# taz.de -- Medikamentenknappheit in Deutschland: Lebensnotwendige Versorgung über Profit
       
       > Etwa 550 Medikamente sind zurzeit in Deutschland knapp. Die echte Lösung
       > ist so langwierig und teuer wie notwendig: Marktregulierung.
       
 (IMG) Bild: 80 bis 90 Prozent der Medikamente in Europa stammen aus Asien, die meisten aus China
       
       Etwa 550 Medikamente [1][sind zurzeit in Deutschland knapp] – darunter
       solche, die lebenswichtig sind: Krebsmedikamente, Insulin, alternativlose
       Antibiotika. Schnelle und einfache Lösungen gibt es nicht. Auch ein
       „Bürokratieabbau“, wie er jetzt reflexartig von Apotheken-Chef Thomas Preis
       gefordert wird, wird das Problem nicht ausräumen.
       
       Die echte Lösung für die Medikamentenknappheit ist so langwierig, aufwendig
       und teuer, wie sie notwendig ist: Es braucht eine gemeinsame EU-Strategie,
       um auf dem Kontinent Produktionsstätten für Medikamente aufzubauen.
       Lieferketten dürfen [2][nicht allein nach kapitalistischer Logik] – auf der
       Suche nach dem günstigsten Preis und höheren Profiten – geschaffen werden;
       es muss um Resilienz und Diversität gehen. Die EU-Kommission hat dazu einen
       Vorschlag vorgelegt. Deutschland muss ihn unterstützen.
       
       Denn heute ist oft nicht einmal vorhersehbar, dass ein Medikament knapp
       werden wird – und es ist überhaupt nicht immer klar, warum das passiert.
       Bevor ein Mittel in der Apotheke landet, ist es fast immer weit gereist –
       auf Lieferketten, die die ganze Welt umspannen. 80 bis 90 Prozent der
       Medikamente in Europa stammen aus Asien, die meisten aus China. Dieses
       System ist anfällig für alle möglichen Ereignisse: Kriege, Streiks,
       Fabrikhavarien, Lieferprobleme bei einem der Grundstoffe, beim
       Verpackungsmaterial, bei Maschinenteilen.
       
       Und viele der Medikamente werden nur von wenigen Herstellern produziert –
       dafür sorgt der Preisdruck. Wenn es dann bei einer Firma Probleme gibt,
       kann das zu monatelangem Mangel führen. Ärztinnen müssen dann Therapien
       ändern, Apotheken improvisieren. Patientinnen verlieren Vertrauen ins
       Gesundheitssystem, wenn Medikamente fehlen, von denen ihr Überleben
       abhängt.
       
       Produktionsstätten lassen sich nicht von heute auf morgen aufbauen, neue
       Lieferketten brauchen Zeit. Doch klar ist: Während derzeit überall sicher
       geglaubte Gewissheiten des Welthandels infrage gestellt werden, darf Europa
       die Versorgung mit lebenswichtigen Medikamenten nicht weiter der Willkür
       des Marktes überlassen.
       
       5 Aug 2025
       
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