# taz.de -- Nach Israels Angriff auf Katar: Kommt nun eine neue Politik des Golfs?
       
       > Der Golfstaat Katar lädt nach dem israelischen Angriff auf seinem
       > Territorium zum Gipfel ein. Dabei könnte auch die Rolle der USA in der
       > Region zur Debatte stehen.
       
 (IMG) Bild: Da war noch alles gut: US-Präsident Trump und der katarische Emir Tamim bin Hamad Al Thani in Doha im Mai
       
       Berlin taz | Im Vergleich zu anderen Luftangriffen, die Israel jüngst im
       Gazastreifen, [1][Libanon] oder auch Iran geflogen hat, war es eigentlich
       eine kleine Offensive: Am 9. September tötete das Militär in der
       katarischen Kapitale Doha wohl fünf Hamas-Angehörige und ein Mitglied der
       katarischen Sicherheitskräfte. Doch dieser Angriff könnte für eine
       strategische Verschiebung in der Region sorgen.
       
       Die Golf-Monarchie lädt nun zu einem Gipfel der arabischen und muslimischen
       Staaten. Nach Angabe des Außenministeriums-Sprechers Majed Al-Ansari soll
       daraus auch eine Resolution zu dem Angriff hervorgehen.
       
       Die Solidarisierung vor allem der Golfstaaten hat auch mit ihrer eignen
       Position in der Region zu tun. So sind neben Katar auch Saudi-Arabien und
       die Vereinigten Arabischen Emirate wichtige Partner der USA. Und bauten in
       ihrer sicherheitspolitischen Ausrichtung auf die Freunde in Washington. Der
       Deal schien klar: Die Golfstaaten erlauben die Stationierung des
       US-Militärs auf Basen in ihren Ländern, kaufen gerade im Rüstungsbereich
       zumeist in den USA ein, und orientieren sich am westlichen Markt. Die Nähe
       zu den USA galt als Sicherheitsgarantie.
       
       Diese Strategie funktionierte gut: Vor allem Katar, die Emirate und
       Saudi-Arabien stiegen zu politischen Schwergewichten in der Region, aber
       auch weltweit, auf. Ihre Relevanz lässt sich derzeit etwa in Syrien
       beobachten, wo der Wiederaufbau des Landes entscheidend mitgeprägt wird.
       
       ## Hätten die USA Doha früher warnen können?
       
       Doch bereits seit dem Angriff des Iran auf die westliche Militärbasis
       Al-Udeid in Katar kommen daran Zweifel auf. So hatte die Islamische
       Republik damals die territoriale Integrität des von ihr nur durch den
       arabischen Golf getrennten Staates verletzt – ohne dafür echte Konsequenzen
       seitens der USA tragen zu müssen. Und [2][mit dem israelischen Angriff]
       sind sie nun deutlich gewachsen: Sind die USA noch gewillt und befähigt,
       den Schutz ihrer Verbündeten zu gewährleisten? Und falls sie es nicht sind,
       muss dann eine geopolitische Neuausrichtung der Golfstaaten erfolgen?
       
       Das liegt auch an anhaltenden Spekulationen über die Details des Angriffs:
       Ab wann wussten die USA Bescheid? Und wären sie befähigt gewesen, Doha
       früher zu warnen? Nach derzeitigem Kenntnisstand erging eine solche Warnung
       erst, als der Angriff bereits begonnen hatte.
       
       Es scheint, als bemühe sich US-Präsident Donald Trump derweil um
       Schadensbegrenzung. So empfing er nur wenige Tage nach dem Angriff den
       katarischen Premier Scheich Mohammed bin Abdulrahman bin Jassim Al Thani zu
       einem Abendessen im Trump Tower in New York; auch der US-Sondergesandte
       Steve Witkoff nahm teil. US-Vize JD Vance hatte zuvor die Solidarität der
       USA mit Katar betont – und den Status des Landes als strategischer
       Verbündeter.
       
       ## Der 15. September ist auch ein Jahrestag
       
       Das Treffen der arabischen und muslimischen Staaten in Katar findet
       ausgerechnet am 15. September statt – dem fünften Jahrestag der
       Unterzeichnung der Abraham Accords. Katar ist bislang nicht Teil dieses
       Abkommens. Auch Saudi-Arabien zierte sich, wurde aber von Trump umworben.
       
       Die Vereinigten Arabischen Emirate hingegen sind Unterzeichner des
       Abkommens und von allen arabischen Staaten mit Israel wohl am besten
       vernetzt. Der israelische Journalist Seth Frantzman meint: Das Treffen am
       15. sei Ausdruck einer „massiven Veränderung“ weg vom anfänglichen
       Optimismus. Schon der Gazakrieg und [3][eine mögliche Annektion des
       Westjordanlands] hatten an den Beziehungen in den Abraham Accords gezerrt.
       Auch der Angriff auf Doha trägt dazu weiter bei.
       
       14 Sep 2025
       
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