# taz.de -- Studie zu Eingewanderten: Deutschland als Zwischenstopp
       
       > Eingewanderte können schnell wieder zu Ausgewanderten werden. Vor allem
       > soziale Integration kann dem aber entgegenwirken, so eine neue Studie.
       
 (IMG) Bild: Fachkräfte gewinnen ist das Eine, sie halten ist das Andere. In beiden Fällen steht Deutschland sich selbst im Weg
       
       Viele Eingewanderte wollen Deutschland wieder verlassen. [1][Entweder, um
       zurück in ihr Ursprungsland zu ziehen] oder weiter in ein anderes Land.
       Solche Absichten wurden erstmals in einer repräsentativen Studie
       untersucht, die am Mittwoch veröffentlicht wurde. Sie wurde vom Institut
       für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung durchgeführt, der in Nürnberg
       ansässigen Forschungseinrichtung der Bundesagentur für Arbeit.
       
       Für die Studie wurden zwischen Dezember 2024 und April 2025 50.000 Menschen
       im erwerbsfähigen Alter online befragt, die bis spätestens April 2024 nach
       Deutschland eingewandert sind. Darunter sind sowohl Menschen, die für
       Arbeit und Bildung nach Deutschland kamen, als auch solche, die hier Asyl
       suchen oder über den Familiennachzug von Geflüchteten hergekommen sind.
       
       ## Nur etwa die Hälfte will in Deutschland bleiben
       
       57 Prozent der Eingewanderten, also nur knapp über die Hälfte, wollen
       langfristig in Deutschland bleiben. Das sind etwa 5,7 Millionen Menschen.
       12 Prozent, also 1,2 Millionen Menschen, wollen Deutschland wieder
       verlassen und 30 Prozent, 3 Millionen Menschen, sind unentschlossen.
       
       Eine Rückkehr ins Heimatland wird vor allem von EU-Bürgern angestrebt,
       allen voran nach Polen und Rumänien. Für sie ist meist die Nähe zu
       Familienmitgliedern entscheidend. Menschen, die eingewandert sind und
       weiter in ein anderes Land ziehen wollen, bevorzugen die Schweiz, wohl vor
       allem wegen der gleichen Sprache bei weniger Steuern, gefolgt von den USA
       und Spanien. Sie gehen überwiegend aus wirtschaftlichen Gründen.
       
       ## Für Geflüchtete ist die politische Lage entscheidend
       
       Die Gründe, auszuwandern, unterscheiden sich nach Einwanderungsgrund. Für
       Menschen, die wegen Arbeit und Bildung gekommen sind, sind persönliche
       Vorlieben wie ein besseres Klima am wichtigsten. Bei Geflüchteten und ihren
       nachgeholten Familienmitgliedern steht hingegen die politische Lage in
       Deutschland an erster Stelle.
       
       Dabei dürfte auch der Zeitpunkt der Erhebung eine Rolle gespielt haben. Er
       fiel mit der Bundestagswahl zusammen, also auch mit der aufgeheizten
       Debatte um die Migrationspolitik, mit der [2][gemeinsamen Abstimmung von
       CDU und AfD und den Massenprotesten, die diese auslöste.] So deuten es die
       Forscherinnen bei der Vorstellung des Berichts.
       
       In allen Gruppen sind politische Unzufriedenheit, hohe Steuern, viel
       Bürokratie und persönliche Vorlieben Gründe für eine Auswanderung.
       [3][Geflüchtete nennen außerdem Diskriminierungserfahrungen.] Diese hegen
       am wenigsten Tendenzen, wieder auszureisen. EU-Bürger hingegen eher viele,
       wohl auch wegen der einfachen Mobilität, die ein EU-Pass ermöglicht.
       
       ## Gut gebildete Eingewanderte wollen öfter weg
       
       Menschen mit guter Ausbildung und höherem Einkommen wollen Deutschland
       häufiger wieder verlassen. Vor allem in wissensintensiven Branchen wie in
       der IT, wo es gleichzeitig einen erheblichen Fachkräftemangel gibt, ist das
       Risiko für Abwanderung besonders groß. [4][Aber auch im Gesundheitswesen,
       der Bauwirtschaft oder im Einzelhandel ist es relevant.]
       
       Besonders wichtig in der Entscheidung, ob jemand bleibt oder geht, ist die
       soziale Integration. Etwa, ob jemand Familie hier hat, Kontakt zu
       Deutschen, ob eine emotionale Verbundenheit zum Land besteht und ob sich
       die Person hier willkommen fühlt.
       
       [5][Um das Ziel der dauerhaften, jährlichen Nettozuwanderung von 400.000
       Personen zu erreichen], müsse die Regierung also nicht nur Menschen aus dem
       Ausland anwerben, sondern sie auch hier halten. Vereinfachte Bürokratie,
       ein offenes gesellschaftliches Klima, steuerliche Anreize sowie
       Familiennachzüge und soziale Einbindung brauche es dafür, so die
       Verfasser:innen der Studie.
       
       12 Jun 2025
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Fachkraeftemangel-in-Deutschland/!6057702
 (DIR) [2] /Protestwelle-gegen-Rechtsruck/!6063552
 (DIR) [3] /Situation-von-Gefluechteten-in-Berlin/!6070372
 (DIR) [4] /Fachkraeftemangel-in-Berlin/!6022568
 (DIR) [5] https://iab.de/presseinfo/nur-mit-einer-jaehrlichen-nettozuwanderung-von-400-000-personen-bleibt-das-arbeitskraefteangebot-langfristig-konstant/
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Alice von Lenthe
       
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