# taz.de -- Rechtsextremismus in Österreich: Rechtsextreme Taten steigen auf Rekordniveau
> Österreich verzeichnet einen dramatischen Anstieg rechtsextremer Delikte.
> Experten warnen vor einer gefährlichen Entwicklung.
(IMG) Bild: FPÖ-Politiker Herbert Kickl nutzt bewusst rechtsextremes Vokabular
Wien taz | Sieben Granaten, fünf Bajonettstichwaffen, zwei Pistolen, ein
Schwert, eine Reichskriegsflagge: So lautet die Bilanz mehrerer
Hausdurchsuchungen im [1][Umfeld des Wiener Neonazis Gottfried Küssels] am
vergangenen Montag. Auch wenn der jüngste Einsatz wohl als Erfolg gewertet
werden kann: Das Problem reicht tief.
Die Zahl der ausgewiesenen rechtsextremen Straftaten stieg im ersten
Halbjahr 2025 auf einen Rekordwert von 787, ein Plus von mehr als 40
Prozent. Dies zeigt eine aktuelle parlamentarische Anfragebeantwortung. Wie
viele Anzeigen in weiterer Folge zu Ermittlungen, Anklagen und
Verurteilungen führen, wird nicht ausgewiesen. Eine taz-Anfrage dazu ließ
das Innenministerium zunächst unbeantwortet.
„Wir dürfen uns an das Steigen rechtsextremer Tathandlungen nicht
gewöhnen“, sagt Andreas Kranebitter, Wissenschaftlicher Leiter des
Dokumentationsarchiv Österreichischer Widerstand (DÖW). Es brauche ein
Bündel an Maßnahmen, von mehr Fördermitteln für Monitoring und Forschung
über Meldestellen für Opfer und umfassenden Präventionsmaßnahmen bis zu
Programmen zum Opferschutz und Ausstiegsprogrammen nach dem Modell anderer
Länder. Im 240-seitigen Regierungsprogramm der aktuellen Koalition aus ÖVP,
SPÖ und den liberalen Neos wird das Thema nur gestreift.
Von einer „Fortführung der Sensibilisierung von Polizei, Bundesheer und
Justiz im Bereich Antisemitismus und Rechtsradikalismus“ ist da die Rede.
Auch zum 2002 von ÖVP-FPÖ abgeschafften und 2021 wiedereingeführten
Rechtsextremismusbericht bekennt sich die Regierung, ebenso soll endlich
ein nationaler Aktionsplan gegen Rechtsextremismus kommen. Die Umsetzung
dauert jedoch zu lang, kritisiert das DÖW. Schon die Vorgängerregierung aus
ÖVP und Grünen hat ihn versprochen, aber nicht geliefert.
Zu den Gründen der aktuellen Entwicklung zählen die Nachwehen der
Coronapandemie und die Erfolge der [2][rechtsradikalen FPÖ], die
mittlerweile salonfähiger denn je ist. Mit ermöglicht wurde diese
Entwicklung durch die ÖVP, die nicht nur regelmäßig versucht, die FPÖ
rechtsaußen zu überholen, sondern auch in fünf Bundesländern mit ihr
regiert. Fast hätten die Konservativen zudem FPÖ-Chef [3][Herbert Kickl zum
Kanzler gemacht.] Dabei dokumentieren NGOs seit Jahren Dutzende
rechtsextreme „Einzelfälle“ der FPÖ. Nicht nur Kickl benutzt bewusst
rechtsextremes Vokabular, spricht vom „Volkskanzler“, „Systemparteien“ und
„Bevölkerungsaustausch“. Dass rechtsextremes Gedankengut nicht als solches
erkannt und verurteilt wird, ist ein Teil des Problems.
15 Sep 2025
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