# taz.de -- Call My Agent Berlin: Die Agenten der Stars sind die Stars
> In „Call My Agent Berlin“ zeigen sich deutsche Fimpromis mal
> selbstironisch. Das geht in gar nicht so wenigen Momenten sogar ganz gut.
(IMG) Bild: Premiere von Call My Agent Berlin in, ja, Berlin, 8.9..2025
Berlin taz | Die Gesichter der höchsten Schauspielgarde des Landes schauen
einen aktuell an beinahe jeder Straßenecke an, kaum eine Litfaßsäule kommt
aus ohne Werbung für die womöglich größte deutsche Serienproduktion des
Jahres.
[1][„Call My Agent Berlin“], die deutsche Adaption der fast gleichnamigen
französischen Serie [2][„Call My Agent]“ (Originaltitel: „Dix pour cent“),
ist ein Schaulaufen deutscher Prominenz, die versucht, sich selbst auf die
Schippe zu nehmen. Das gelingt tatsächlich besser als in anderen, doch
häufig arg verkrampften heimischen Produktionen.
Die Berliner Schauspielagentur Stern steht vor Problemen. Kriselnde,
undurchsichtige Finanzen und alteingesessene Schauspieler*innen, die in der
Aufmerksamkeitsökonomie des Jahres 2025 keine dicken Fische mehr an Land
ziehen können.
Dazu kommt der unerwartete Tod des Agenturgründers Richard Stern (Sven-Eric
Bechtolf), der einen Konkurrenzkampf um die Nachfolge zwischen den
Agent*innen auslöst. Soweit das Setting.
## Die Zukunft der Agentur
Ab hier folgen die zehn Episoden einem wiederkehrenden Schema. Jede Folge
eine Schauspielgröße, die sich selbst darstellt und in eine Situation
gerät, die mit dem eigenen öffentlichen Image spielt.
Den Anfang macht Moritz Bleibtreu, der in einer Talkshow von Johannes B.
Kerner austickt, weil der Moderator sich wesentlich stärker für seinen
jüngeren Sidekick interessiert. Als dann auch noch seine Rolle in einer
Hollywoodproduktion des Star-Regisseurs Christopher Nolan gestrichen wird,
da Bleibtreu eben doch zu alt sei und nur noch Botox die Rolle retten kann,
schlägt die Stunde der intriganten Agent*innen, die gleichzeitig ihre
Schauspieler*innen umgarnen und die Zukunft der Agentur sichern müssen.
So zieht es sich fortan durch die Serie: Die ewig unlustige Veronica
Ferres, die dem Filmgeschäft den Rücken kehren will und sich der
Stand-Up-Comedy zuwendet; Frederick Lau als etwas verpeilter Romantiker,
der nur Augen für seinen Co-Star Emilia Schüle hat.
Katja Riemann als sympathische und tiefsinnige Freundin oder Heiner
Lauterbach mit dem schier unermesslichen Ego eines Altstars. Oft
funktioniert dieses Schema erstaunlich gut und kreist um den Punkt, an dem
die Selbstaufgabe der Stars zwar unangenehm anzuschauen ist, aber doch
amüsant bleibt.
Zuweilen bleibt die Persiflage auf die eigenen Eitelkeiten dann aber doch
etwas dünn und lässt das letzte Quäntchen Selbstironie vermissen, um über
die volle Länge packend zu bleiben und die Serie so gut zu machen wie ihr
französisches Original.
## Meisterin der Manipulation
Getragen wird „Call My Agent Berlin“ in diesen Momenten dann
glücklicherweise von den eigentlichen Stars der Serie, nämlich den
Agent*innen der Agentur Stern, die so ziemlich alle Vorstellungen über
das Treiben hinter den Kulissen abdecken.
[3][Lucas Gregorowicz] als egozentrischer Workaholic, Michael Klammer als
etwas zu zuvorkommender Freund und Berater oder Karin Hanczewski als
Meisterin der Manipulation, die allerdings den Job und ihr Liebesleben
nicht zu trennen vermag. Mittenrein platzt dann noch die hervorragend
spielende Dana Herfurth, die als Sophie Goldbach neu in die Agentur kommt
und so einiges durchwirbelt.
Am Ende mag es der Starfaktor sein, der den Hype um „Call My Agent Berlin“
bedingt, zu einer überraschend guten Serie machen es dann aber die weniger
bekannten Agent*innen, die Strippenzieher im Hintergrund, welche die Story
zusammenfügen und in diesem Fall selbst groß aufspielen.
19 Sep 2025
## LINKS
(DIR) [1] https://www.disneyplus.com/de-de/browse/entity-f0cb3dc8-78ba-43c0-a687-c6079eaa0066
(DIR) [2] https://www.netflix.com/de/title/80133335
(DIR) [3] /Krimi-zu-Gentrifizierung-in-Cottbus/!5816128
## AUTOREN
(DIR) Jonas Kähler
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