# taz.de -- Umstrittene Zoll-Einigung von USA und EU: Zusage für fossile Energiekäufe empört Klimaschützer:innen
       
       > Der Plan, enorme Mengen fossiler Energie aus den USA zu importieren,
       > stößt auf Unverständnis. Kritiker:innen sehen darin ein falsches
       > Signal.
       
 (IMG) Bild: Öl- und Gasförderung in New Mexico, USA. Die EU plant, in Zukunft viel Öl und Gas in den USA zu kaufen
       
       Berlin taz | Klimaschützer:innen sind empört über die [1][Vereinbarung
       zwischen der EU-Kommission und US-Präsident Donald Trump] zur Beilegung des
       Handelsstreits. Teil des Zollabkommens ist ein Passus zu Energieimporten in
       die EU. Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hat zugesagt, künftig
       in großem Stil fossile Energien aus den Vereinigten Staaten zu importieren.
       Das ist ein falsches Signal und untergräbt das europäische
       Klimaschutzprogramm, sagen die Kritiker:innen.
       
       Trump und von der Leyen haben am Wochenende den Handelsstreit beigelegt,
       den der US-Präsident nach seinem Amtsantritt losgetreten hat. [2][Die
       Vereinbarung sieht nicht nur im Vergleich zur Vor-Trump-Zeit höhere
       Zollsätze] für die meisten Exporte aus der EU vor – und keine oder niedrige
       für Importe aus den Vereinigten Staaten. Sie enthält auch die Zusicherung,
       dass die EU in den USA Investitionen in Höhe von 600 Milliarden Euro
       vornimmt. Darüber hinaus erklärt sich die EU dazu bereit, in den kommenden
       drei Jahren Energie für jeweils 250 Milliarden Euro einzukaufen, bis zu den
       kommenden Präsidentschaftswahlen in den USA also für insgesamt 750
       Milliarden Euro. „Die EU wird russisches Gas und Öl durch bedeutende Käufe
       von US-LNG, Öl und Kernbrennstoffe ersetzen“, teilte die EU-Kommission mit.
       
       Die Details zu diesem Vorhaben sind allerdings noch unklar. Fest steht,
       dass es um enorme Mengen geht. [3][Bislang importiert die EU aus den USA
       fossile Energie im Wert von rund 65 Milliarden Euro im Jahr.] Die
       Vereinbarung sieht also ein Vielfaches vor. Um das Abkommen einhalten zu
       können, müssten möglicherweise bisherige Gas-Importe aus anderen Ländern
       wie Norwegen – das kein Mitglied der EU ist – ersetzt werden.
       Energieexpert:innen warnen vor diesem Hintergrund vor neuen
       Abhängigkeiten. Die EU-Kommission selbst kann die Energie nicht einkaufen,
       dafür hat sie weder Mandat noch Geld. Wer den Handel abwickeln soll, ist
       offen.
       
       Die Vereinbarung sendet ein falsches Signal, betonte der Geschäftsführer
       des Bundesverbands Erneuerbare Energie (BEE) Wolfram Axthelm. „Europa muss
       den Weg für Klimaneutralität im Rahmen des European Green Deal fortsetzen“,
       sagte er. Mit dem „Green Deal“ genannten Programm will die EU bis 2050
       klimaneutral werden. Dieses Ziel dürfe nicht durch Zoll-Erleichterungen
       für fossile Energieträger untergraben werden, warnte Axthelm. „Es ist
       zwingend erforderlich, fossile Lock-ins abzubauen und fossile
       Abhängigkeiten zu verringern, statt sie vertraglich aufzuwerten.“ Mit
       fossilen „Lock-ins“ sind Strukturen oder langfristige Verträge gemeint, die
       eine Bindung an Gas oder Öl festigen und den Wechsel zu erneuerbaren
       Energien erschweren.
       
       ## EU soll Ausstieg aus fossilen Energien vorantreiben
       
       Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) sieht in dem Abkommen ebenfalls ein
       „katastrophales Signal“ für den Klimaschutz. „Anstatt auf langfristige
       Planungssicherheit für die Energiewende zu setzen, binden uns derartige
       fossile Abkommen an gestrige Technologien – auf Kosten von Klima,
       Innovation und Sicherheit“, sagte DUH-Geschäftsführer Sascha
       Müller-Kraenner. „Wir fordern eine klare Positionierung gegen das
       Importversprechen durch Bundeskanzler Merz und eine Absage des
       Handelsabkommens durch Kommissionspräsidentin von der Leyen.“
       
       Auf Empörung stößt die Vereinbarung auch bei den Klimaaktivist:innen
       von Fridays for Future. „Dass die EU inmitten von Klimakrise und
       Handelskrieg dem US-Präsidenten Donald Trump Hunderte Milliarden für Öl und
       Gas verspricht, ist eine fatale Idee“, sagt Carla Reemtsma von Fridays for
       Future. [4][Nachdem die USA unter Trump aus dem Pariser Klimaabkommen
       ausgetreten sind], seien die EU und Deutschland gefragt, sich hinter dem
       Green Deal zu sammeln und den Ausstieg aus fossilen Energien konsequent
       voranzutreiben.
       
       Nach Auffassung von Gerard Reid, Fellow bei der NGO Energy Transition
       Forum, steht die Welt an „einem kuriosen historischen Wendepunkt“. Länder
       müssten sich entscheiden, ob sie Ölstaaten bleiben oder zu Elektrostaaten
       werden wollten. Reid: „Leider scheint von der Leyen entschlossen, diese
       Chance zu verspielen, indem sie Europas Ölstaat-Referenzen aufpoliert und
       sich zu kostspieligen Importen fossiler Brennstoffe verpflichtet.“
       
       29 Jul 2025
       
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