# taz.de -- Staycation statt Flugscham: Warum ein Urlaub zuhause auch schön ist
       
       > Von der stressfreien Staycation bis zur kostengünstigen Alternative bei
       > Verwandten. So lassen sich auch Hotspots und Overtourism vermeiden.
       
 (IMG) Bild: Urlaub zu Hause hat Vorteile: Man kann nichts zu Hause vergessen, weil man ja zu Hause bleibt
       
       Die [1][Sommerferien] haben in einigen Bundesländern der Republik begonnen
       und viele Reiseveranstalter behaupten, die [2][Reiselust] der Deutschen sei
       ungebrochen. Private Umfragen meinerseits haben jedoch ergeben, dass es für
       den Sommer 2025 zwei ganz andere Reisetrends gibt: Staycation und der
       Verwandtenbesuch.
       
       Das englische Wort Staycation setzt sich zusammen aus stay (bleiben) und
       vacation (Urlaub) und hieß früher „Urlaub auf Balkonien“.
       
       Wie man es auch nennen mag: Das Zuhausebleiben hat viele Vorteile: Man muss
       keine Reiseziele diskutieren, abwägen und vergleichen, nichts umständlich
       buchen. Urlaub zu Hause kostet nichts, braucht keinen Anreisestress, ist
       [3][gut fürs Klima] und die Nerven.
       
       Denn im eigenen Bett schläft man am besten, Pflanzen und Haustiere sind
       versorgt, man kann nichts zu Hause vergessen, weil man ja zu Hause bleibt.
       Dort kann man sich auch am besten vor Hitze und Regen schützen. Es drohen
       keine Reisekrankheiten, keine Kulturschocks. Staycation hat also viele
       Vorteile und wenig Nachteile. Der Tapetenwechsel entfällt natürlich, die
       Reiselust bleibt unbefriedigt, Neues gibt es selten zu sehen.
       
       Kein Meer, keine Abenteuer, keine anderen Kulturen. Um diese negativen
       Gefühle aufzufangen, hilft es die „No-Lists“ und „Urlaub des Grauens“-
       Listen anzuschauen, die gerade im Umlauf sind. Da vergeht die Reiselust wie
       von selbst.
       
       ## Overtourism und Klimaschuld
       
       Wegen Overtourism zieht man sich diesen Sommer den Zorn der Einheimischen
       auf Mallorca, den Kanarischen Inseln, Amsterdam, Venedig, Barcelona,
       Dubrovnik und in Teilen Siziliens zu. In Lissabon sind 60 Prozent der
       Wohnungen bereits Ferienwohnungen, nicht nur dort trägt die Touristin zur
       galoppierenden Gentrifikation bei.
       
       Im Mittelmeerraum sind Hitzewellen bis zu 40 Grad möglich, wer nach Ungarn
       und in die Türkei fährt, unterstützt autoritäre Systeme. Bei USA-Reisen
       droht Einreisestress. Wer im Fernurlaub Klimaschuld auf sich laden will,
       sollte beachten, dass die Strände in Bali und Thailand wegen Vermüllung und
       Wassermangel vor dem Kollaps stehen.
       
       Warum auch in die Ferne schweifen? Denn Deutschland ist schön und seine
       Landschaften sind typisch. Im landschaftlich schönen Brandenburg, Thüringen
       und Mecklenburg-Vorpommern ist die Stimmung oft nicht so schön.
       
       Im Norden wiederum der Urlaub so teuer wie am Mittelmeer, das Wetter aber
       unbeständig. Bayern ist teuer, der Bodensee überlaufen. Es gibt ein Mittel,
       das Budget zu schonen: Wer seine ländliche Herkunftsfamilie hinter sich
       gelassen hat und in der Stadt wohnt, kann sich zur Sommerfrische bei der
       Verwandtschaft einmieten.
       
       Das bringt immerhin einen Tapeten- und Mentalitätswechsel. Der öffentliche
       Nahverkehr hilft bei der Entdeckung der Langsamkeit, das kulturelle Angebot
       bei der Entschleunigung.
       
       Und der unüberwindbare Stadt-Land-Gegensatz sorgt für spannende und
       lebhafte weltanschauliche Diskussionen. Und wer immer noch mit der
       Staycation hadert, dem sei das berühmte Zitat des ersten Tourismuskritikers
       Blaise Pascal um 1650 nahegelegt:
       
       „Das ganze Unglück der Menschen rührt allein daher, dass sie nicht ruhig in
       einem Zimmer zu bleiben vermögen.“
       
       23 Jul 2025
       
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 (DIR) Christiane Rösinger
       
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