# taz.de -- „The German“ mit Oliver Masucci: „Die Alten hier lachen nie“
       
       > In der preisgekrönten Serie „The German“ geht es um das Schweigen der
       > Überlebenden der Shoa. Doch dann wird alles sehr offen, bedrohlich
       > gegenwärtig.
       
 (IMG) Bild: Des Auschwitz-Überlebende Uri (Oliver Masucci) lebt in einem Kibbuz am See Genezarth
       
       Die Erinnerung der Überlebenden der Schoah spielt für die israelische
       Gesellschaft eine wichtige Rolle. Dieses Gedenken musste aber erst erkämpft
       werden. Davon erzählt die israelisch-amerikanische Serie „[1][The German“],
       die beim Serienfestival [2][„Series Mania“ in Lille] den Preis für das
       beste Drehbuch gewann.
       
       Der Achtteiler erzählt die Geschichte des Auschwitz-Überlebenden Uri
       (Oliver Masucci) und seiner Ehefrau Anna ([3][Ania Bukstein]), die sich
       nach dem Krieg kennenlernen und mit ihren beiden erwachsenen Kindern Tamar
       (Naya Bienstock) und Eitan (Ido Tako) in einem Kibbuz am See Genezareth
       leben.
       
       Es ist das Jahr 1970. Uri muss auf Dienstreise nach München, um deutschen
       Investoren ein Wasserfiltersystem zu verkaufen, was dem Kibbuz
       Schuldenfreiheit und finanzielle Unabhängigkeit bringt. Aber in München
       angekommen, wird er plötzlich von seinem langjährigen Freund und Nachbarn
       Rafi (Rotem Keinan) für den Mossad rekrutiert. Er soll eine Zelle
       ehemaliger SS-Offiziere unterwandern und dabei helfen, Josef Mengele
       ausfindig zu machen. Nur widerwillig stimmt er zu, mimt im Auftrag des
       Mossad einen Nazi-Offizier und trifft sich mit konspirativ agierenden
       ehemaligen SS-Männern.
       
       Die ältere Generation im Kibbuz, dessen Alltag detailliert und lebendig in
       Szene gesetzt wird, spricht nie über die Vergangenheit. Als der
       US-Wissenschaftler Steven (Dan Shaked) mit Schoah-Überlebenden über ihre
       traumatischen Erlebnisse sprechen will, öffnen sich einige, allerdings
       unter Vorbehalt. Ein Mann sagt zu ihm: „Die Alten hier lachen nie. Mit den
       Jüngeren ist es anders. Und warum? Weil wir ihnen nie etwas erzählt haben.“
       
       ## Spionage-Thriller wie Familiengeschichte
       
       Ob es gilt, diese [4][Mauer des Schweigens zu durchbrechen] oder zu
       bewahren, darüber entstehen bald Auseinandersetzungen, die sogar
       handgreiflich werden. Denn Uri spricht nie über das, was ihm in Auschwitz
       passierte, während seine Frau Anna mit Steven, der außerdem noch eine
       Liaison mit Uri und Annas Tochter Tamar anfängt, ein Gespräch führt und
       überdies nach Jad Vaschem fährt und dort in den Akten nach den Spuren ihrer
       aus den Niederlanden stammenden Familie sucht. Dabei stößt sie auch auf die
       Geschichte ihres Mannes und macht eine Entdeckung, die bald zu einem
       schrecklichen Verdacht führt, während ihr Mann weiter seine Reisen nach
       München macht und sich mit Nazis trifft.
       
       „The German“ ist ebenso Spionage-Thriller wie Familiengeschichte,
       Love-Story, historisch-politische Erzählung und Sozialdrama. Die
       Auseinandersetzung mit der Vergangenheit wird schließlich zum Dreh- und
       Angelpunkt der Serie und ermöglicht nicht nur eine Aufarbeitung eigener
       Geschichte, sondern auch den Kampf gegen die Täter, die sich in der
       Bundesrepublik der 70er Jahre bequem einrichten.
       
       Die Serienmacher Moshe Zonder und Ronit Weiss-Berkowitz betonten gegenüber
       der Zeitschrift [5][Variety], wie sehr auch ihre Jugend vom Schweigen der
       Eltern geprägt war. Zonder sagte über seine Mutter: „Am Holocaust-Tag war
       sie in der Küche, die Türen geschlossen (…) Sie ist jetzt 93 Jahre alt. Als
       sie 80 wurde, fing sie an, darüber zu sprechen.“
       
       Die Serie erzählt von der Widersprüchlichkeit dieser Strategie, aber auch
       warum sie nötig war. Mehr als zehn Jahre dauerten die Vorbereitungen für
       die dreisprachige Serie mit vielen israelischen Schauspielstars, die in
       Hebräisch, Englisch und Deutsch gedreht wurde. Oliver Masucci lebte
       während der Dreharbeiten ein halbes Jahr lang in Israel und lernte
       Hebräisch. Am Ende erlebt die Geschichte ein verblüffendes Finale inklusive
       Cliffhanger, eine zweite Staffel scheint fast schon zwingend.
       
       25 Jul 2025
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://www.youtube.com/watch?v=DC-BR8EzGfQ
 (DIR) [2] https://seriesmania.com/en/
 (DIR) [3] https://de.wikipedia.org/wiki/Ania_Bukstein
 (DIR) [4] /Holocaustueberlebender-und-TikTok-Star/!6056181
 (DIR) [5] https://variety.com/2025/tv/global/lionsgate-oliver-masucci-the-german-1236346194/
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Florian Schmid
       
       ## TAGS
       
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