# taz.de -- Sport in Gaza: Die schwersten Tage meines Lebens
       
       > Maha Shabat hat Mädchenteams trainiert, und als Schiedsrichterin leitete
       > sie Fußballspiele. Nun kämpft sie ums Überleben. Ein Hilferuf.
       
 (IMG) Bild: Wenige Wochen vor dem 7. Oktober 2023: ein Fußballcamp für Mädchen in Gaza-Stadt
       
       Wie für alle Menschen in [1][Gaza] wird auch die Lage für die
       Sportler:innen immer dramatischer. [2][Maha Shabat] war Fußballtrainerin
       und Schiedsrichterin. In Beit Hanun im nördlichen Gazastreifen hatte sie
       ein Mädchenteam gegründet. Sie hatte im Frühjahr der taz zu ihrer Lage
       Auskunft gegeben. Nun veröffentlichen wir hier einen Hilferuf von ihr. Die
       Redaktion
       
       Ich habe keine Worte mehr. Wir alle sterben am Hungertod. Unsere Kinder,
       ich und einige meiner Familienmitglieder leiden unter Mangelernährung.
       Sieben Tage hatte ich nichts zu essen. Nur einmal hatte ich eine Mahlzeit.
       Wir können kein Mehl kaufen, weil es so teuer ist. Das billigste
       Nahrungsmittel sind Linsen, aber auch das können wir uns nicht leisten. Ein
       Kilo kostet 100 Schekel [etwa 25 Euro; Anm. d. Red]. In Gaza sind unsere
       Kinder dem Tod geweiht. Durch die Mangelernährung sind sie anfällig für
       Krankheiten, einige Kinder hier sind bereits gestorben. Seit Wochen essen
       wir höchstens eine Mahlzeit am Tag, nämlich eine halbe Portion
       Linseneintopf pro Person. Wir verlieren jeden Tag an Gewicht. Mein kranker
       Vater hat 14 Kilogramm abgenommen. Die Kinder können sich nicht mehr auf
       den Beinen halten. Die Jugendlichen können keine Eimer mit Wasser mehr
       tragen. Es wird sogar schwierig, Wasser zu bekommen, da es ständig knapp
       ist. Die Nachrichten, die ihr hört, erzählen nichts von der Realität, in
       der wir leben.
       
       Unser Volk stirbt an Hunger. Wir brauchen die Unterstützung der
       Weltgemeinschaft in diesem Völkermord. Die hungernden Menschen gehen an die
       Verteilungspunkte, um etwas zu bekommen, aber es wird auf sie geschossen.
       Statt Mehl für ihre Kinder zu erhalten, kommen sie im Leichentuch zurück.
       Was haben diese Kinder verbrochen, dass sie jetzt ohne Vater aufwachsen
       müssen?
       
       Die Lage im Gazastreifen ist wegen der anhaltenden Bombardierungen, der
       Vertreibungen und der wirtschaftlichen Lage äußerst schwierig. Ich erlebe
       die schwersten Tage meines Lebens voller Angst, Hunger und Entbehrung. Es
       gibt viele Probleme zwischen Familienmitgliedern aufgrund der Situation.
       Mein Sohn ist krank. Mein Vater braucht Sauerstoff, er ist erschöpft vom
       Hungern. Und meine Mutter ist depressiv wegen des Kriegs und braucht eine
       Therapie. Jeden Tag verlieren wir einen Verwandten, einen unserer Lieben.
       
       Ich habe kein Zuhause mehr. Die Besatzungsmacht [3][Israel] hat unser
       Eigentum und unser Land in Beit Hanun beschlagnahmt. Seit dem 7. Oktober
       2023 bin ich mehr als 15-mal geflohen. Und jedes Mal ist es schwieriger als
       beim letzten Mal. Die Zelte in den Straßen von Gaza werden bombardiert. Die
       Menschen leben auf der Straße.
       
       Ich möchte eine Stunde lang ohne Explosionsgeräusche schlafen, ohne die
       Stimmen der Mütter, die nach ihren getöteten Männern rufen, und ihrer
       Kinder, die nach ihren getöteten Vätern rufen. Wir alle sind Flüchtlinge in
       einem einzigen überfüllten Gebiet. Die Probleme der Familien nehmen zu,
       weil so verschiedene Leute sich so engen Raum teilen. In einem
       Klassenzimmer der Schule schlafen mehr als 70 Personen in einem 4 × 4 Meter
       großen Raum.
       
       Ich bitte alle um Spenden, damit wir Geld für Medikamente und Essen
       bekommen. Damit wir wenigstens unsere Kinder sattbekommen. Ich lebe für
       meine Familie. Ich bin stark, damit ich ihnen helfen kann. Meine Schwester
       Ayat studierte Jura an der Al-Azhar-Universität Gaza, ihre Bildungschance
       ist zerstört. Was wird aus ihrer Zukunft? Sie muss ihr Studium fortsetzen
       können. Mein Bruder, der getötet wurde, war Agraringenieur. Seine Kinder
       wollten eine gute Bildung, und jetzt erhalten sie gar keine.
       
       Wir hoffen, dass der Krieg endet und wir etwas Ruhe finden und dass
       Hilfsgüter geliefert werden und wir etwas zu essen bekommen. Wir sind auf
       die Spenden aller angewiesen, damit wir wenigstens etwas Mehl bekommen
       können. Gaza verhungert. Wir möchten glücklich leben, genau wie alle
       anderen auf der Welt.
       
       3 Aug 2025
       
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