# taz.de -- Angebliche Einserschwemme beim Abi: Die komplett falsche Debatte
       
       > Wieder soll es Abiturient:innen geben, die am Ende ihrer Schulzeit
       > ein leicht verdientes Zeugnis bekommen haben. Das ist so falsch wie
       > fatal.
       
 (IMG) Bild: Stühle hoch, Ferien – egal, wie das Zeugnis ausgefallen ist
       
       Für Schüler:innen ist das Ende des Schuljahrs meist ein Grund zum Feiern
       – für den Rest der Bevölkerung leider nicht. Daran sind auch die
       unvermeidlichen Bullshitdebatten schuld, die pünktlich zu den Sommerferien
       losgetreten werden: etwa wenn sich die nordrhein-westfälische
       Schulministerin über die unverdienten bajuwarischen Privilegien der späten
       Ferienzeiten beschwert – aber gleichzeitig das Einstimmigkeitsprinzip in
       der Kultusministerkonferenz mitträgt, das jede Änderung verhindert.
       
       Gänzlich sinnbefreit ist, wie Lehrer:innenverbände und
       Unionspolitiker:innen aktuell wieder mal das Ende des
       Leistungsprinzips beklagen, weil aus ihrer Sicht zu [1][viele
       Abiturient:innen eine Topnote geschafft haben]. Zunächst ein kleiner
       Faktencheck für die Früher-war-alles-besser-Fraktion: Für eine „Flut an
       Einser-Abis“, wie sie Stefan Düll, Präsident des Deutschen Lehrerverbands,
       gerade wieder beklagt, gibt es schlicht keine Datengrundlage. In manchen
       Ländern wie Bayern oder Hessen gibt es in diesem Jahr zwar [2][wieder mehr
       1,0-Schnitte] – in anderen wie Sachsen oder Niedersachsen aber nicht. Und
       wenn mehrere Ministerien öffentlich widersprechen, wäre das eigentlich ein
       guter Moment, die eigene Argumentationskette zu reflektieren.
       
       Aber selbst wenn Düll recht hätte mit seiner Behauptung, wäre die Aufregung
       irritierend. Ein Schulsystem, das Jahr um Jahr 50.000 Abbrecher:innen
       produziert und das Nichtakademikerkinder systematisch gleiche
       Bildungschancen verwehrt, hat ein ganz anderes Leistungsproblem als das der
       Benotung guter oder sehr guter Gymnasiast:innen. Es wäre schön, wenn der
       Verband diese Missstände mit der gleichen Verve anprangerte.
       
       Dazu gehört auch die Frage, warum sich Deutschland als nahezu einziges
       westliches Industrieland noch die frühe Verteilung in Gymnasien und andere
       Schulformen leistet – obwohl längst nachgewiesen ist, wie sehr das [3][die
       Chancenungleichheit im Land zementiert]. Diese Frage ist dringlich. Ob den
       ohnehin privilegierteren Schüler:innen beim Abitur möglicherweise noch
       was „geschenkt“ wird, nicht.
       
       27 Jul 2025
       
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       Probleme.