# taz.de -- Pressefreiheit in Honduras: Bedroht, aber geeint
       
       > Kritische Journalist:innen sind in Honduras quasi permanent in
       > Gefahr. Daran hat auch Präsidentin Xiomara Castro wenig geändert.
       
 (IMG) Bild: Die größten Gefahren für Journalist:innen in Honduras: das Militär und gekränkte Persönlichkeiten
       
       Für Dina Meza, Medienanalystin und Menschenrechtsaktivistin, sind es die
       staatlichen Akteure, die in [1][Honduras] für Berichterstatter:innen
       das größte Risiko darstellen. „Funktionäre beiderlei Geschlechts, die sich
       von den Medien negativ dargestellt sehen, reagieren oft mit massiven
       Drohungen, aber auch die Armee hat erst kürzlich drei Kollegen mit schweren
       Angriffen überzogen“, so Meza.
       
       In einer offiziellen Publikation der Armee wurden Juan Carlos Sierra,
       Präsident der wichtigsten Journalist:innenorganisation, des Colegio de
       Periodista, Dagoberto Rodríguez, Direktor der Radiokette Voces, sowie
       Rodrigo Wong Arévalo vom Fernsehkanal Abriendo Brecha als „Killer der
       Wahrheit“ angegriffen. Warum? Weil sie über den fragwürdigen Umgang mit
       öffentlichen Mitteln in der Armee berichteten.
       
       Für die zuständigen Ministerien kein Grund einzuschreiten, kritisiert
       Thelma Mejía in einem Beitrag für den Radiosender Progreso. Die
       investigative Journalistin und Vorsitzende des Komitees für die freie
       Meinungsäußerung (C-Libre), macht den Oberbefehlshaber der Armee, General
       Roosevelt Hernández, für den Missbrauch staatlicher Ressourcen zur
       Verfolgung von Journalist:innen verantwortlich. „Das führt direkt zur
       Selbstzensur“, warnt Mejía. Sie berichtet für mehrere internationale Medien
       und weist darauf hin, dass Schutzmechanismen für
       Berichterstatter:innen zwar existieren, aber nicht funktionieren.
       
       Jüngstes Beispiel ist der Mord an Javier Antonio Hércules vom Online-Medium
       „A todo Noticias“, der Anfang Juni von zwei Killern in Santa Rosa de Copán
       erschossen wurde. Hércules war ein Unbequemer. „Er berichtete über
       illegalen Holzeinschlag in der Region, hatte im Vorfeld der Wahlen ein Auge
       auf die politischen Mandatsträger wie den Bürgermeister geworfen – eben
       kritisch berichtet“, so Dina Meza. Sie leitet mit Pasos del Animal Grande
       ein investigatives Online-Portal, ist gut vernetzt mit Reporter ohne
       Grenzen und anderen Medienorganisationen.
       
       Meza ist davon überzeugt, dass zum einen Geld, zum anderen politischer
       Wille fehlen, um besseren Schutz für Berichterstatter:innen in
       Honduras zu garantieren. Hércules, gebürtiger El Salvadorianer, ist dafür
       ein gutes Beispiel, denn sein Name stand seit Ende 2023 auf der Liste des
       staatlichen Schutzprogramms für Journalisten.
       
       Dem 51-Jährigen hat das nicht geholfen, auch die Ermittlungen kommen nur
       schleppend voran. [2][Typisch in Honduras], wo in weit über 90 Prozent der
       angezeigten Fälle von Gewalt oder Bedrohung gegen Journalist:innen kein
       Urteil ergeht, wie auch Reporter ohne Grenzen kritisiert. Die Organisation
       führt Honduras auf Platz 142 von 180, das UN-Büro des Hochkommissars für
       Menschenrechte (Oacnudh) verweist auf 64 dokumentierte Fälle von Angriffen
       auf Berichterstatter:innen – von Bedrohungen bis zu handfesten
       Aggressionen. Doch das kann sich im anlaufenden Wahlkampf für die
       Präsidentschaftswahlen im November noch weiter verschärfen, warnt Meza.
       
       „Ein wesentliches Problem ist die Straflosigkeit, und genau die wollte
       Präsidentin Xiomara Castro beseitigen“, kritisiert sie, aber auch der
       Jurist Joaquín Mejía. Immerhin agieren die Medienorganisationen wie das
       Colegio de Periodistas heute deutlich einiger als früher: „Es wird nicht
       mehr zwischen Journalistinnen und Kommunikationsexperten unterschieden.
       Zudem sind journalistische Standards gestiegen, die Solidarität mit
       diffamierten, attackierten Kolleg:innen wird großgeschrieben“, urteilt
       Meza. Für sie ist das ein Hoffnungsschimmer in einem für
       Journalist:innen weiterhin extrem riskanten Land.
       
       29 Jul 2025
       
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