# taz.de -- BSW-Jugendverband gegründet: Die junge Wagenknechtin
       
       > Anastasia Wirsing ist die erste Vorsitzende der neu gegründeten
       > BSW-Jugend. Aufmüpfig gegen die Parteispitze wird die 21-Jährige wohl
       > kaum.
       
 (IMG) Bild: Anastasia Wirsing, frisch gewählte Bundesvorsitzende des „Jugendbündnis im BSW“, bei ihrer Bewerbungsrede am Samstag in Bochum
       
       Berlin taz | Anastasia Wirsing wird Sahra Wagenknecht voraussichtlich keine
       Probleme bereiten. Kein Vergleich mit Kevin Kühnert, der als Juso-Chef
       einst eine Kampagne gegen die eigene Parteispitze und deren
       Koalitionsvertrag startete. Auch kein Vergleich mit [1][Jette Nietzard von
       der Grünen Jugend], die ihre Parteifreunde regelmäßig mit TikTok-Posts auf
       die Palme bringt. „Das BSW und wir haben denselben Plan und dieselben
       Ziele“, sagt Wirsing am Sonntag in einem Telefonat mit der taz. „Es gibt
       höchstens in der Gewichtung einen Unterschied. Wir stehen voll und ganz
       hinter der Mutterpartei.“
       
       Für das Gespräch musste Wirsing kurz an eine Raststätte fahren. Sie ist auf
       dem Heimweg aus dem Ruhrgebiet nach Thüringen. In Bochum hat sich am Tag
       zuvor das Jugendbündnis der Wagenknecht-Partei unter dem Kürzel JSW
       gegründet. Wirsing wurde zur Vorsitzenden gewählt.
       
       Die 21-Jährige, die Deutsch und Philosophie auf Lehramt studiert, ist mit
       dem Bündnis Sahra Wagenknecht familiär verbunden. Ihre Mutter ist die
       Thüringer Landtagsabgeordnete Anke Wirsing, [2][die im Frühjahr erfolglos
       versucht hat, BSW-Landeschefin Katja Wolf zu stürzen.] Wirsing senior
       teilte Wagenknechts Kritik, dass Wolf für eine Regierungsbeteiligung in
       Thüringen zu viele Zugeständnisse an CDU und SPD gemacht habe.
       
       Wirsing junior ist nach eigenen Angaben nicht durch die Mutter, sondern
       durch die Inhalte zur Partei gekommen. „Mit dem BSW konnte ich mich
       inhaltlich identifizieren wie mit keiner Partei zuvor. Davor habe ich mich
       zu den politisch Heimatlosen gezählt“, sagt sie.
       
       ## Thema Frieden als Anziehungspunkt für junge Wähler*innen
       
       Zwei Themen sieht sie als Schwerpunkte für sich und das Jugendbündnis:
       Bildungsgerechtigkeit und Frieden. „In meiner Schulzeit war ich
       Schülersprecherin, und ich habe schon damals gesehen, wie Klassenkameraden
       wegen ihres sozialen Backgrounds abgehängt werden.“ Sie fordert eine
       Bildungsreform, spricht sich unter anderem für Gesamtschulen aus.
       
       Bezüglich des Friedens warb Wirsing in einem Vorstellungsvideo auf
       Instagram vor ihrer Wahl für „internationale Kooperationen statt
       moralischer Sanktionen“. Ob im Falle des Ukrainekriegs nicht gerade erst
       US-Präsident Donald Trump daran gescheitert ist, Wladimir Putin in
       Gesprächen zum Einlenken zu bewegen? „Kriege wird man nicht mit Waffen
       beenden, sondern indem man sich an einen Tisch setzt“, antwortet Wirsing am
       Telefon.
       
       Beim Thema Krieg und Frieden sieht das BSW offensichtlich Potenzial, unter
       jüngeren Wähler*innen zu punkten. Zur Gründungsversammlung in Bochum kam
       Parteichefin Wagenknecht zwar nicht persönlich, aber sie hat eine
       Videobotschaft aus dem Urlaub geschickt. Darin wirft sie der
       Bundesregierung vor, die Wehrpflicht „wieder einführen“ zu wollen – „was ja
       ganz viele junge Menschen betrifft“. Ähnlich klingt es in Grußworten
       anderer BSW-Granden.
       
       Nach Parteiangaben waren zum Auftakt 150 junge Mitglieder und
       Unterstützer*innen vor Ort. Die Unterscheidung ist relevant: Formal
       ist die Wagenknecht-Jugend kein eigenständiger Verband, sondern eine
       Arbeitsgruppe innerhalb der Partei. Nur BSW-Mitglieder können voll
       mitmischen – [3][und bei der Bearbeitung von Aufnahmeanträgen lässt sich
       das Wagenknecht-Bündnis bekanntlich Zeit]. Kein Problem für JSW-Chefin
       Wirsing, auch wenn das Jugendbündnis dadurch nicht mit voller
       Geschwindigkeit wachsen kann: „Ich stehe hinter dem Plan der Parteispitze,
       alle Mitgliedsanträge bis zum Jahresende zu prüfen, statt wahllos
       aufzumachen“, sagt sie.
       
       Und dann gibt es da noch eine weitere Frage, in der Wirsing loyal zur
       BSW-Führung steht: Erst vor wenigen Wochen hat Sahra Wagenknecht deutlich
       die Brandmauer zur AfD infrage gestellt. In Thüringen gab es bereits ein
       Treffen zwischen BSW-Fraktionschef Frank Augsten und dem Rechtsextremen
       Björn Höcke. „Koalitionen mit der AfD schließe ich aus, weil wir nicht
       genug Schnittmengen haben“, sagt JSW-Chefin Wirsing dazu. „Aber ich bin
       dafür, dass man diplomatisch rangeht und sich mit jeder Partei unterhält.
       Das macht Politik aus.“
       
       27 Jul 2025
       
       ## LINKS
       
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       ## AUTOREN
       
 (DIR) Tobias Schulze
       
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