine verschlossene Hoteltür drangen und
       die gesamte Lobby unter Wasser setzten.
       
       Der Flugverkehr ist bis Donnerstagmorgen nahezu ausgesetzt. Hunderte
       Verbindungen mussten gestrichen werden. Die vier größten Fluggesellschaften
       der Stadt hatten vorsorglich 80 Prozent ihrer Flugzeuge nach Japan, China
       und Kambodscha ausgeflogen. Im angrenzenden Macau, das für seine Casinos
       bekannt ist, wurde die Stromversorgung in einigen Stadtvierteln aus
       Sicherheitsgründen abgestellt.
       
       Die Auswirkungen des Taifuns dürften auch außerhalb Südchinas zu spüren
       sein. Schließlich handelt es sich bei der Provinz Guangdong um die
       „Werkbank der Welt“. Seit Dienstag jedoch stehen dort die Fabrikbänder
       still.
       
       ## Experte: „Intensivierung von Stürmen durch Klimawandel“
       
       So hat etwa der taiwanische Zulieferer Foxconn, der unter anderem Speicher
       und Ladeanschlüsse für iPhones herstellt, seine riesigen Werkanlagen in
       Shenzhen geschlossen – genau wie die meisten Produktionsunternehmen. Auch
       die auf Hochbetrieb laufenden Lieferungen für das US-Shopping-Festival
       Black Friday sind für mindestens eine Woche unterbrochen.
       
       Tatsächlich ist es überaus ungewöhnlich, dass sich ein derart massiver
       Sturm zu einem solch späten Zeitpunkt des Jahres bildet. Wissenschaftler
       werten dies als Auswirkung des menschengemachten Klimawandels.
       
       „Der Klimawandel bedeutet, dass die Intensivierung schneller voranschreitet
       – etwa, wie rapide sich ein Sturm zu einem Supertaifun entwickelt“, sagte
       Benjamin Horton, Forscher und Dekan an der Universität Hongkong, in einem
       Interview mit der lokalen South China Morning Post.
       
       Immerhin sollten die schlimmsten Folgen von „Ragasa“ mittlerweile vorüber
       sein. Am Freitag wird der Sturm voraussichtlich Vietnam erreichen, dürfte
       sich bis dahin jedoch deutlich abgeschwächt haben.
       
       25 Sep 2025
       
       ## LINKS
       
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       ## AUTOREN
       
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